halten, mit Gott. (I. Mos. 4, 1.) Es erwachte die Mutterliebe in ihrem Herzen und sie begrüßte den Neuge- borenen als Fleisch von ihrem Fleische. Die Mutterliebe ist das kostbarste na- türliche Gut, welches den neuen Welt- bürger beim Eintritte in diese Welt erwartet, und welches ihm nirgends fehlt, mag er in einer Hütte oder in einem Palast geboren werden. Diese Liebe ist um so größer und opferwil- liger, je mehr die Not des irdischen Daseins den hilflosen Sprößling be- droht. Es ist bewunderungswürdig, wie diese Liebe auch Mütter, die vor- her wenig von Entsagung und Ueber- windung wissen wollten, mit Eifer und Kraft und Ausdauer erfüllt, wo es sich darum handelt, ihr Kind zu ver- pflegen und seine Bedürfnisse zu be- friedigen. Diese Liebe kümmert sich nicht bloß um das augenblickliche Be- dürfnis, sie erlischt nicht, wenn das Kind sich selber helfen kann, wie ihr
halten, mit Gott. (I. Mos. 4, 1.) Es erwachte die Mutterliebe in ihrem Herzen und sie begrüßte den Neuge- borenen als Fleisch von ihrem Fleische. Die Mutterliebe ist das kostbarste na- türliche Gut, welches den neuen Welt- bürger beim Eintritte in diese Welt erwartet, und welches ihm nirgends fehlt, mag er in einer Hütte oder in einem Palast geboren werden. Diese Liebe ist um so größer und opferwil- liger, je mehr die Not des irdischen Daseins den hilflosen Sprößling be- droht. Es ist bewunderungswürdig, wie diese Liebe auch Mütter, die vor- her wenig von Entsagung und Ueber- windung wissen wollten, mit Eifer und Kraft und Ausdauer erfüllt, wo es sich darum handelt, ihr Kind zu ver- pflegen und seine Bedürfnisse zu be- friedigen. Diese Liebe kümmert sich nicht bloß um das augenblickliche Be- dürfnis, sie erlischt nicht, wenn das Kind sich selber helfen kann, wie ihr
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0235"xml:id="E29_001_1914_pb0227_0001"n="227"/>
halten, mit Gott. (I. Mos. 4, 1.) Es<lb/>
erwachte die Mutterliebe in ihrem<lb/>
Herzen und sie begrüßte den Neuge-<lb/>
borenen als Fleisch von ihrem Fleische.<lb/>
Die Mutterliebe ist das kostbarste na-<lb/>
türliche Gut, welches den neuen Welt-<lb/>
bürger beim Eintritte in diese Welt<lb/>
erwartet, und welches ihm nirgends<lb/>
fehlt, mag er in einer Hütte oder in<lb/>
einem Palast geboren werden. Diese<lb/>
Liebe ist um so größer und opferwil-<lb/>
liger, je mehr die Not des irdischen<lb/>
Daseins den hilflosen Sprößling be-<lb/>
droht. Es ist bewunderungswürdig,<lb/>
wie diese Liebe auch Mütter, die vor-<lb/>
her wenig von Entsagung und Ueber-<lb/>
windung wissen wollten, mit Eifer und<lb/>
Kraft und Ausdauer erfüllt, wo es<lb/>
sich darum handelt, ihr Kind zu ver-<lb/>
pflegen und seine Bedürfnisse zu be-<lb/>
friedigen. Diese Liebe kümmert sich<lb/>
nicht bloß um das augenblickliche Be-<lb/>
dürfnis, sie erlischt nicht, wenn das<lb/>
Kind sich selber helfen kann, wie ihr<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[227/0235]
halten, mit Gott. (I. Mos. 4, 1.) Es
erwachte die Mutterliebe in ihrem
Herzen und sie begrüßte den Neuge-
borenen als Fleisch von ihrem Fleische.
Die Mutterliebe ist das kostbarste na-
türliche Gut, welches den neuen Welt-
bürger beim Eintritte in diese Welt
erwartet, und welches ihm nirgends
fehlt, mag er in einer Hütte oder in
einem Palast geboren werden. Diese
Liebe ist um so größer und opferwil-
liger, je mehr die Not des irdischen
Daseins den hilflosen Sprößling be-
droht. Es ist bewunderungswürdig,
wie diese Liebe auch Mütter, die vor-
her wenig von Entsagung und Ueber-
windung wissen wollten, mit Eifer und
Kraft und Ausdauer erfüllt, wo es
sich darum handelt, ihr Kind zu ver-
pflegen und seine Bedürfnisse zu be-
friedigen. Diese Liebe kümmert sich
nicht bloß um das augenblickliche Be-
dürfnis, sie erlischt nicht, wenn das
Kind sich selber helfen kann, wie ihr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/235>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.