Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914].

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Angel darnach auswerfen. So-
dann muß man den Verkehr mit der
Welt auf das Notwendige beschränken.
Man behandle sie wie eine falsche Nach-
barin. Man sucht mit dieser keinen
Streit, erweist ihr die schuldige Auf-
merksamkeit, nimmt ihre Komplimente
als das, was sie sind, und befleißt sich
im übrigen einer klugen Zurückhaltung.
Wer die Welt näher beobachtet, wird
sie weder lieben, noch fürchten, sondern
verachten. Niemand ist falscher und
undankbarer als die Welt. Wer auf
dem Piedestal des Glückes steht, wird
von ihr in das Gesicht angebetet, im
Herzen beneidet und hinter dem Rücken
gelästert, und bei einem Wechsel des
Glückes sofort verlassen. Um eine ge-
fallene Größe, um eine verblühte Schön-
heit kümmert sich die Welt so wenig
als um den Pfahl, an dem ein glän-
zendes Feuerwerk losgebrannt worden
war. Niemand ist thörichter als die Welt.
Was sie hochschätzt, ist eitel und ver-

ihre Angel darnach auswerfen. So-
dann muß man den Verkehr mit der
Welt auf das Notwendige beschränken.
Man behandle sie wie eine falsche Nach-
barin. Man sucht mit dieser keinen
Streit, erweist ihr die schuldige Auf-
merksamkeit, nimmt ihre Komplimente
als das, was sie sind, und befleißt sich
im übrigen einer klugen Zurückhaltung.
Wer die Welt näher beobachtet, wird
sie weder lieben, noch fürchten, sondern
verachten. Niemand ist falscher und
undankbarer als die Welt. Wer auf
dem Piedestal des Glückes steht, wird
von ihr in das Gesicht angebetet, im
Herzen beneidet und hinter dem Rücken
gelästert, und bei einem Wechsel des
Glückes sofort verlassen. Um eine ge-
fallene Größe, um eine verblühte Schön-
heit kümmert sich die Welt so wenig
als um den Pfahl, an dem ein glän-
zendes Feuerwerk losgebrannt worden
war. Niemand ist thörichter als die Welt.
Was sie hochschätzt, ist eitel und ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0128" xml:id="E29_001_1914_pb0120_0001" n="120"/>
ihre Angel darnach auswerfen. So-<lb/>
dann muß man den Verkehr mit der<lb/>
Welt auf das Notwendige beschränken.<lb/>
Man behandle sie wie eine falsche Nach-<lb/>
barin. Man sucht mit dieser keinen<lb/>
Streit, erweist ihr die schuldige Auf-<lb/>
merksamkeit, nimmt ihre Komplimente<lb/>
als das, was sie sind, und befleißt sich<lb/>
im übrigen einer klugen Zurückhaltung.<lb/>
Wer die Welt näher beobachtet, wird<lb/>
sie weder lieben, noch fürchten, sondern<lb/>
verachten. Niemand ist falscher und<lb/>
undankbarer als die Welt. Wer auf<lb/>
dem Piedestal des Glückes steht, wird<lb/>
von ihr in das Gesicht angebetet, im<lb/>
Herzen beneidet und hinter dem Rücken<lb/>
gelästert, und bei einem Wechsel des<lb/>
Glückes sofort verlassen. Um eine ge-<lb/>
fallene Größe, um eine verblühte Schön-<lb/>
heit kümmert sich die Welt so wenig<lb/>
als um den Pfahl, an dem ein glän-<lb/>
zendes Feuerwerk losgebrannt worden<lb/>
war. Niemand ist thörichter als die Welt.<lb/>
Was sie hochschätzt, ist eitel und ver-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0128] ihre Angel darnach auswerfen. So- dann muß man den Verkehr mit der Welt auf das Notwendige beschränken. Man behandle sie wie eine falsche Nach- barin. Man sucht mit dieser keinen Streit, erweist ihr die schuldige Auf- merksamkeit, nimmt ihre Komplimente als das, was sie sind, und befleißt sich im übrigen einer klugen Zurückhaltung. Wer die Welt näher beobachtet, wird sie weder lieben, noch fürchten, sondern verachten. Niemand ist falscher und undankbarer als die Welt. Wer auf dem Piedestal des Glückes steht, wird von ihr in das Gesicht angebetet, im Herzen beneidet und hinter dem Rücken gelästert, und bei einem Wechsel des Glückes sofort verlassen. Um eine ge- fallene Größe, um eine verblühte Schön- heit kümmert sich die Welt so wenig als um den Pfahl, an dem ein glän- zendes Feuerwerk losgebrannt worden war. Niemand ist thörichter als die Welt. Was sie hochschätzt, ist eitel und ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/128
Zitationshilfe: Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/128>, abgerufen am 21.11.2024.