ner sagt der Herr selber, daß der Sinn des menschlichen Herzens zum Bösen geneigt sei von Jugend auf. (I. Mos. 8, 21.) Dieses Wort gilt auch von dei- nem Kinde. Sei es auch noch unver- dorben, wer verbürgt dir, daß nicht heute, vielleicht gestern schon der Keim zu Unordnungen in seinem Herzen ge- legt worden, der erst nach längerer Zeit sich äußerlich bemerkbar macht? Die Meinung, daß das Kind noch nichts verstehe, ist so unheilvoll wie die an- dere, daß es in der Welt keine Ge- fahren gebe.
Wer einen kostbaren Schatz zu hü- ten hat, thut gut, wenn er sich der größten Wachsamkeit, oder, wenn man lieber will, des größten Mißtrauens befleißt. Darum überwache die Mut- ter alles, was das Kind im eigenen Hause hört und sieht und liest, sie thue dasselbe in Bezug auf seine Kamera- den und die Einflüsse, die sich außer dem Hause geltend machen. Nament-
ner sagt der Herr selber, daß der Sinn des menschlichen Herzens zum Bösen geneigt sei von Jugend auf. (I. Mos. 8, 21.) Dieses Wort gilt auch von dei- nem Kinde. Sei es auch noch unver- dorben, wer verbürgt dir, daß nicht heute, vielleicht gestern schon der Keim zu Unordnungen in seinem Herzen ge- legt worden, der erst nach längerer Zeit sich äußerlich bemerkbar macht? Die Meinung, daß das Kind noch nichts verstehe, ist so unheilvoll wie die an- dere, daß es in der Welt keine Ge- fahren gebe.
Wer einen kostbaren Schatz zu hü- ten hat, thut gut, wenn er sich der größten Wachsamkeit, oder, wenn man lieber will, des größten Mißtrauens befleißt. Darum überwache die Mut- ter alles, was das Kind im eigenen Hause hört und sieht und liest, sie thue dasselbe in Bezug auf seine Kamera- den und die Einflüsse, die sich außer dem Hause geltend machen. Nament-
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ner sagt der Herr selber, daß der Sinn
des menschlichen Herzens zum Bösen
geneigt sei von Jugend auf. (I. Mos.
8, 21.) Dieses Wort gilt auch von dei-
nem Kinde. Sei es auch noch unver-
dorben, wer verbürgt dir, daß nicht
heute, vielleicht gestern schon der Keim
zu Unordnungen in seinem Herzen ge-
legt worden, der erst nach längerer Zeit
sich äußerlich bemerkbar macht? Die
Meinung, daß das Kind noch nichts
verstehe, ist so unheilvoll wie die an-
dere, daß es in der Welt keine Ge-
fahren gebe.
Wer einen kostbaren Schatz zu hü-
ten hat, thut gut, wenn er sich der
größten Wachsamkeit, oder, wenn man
lieber will, des größten Mißtrauens
befleißt. Darum überwache die Mut-
ter alles, was das Kind im eigenen
Hause hört und sieht und liest, sie thue
dasselbe in Bezug auf seine Kamera-
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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