[Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893.überschwänglicher; der Andere lobte ihr freundliches Wesen und ihre entgegenkommenden Manieren. Beide stimmten darin überein, Madora sei das Ideal eines schönen, liebenswürdigen Weibes. Gleich darauf erschien die Bajadere selbst. Sie war sehr luftig gekleidet und unverschleiert. Es entspann sich nun ein Huldigungs-Wettstreit, der damit endete, daß der eine der beiden Männer die Faust ballte und im Pathos des beleidigten Ehrgefühls die vernichtenden Worte rief: Ist Alan mehr als ich? Weh' mir, Verrätherin, Holdselig lächelnde Schlange! So lohnst Du Gadi's Freundschaft? Gab ich Dir nicht des Goldes Fülle Und silberne Spangen Und weißlich schimmernde Perlen? Zitt're, Verruchte! Zitt're! Meine Rache wird Dich verfolgen Bis zum Tage Nirwana's, Des Weltenschlummers! Mit dieser Apostrophe entfernte er sich; Madora zuckte die Achseln, reichte dem Zurückbleibenden Alan die Hand und begab sich, vom Beifall des Publikums begleitet, ins Haus. So schloß der erste Act. "Aber das ist ja skandalös unsittlich!" sagte ich zu Mahaguma. "Eine Bajadere, ein feiles Frauenzimmer auf die Bühne zu bringen und ihre Geheimnisse auszukramen - Pfui!" "Unsittlich?" wiederholte Mahaguma erstaunt ... "Wie so?" überschwänglicher; der Andere lobte ihr freundliches Wesen und ihre entgegenkommenden Manieren. Beide stimmten darin überein, Madora sei das Ideal eines schönen, liebenswürdigen Weibes. Gleich darauf erschien die Bajadere selbst. Sie war sehr luftig gekleidet und unverschleiert. Es entspann sich nun ein Huldigungs-Wettstreit, der damit endete, daß der eine der beiden Männer die Faust ballte und im Pathos des beleidigten Ehrgefühls die vernichtenden Worte rief: Ist Alan mehr als ich? Weh’ mir, Verrätherin, Holdselig lächelnde Schlange! So lohnst Du Gadi’s Freundschaft? Gab ich Dir nicht des Goldes Fülle Und silberne Spangen Und weißlich schimmernde Perlen? Zitt’re, Verruchte! Zitt’re! Meine Rache wird Dich verfolgen Bis zum Tage Nirwana’s, Des Weltenschlummers! Mit dieser Apostrophe entfernte er sich; Madora zuckte die Achseln, reichte dem Zurückbleibenden Alan die Hand und begab sich, vom Beifall des Publikums begleitet, ins Haus. So schloß der erste Act. „Aber das ist ja skandalös unsittlich!“ sagte ich zu Mahaguma. „Eine Bajadere, ein feiles Frauenzimmer auf die Bühne zu bringen und ihre Geheimnisse auszukramen – Pfui!“ „Unsittlich?“ wiederholte Mahaguma erstaunt … „Wie so?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="27"/> überschwänglicher; der Andere lobte ihr freundliches Wesen und ihre entgegenkommenden Manieren. Beide stimmten darin überein, Madora sei das Ideal eines schönen, liebenswürdigen Weibes.</p> <p>Gleich darauf erschien die Bajadere selbst. Sie war sehr luftig gekleidet und unverschleiert. Es entspann sich nun ein Huldigungs-Wettstreit, der damit endete, daß der eine der beiden Männer die Faust ballte und im Pathos des beleidigten Ehrgefühls die vernichtenden Worte rief:</p> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Ist Alan mehr als ich?</l><lb/> <l rendition="#et">Weh’ mir, Verrätherin,</l><lb/> <l rendition="#et">Holdselig lächelnde Schlange!</l><lb/> <l rendition="#et">So lohnst Du Gadi’s Freundschaft?</l><lb/> <l rendition="#et">Gab ich Dir nicht des Goldes Fülle</l><lb/> <l rendition="#et">Und silberne Spangen</l><lb/> <l rendition="#et">Und weißlich schimmernde Perlen?</l><lb/> <l rendition="#et">Zitt’re, Verruchte!</l><lb/> <l rendition="#et">Zitt’re!</l><lb/> <l rendition="#et">Meine Rache wird Dich verfolgen</l><lb/> <l rendition="#et">Bis zum Tage Nirwana’s,</l><lb/> <l rendition="#et">Des Weltenschlummers!</l><lb/> </lg> <p>Mit dieser Apostrophe entfernte er sich; Madora zuckte die Achseln, reichte dem Zurückbleibenden Alan die Hand und begab sich, vom Beifall des Publikums begleitet, ins Haus. So schloß der erste Act.</p> <p>„Aber das ist ja skandalös unsittlich!“ sagte ich zu Mahaguma. „Eine Bajadere, ein feiles Frauenzimmer auf die Bühne zu bringen und ihre Geheimnisse auszukramen – Pfui!“</p> <p>„Unsittlich?“ wiederholte Mahaguma erstaunt … „Wie so?“</p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0029]
überschwänglicher; der Andere lobte ihr freundliches Wesen und ihre entgegenkommenden Manieren. Beide stimmten darin überein, Madora sei das Ideal eines schönen, liebenswürdigen Weibes.
Gleich darauf erschien die Bajadere selbst. Sie war sehr luftig gekleidet und unverschleiert. Es entspann sich nun ein Huldigungs-Wettstreit, der damit endete, daß der eine der beiden Männer die Faust ballte und im Pathos des beleidigten Ehrgefühls die vernichtenden Worte rief:
Ist Alan mehr als ich?
Weh’ mir, Verrätherin,
Holdselig lächelnde Schlange!
So lohnst Du Gadi’s Freundschaft?
Gab ich Dir nicht des Goldes Fülle
Und silberne Spangen
Und weißlich schimmernde Perlen?
Zitt’re, Verruchte!
Zitt’re!
Meine Rache wird Dich verfolgen
Bis zum Tage Nirwana’s,
Des Weltenschlummers!
Mit dieser Apostrophe entfernte er sich; Madora zuckte die Achseln, reichte dem Zurückbleibenden Alan die Hand und begab sich, vom Beifall des Publikums begleitet, ins Haus. So schloß der erste Act.
„Aber das ist ja skandalös unsittlich!“ sagte ich zu Mahaguma. „Eine Bajadere, ein feiles Frauenzimmer auf die Bühne zu bringen und ihre Geheimnisse auszukramen – Pfui!“
„Unsittlich?“ wiederholte Mahaguma erstaunt … „Wie so?“
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