hinfällig ist. Kurz ist das Leben, und die Blütezeit körperlicher Schönheit ist noch viel kürzer. Sei es auch, daß jemand ein paar Augenblicke finde, wonach die Eitelkeit verlangt, so folgt auf das Blühen rasch das Verwel- ken, bald wird die Welt ihre Augen wieder von ihr weg und andern zu- wenden und ihr zu verstehen geben, daß ihre Zeit vorüber sei. Aber wenn die äußern Vorzüge dahinwelken, die Leidenschaft im Herzen verwelkt nicht, sie lebt fort als nachteilige sittliche Verirrung und als Störerin des in- nern Friedens. Betrüglich ist die An- mut und eitel die Schönheit, ein Weib, das den Herrn fürchtet, das wird ge- lobt werden. (Sprichw. 31, 30.) Wa- rum sich lange abmühen um einen Schein, der von heute auf morgen zer- fließen wird? Es gibt eine Schönheit, die viel wohlfeiler zu haben ist, und die man noch behalten kann, wenn man alt geworden, weil sie ewig ist.
hinfällig ist. Kurz ist das Leben, und die Blütezeit körperlicher Schönheit ist noch viel kürzer. Sei es auch, daß jemand ein paar Augenblicke finde, wonach die Eitelkeit verlangt, so folgt auf das Blühen rasch das Verwel- ken, bald wird die Welt ihre Augen wieder von ihr weg und andern zu- wenden und ihr zu verstehen geben, daß ihre Zeit vorüber sei. Aber wenn die äußern Vorzüge dahinwelken, die Leidenschaft im Herzen verwelkt nicht, sie lebt fort als nachteilige sittliche Verirrung und als Störerin des in- nern Friedens. Betrüglich ist die An- mut und eitel die Schönheit, ein Weib, das den Herrn fürchtet, das wird ge- lobt werden. (Sprichw. 31, 30.) Wa- rum sich lange abmühen um einen Schein, der von heute auf morgen zer- fließen wird? Es gibt eine Schönheit, die viel wohlfeiler zu haben ist, und die man noch behalten kann, wenn man alt geworden, weil sie ewig ist.
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hinfällig ist. Kurz ist das Leben, und
die Blütezeit körperlicher Schönheit ist
noch viel kürzer. Sei es auch, daß
jemand ein paar Augenblicke finde,
wonach die Eitelkeit verlangt, so folgt
auf das Blühen rasch das Verwel-
ken, bald wird die Welt ihre Augen
wieder von ihr weg und andern zu-
wenden und ihr zu verstehen geben,
daß ihre Zeit vorüber sei. Aber wenn
die äußern Vorzüge dahinwelken, die
Leidenschaft im Herzen verwelkt nicht,
sie lebt fort als nachteilige sittliche
Verirrung und als Störerin des in-
nern Friedens. Betrüglich ist die An-
mut und eitel die Schönheit, ein Weib,
das den Herrn fürchtet, das wird ge-
lobt werden. (Sprichw. 31, 30.) Wa-
rum sich lange abmühen um einen
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/67>, abgerufen am 27.11.2024.
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