das bewirkt die Hoffnung im Leben der einzelnen Seele und der ganzen mensch- lichen Gesellschaft. Alles Sinnen und Trachten des Geistes, alle Arbeiten und Anstrengungen, man kann sagen jeder Schritt und Tritt, wie die schwer- sten Opfer und Ueberwindungen gehen aus der Hoffnung hervor, d. h. aus der Erwartung, damit ein Gut zu er- langen oder ein Uebel abzuwenden.
Wie die Hoffnung die Triebfeder aller Bewegung ist, so ist sie auch un- sere Stärke im Leiden. Das größte Unglück ist auszuhalten, so lange man hofft, aus demselben wieder herauszu- kommen. Unerträglich ist das Leiden nur für jene, welche keine Hoffnung mehr haben, also streng genommen, nur für die Verdammten in der Hölle.
In diesem Leben muß unsere Seele hoffen und streben, wie unser Leib atmen muß. Es fragt sich nur, wel- cher Art von Hoffnung wir folgen wollen. Es gibt trügerische Hoffnun-
das bewirkt die Hoffnung im Leben der einzelnen Seele und der ganzen mensch- lichen Gesellschaft. Alles Sinnen und Trachten des Geistes, alle Arbeiten und Anstrengungen, man kann sagen jeder Schritt und Tritt, wie die schwer- sten Opfer und Ueberwindungen gehen aus der Hoffnung hervor, d. h. aus der Erwartung, damit ein Gut zu er- langen oder ein Uebel abzuwenden.
Wie die Hoffnung die Triebfeder aller Bewegung ist, so ist sie auch un- sere Stärke im Leiden. Das größte Unglück ist auszuhalten, so lange man hofft, aus demselben wieder herauszu- kommen. Unerträglich ist das Leiden nur für jene, welche keine Hoffnung mehr haben, also streng genommen, nur für die Verdammten in der Hölle.
In diesem Leben muß unsere Seele hoffen und streben, wie unser Leib atmen muß. Es fragt sich nur, wel- cher Art von Hoffnung wir folgen wollen. Es gibt trügerische Hoffnun-
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das bewirkt die Hoffnung im Leben der
einzelnen Seele und der ganzen mensch-
lichen Gesellschaft. Alles Sinnen und
Trachten des Geistes, alle Arbeiten
und Anstrengungen, man kann sagen
jeder Schritt und Tritt, wie die schwer-
sten Opfer und Ueberwindungen gehen
aus der Hoffnung hervor, d. h. aus
der Erwartung, damit ein Gut zu er-
langen oder ein Uebel abzuwenden.
Wie die Hoffnung die Triebfeder
aller Bewegung ist, so ist sie auch un-
sere Stärke im Leiden. Das größte
Unglück ist auszuhalten, so lange man
hofft, aus demselben wieder herauszu-
kommen. Unerträglich ist das Leiden
nur für jene, welche keine Hoffnung
mehr haben, also streng genommen,
nur für die Verdammten in der Hölle.
In diesem Leben muß unsere Seele
hoffen und streben, wie unser Leib
atmen muß. Es fragt sich nur, wel-
cher Art von Hoffnung wir folgen
wollen. Es gibt trügerische Hoffnun-
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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