muß, daß das Werk ihrer Erziehung mißlungen ist, daß sie einen schlimmen Samen auf Erden zurückläßt, daß eine Ernte aus diesem Samen für den Himmel sehr zweifelhaft ist, wenn sie sich selber nicht freisprechen kann von der Mitschuld an diesem Unglücke, dann wird ihr letzter Tag kaum ein heiterer sein können. Die Nachlässig- keit in der Erziehung und die meistens unheilbaren Folgen derselben sind et- was Drückendes für das Gewissen, aber doch nicht das Drückendste. Es bleibt immer noch der freilich schwache Schimmer von Trost, daß es nicht gerade mit Absicht und bösem Willen so gekommen sei. Aber wenn jemand seine Kinder schon bevor sie geboren sind, durch förmliches Uebereinkommen von seiner eigenen Kirche und seinem eigenen Glauben ausschließt, so fällt auch dieser Schimmer von Trost noch weg. Man steht da vor einer Ver- leugnung des Glaubens und der Mut-
muß, daß das Werk ihrer Erziehung mißlungen ist, daß sie einen schlimmen Samen auf Erden zurückläßt, daß eine Ernte aus diesem Samen für den Himmel sehr zweifelhaft ist, wenn sie sich selber nicht freisprechen kann von der Mitschuld an diesem Unglücke, dann wird ihr letzter Tag kaum ein heiterer sein können. Die Nachlässig- keit in der Erziehung und die meistens unheilbaren Folgen derselben sind et- was Drückendes für das Gewissen, aber doch nicht das Drückendste. Es bleibt immer noch der freilich schwache Schimmer von Trost, daß es nicht gerade mit Absicht und bösem Willen so gekommen sei. Aber wenn jemand seine Kinder schon bevor sie geboren sind, durch förmliches Uebereinkommen von seiner eigenen Kirche und seinem eigenen Glauben ausschließt, so fällt auch dieser Schimmer von Trost noch weg. Man steht da vor einer Ver- leugnung des Glaubens und der Mut-
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0352"xml:id="E29_001_1914_pb0344_0001"n="344"/>
muß, daß das Werk ihrer Erziehung<lb/>
mißlungen ist, daß sie einen schlimmen<lb/>
Samen auf Erden zurückläßt, daß eine<lb/>
Ernte aus diesem Samen für den<lb/>
Himmel sehr zweifelhaft ist, wenn sie<lb/>
sich selber nicht freisprechen kann von<lb/>
der Mitschuld an diesem Unglücke,<lb/>
dann wird ihr letzter Tag kaum ein<lb/>
heiterer sein können. Die Nachlässig-<lb/>
keit in der Erziehung und die meistens<lb/>
unheilbaren Folgen derselben sind et-<lb/>
was Drückendes für das Gewissen,<lb/>
aber doch nicht das Drückendste. Es<lb/>
bleibt immer noch der freilich schwache<lb/>
Schimmer von Trost, daß es nicht<lb/>
gerade mit Absicht und bösem Willen<lb/>
so gekommen sei. Aber wenn jemand<lb/>
seine Kinder schon bevor sie geboren<lb/>
sind, durch förmliches Uebereinkommen<lb/>
von seiner eigenen Kirche und seinem<lb/>
eigenen Glauben ausschließt, so fällt<lb/>
auch dieser Schimmer von Trost noch<lb/>
weg. Man steht da vor einer Ver-<lb/>
leugnung des Glaubens und der Mut-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[344/0352]
muß, daß das Werk ihrer Erziehung
mißlungen ist, daß sie einen schlimmen
Samen auf Erden zurückläßt, daß eine
Ernte aus diesem Samen für den
Himmel sehr zweifelhaft ist, wenn sie
sich selber nicht freisprechen kann von
der Mitschuld an diesem Unglücke,
dann wird ihr letzter Tag kaum ein
heiterer sein können. Die Nachlässig-
keit in der Erziehung und die meistens
unheilbaren Folgen derselben sind et-
was Drückendes für das Gewissen,
aber doch nicht das Drückendste. Es
bleibt immer noch der freilich schwache
Schimmer von Trost, daß es nicht
gerade mit Absicht und bösem Willen
so gekommen sei. Aber wenn jemand
seine Kinder schon bevor sie geboren
sind, durch förmliches Uebereinkommen
von seiner eigenen Kirche und seinem
eigenen Glauben ausschließt, so fällt
auch dieser Schimmer von Trost noch
weg. Man steht da vor einer Ver-
leugnung des Glaubens und der Mut-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/352>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.