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[Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893.

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Menschen der Lärm verursacht, in den Biographieen, oder sonstigen Berichten persönlicher Aeußerungen fast aller großen Schriftsteller, z. B. Kant's, Goethe's, Lichtenberg's, Jean Paul's; ja, wenn solche bei irgend Einem fehlen sollten, so ist es bloß, weil der Context nicht darauf geführt hat. Ich lege mir die Sache so aus: wie ein großer Diamant, in Stücke zerschnitten, an Werth nur noch ebenso vielen kleinen gleich kommt; oder wie ein Heer, wenn es zersprengt, d. h. in kleine Haufen aufgelöst ist, nichts mehr vermag: so vermag auch ein großer Geist nicht mehr, als ein gewöhnlicher, sobald er unterbrochen, gestört, zerstreut, abgelenkt wird; weil seine Ueberlegenheit dadurch bedingt ist, daß er alle seine Kräfte, wie ein Hohlspiegel alle seine Strahlen, auf einen Punkt und Gegenstand concentrirt; und hieran eben verhindert ihn die lärmende Unterbrechung. Darum also sind die eminenten Geister stets jeder Störung, Unterbrechung und Ablenkung, vor Allem aber der gewaltsamen durch Lärm, so höchst abhold gewesen; während die übrigen dergleichen nicht sonderlich anficht. Die verständigste und geistreichste aller europäischen Nationen hat sogar die Regel: never interrupt! - Du sollst niemals unterbrechen! - das elfte Gebot genannt. Der Lärm aber ist die impertinenteste aller Unterbrechungen, da er sogar unsere eigenen Gedanken unterbricht, ja, zerbricht. Wo jedoch nichts zu unterbrechen ist, da wird er freilich nicht sonderlich empfunden werden."

Es erübrigt noch eine kurze Bemerkung über die conventionelle Rücksichtslosigkeit, mit der man den Musik-Unterricht um jeden Preis und bei jedem noch so unmusikalisch-veranlagten Individuum in den Lektionsplan hineinpropft, sehr häufig zum Nachtheil der körperlichen, moralischen und wissenschatlichen Entwicklung.

Menschen der Lärm verursacht, in den Biographieen, oder sonstigen Berichten persönlicher Aeußerungen fast aller großen Schriftsteller, z. B. Kant’s, Goethe’s, Lichtenberg’s, Jean Paul’s; ja, wenn solche bei irgend Einem fehlen sollten, so ist es bloß, weil der Context nicht darauf geführt hat. Ich lege mir die Sache so aus: wie ein großer Diamant, in Stücke zerschnitten, an Werth nur noch ebenso vielen kleinen gleich kommt; oder wie ein Heer, wenn es zersprengt, d. h. in kleine Haufen aufgelöst ist, nichts mehr vermag: so vermag auch ein großer Geist nicht mehr, als ein gewöhnlicher, sobald er unterbrochen, gestört, zerstreut, abgelenkt wird; weil seine Ueberlegenheit dadurch bedingt ist, daß er alle seine Kräfte, wie ein Hohlspiegel alle seine Strahlen, auf einen Punkt und Gegenstand concentrirt; und hieran eben verhindert ihn die lärmende Unterbrechung. Darum also sind die eminenten Geister stets jeder Störung, Unterbrechung und Ablenkung, vor Allem aber der gewaltsamen durch Lärm, so höchst abhold gewesen; während die übrigen dergleichen nicht sonderlich anficht. Die verständigste und geistreichste aller europäischen Nationen hat sogar die Regel: never interrupt! – Du sollst niemals unterbrechen! – das elfte Gebot genannt. Der Lärm aber ist die impertinenteste aller Unterbrechungen, da er sogar unsere eigenen Gedanken unterbricht, ja, zerbricht. Wo jedoch nichts zu unterbrechen ist, da wird er freilich nicht sonderlich empfunden werden.“

Es erübrigt noch eine kurze Bemerkung über die conventionelle Rücksichtslosigkeit, mit der man den Musik-Unterricht um jeden Preis und bei jedem noch so unmusikalisch-veranlagten Individuum in den Lektionsplan hineinpropft, sehr häufig zum Nachtheil der körperlichen, moralischen und wissenschatlichen Entwicklung.

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[51/0053] Menschen der Lärm verursacht, in den Biographieen, oder sonstigen Berichten persönlicher Aeußerungen fast aller großen Schriftsteller, z. B. Kant’s, Goethe’s, Lichtenberg’s, Jean Paul’s; ja, wenn solche bei irgend Einem fehlen sollten, so ist es bloß, weil der Context nicht darauf geführt hat. Ich lege mir die Sache so aus: wie ein großer Diamant, in Stücke zerschnitten, an Werth nur noch ebenso vielen kleinen gleich kommt; oder wie ein Heer, wenn es zersprengt, d. h. in kleine Haufen aufgelöst ist, nichts mehr vermag: so vermag auch ein großer Geist nicht mehr, als ein gewöhnlicher, sobald er unterbrochen, gestört, zerstreut, abgelenkt wird; weil seine Ueberlegenheit dadurch bedingt ist, daß er alle seine Kräfte, wie ein Hohlspiegel alle seine Strahlen, auf einen Punkt und Gegenstand concentrirt; und hieran eben verhindert ihn die lärmende Unterbrechung. Darum also sind die eminenten Geister stets jeder Störung, Unterbrechung und Ablenkung, vor Allem aber der gewaltsamen durch Lärm, so höchst abhold gewesen; während die übrigen dergleichen nicht sonderlich anficht. Die verständigste und geistreichste aller europäischen Nationen hat sogar die Regel: never interrupt! – Du sollst niemals unterbrechen! – das elfte Gebot genannt. Der Lärm aber ist die impertinenteste aller Unterbrechungen, da er sogar unsere eigenen Gedanken unterbricht, ja, zerbricht. Wo jedoch nichts zu unterbrechen ist, da wird er freilich nicht sonderlich empfunden werden.“ Es erübrigt noch eine kurze Bemerkung über die conventionelle Rücksichtslosigkeit, mit der man den Musik-Unterricht um jeden Preis und bei jedem noch so unmusikalisch-veranlagten Individuum in den Lektionsplan hineinpropft, sehr häufig zum Nachtheil der körperlichen, moralischen und wissenschatlichen Entwicklung.

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Zitationshilfe: [Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckstein_dudler_1893/53>, abgerufen am 23.11.2024.