Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

Gewisse Unarten wie Eigensinn, Ungehor-
sam, sodann Naschen, Lügen, Zornaus-
brüche, die Wiederholung roher Redensarten
u. dgl. dürfen auch in ihren ersten Anfängen
nicht geduldet werden. Sie sind bei dem
kleinen Kinde freilich noch keine Sünden,
aber es sind die ersten Offenbarungen ge-
fährlicher Leidenschaften, die jetzt noch leicht
unterdrückt werden können. Wenn man sie
schon in dieser Zeit bekämpft, so erweist
man dem Kinde eine sehr große Wohlthat.
Es wird später viel leichter und sicherer den
Weg der Tugend wandeln. Diese inneren
Feinde werden ihm dann viel weniger Ver-
suchungen und Kämpfe bereiten. Schon Seneka,
ein heidnischer Weiser, hat gesagt: "Leicht
ist es, die noch zarten Gemüter zu leiten
und zu lenken; dagegen ist es sehr schwer,
Laster auszurotten, die mit uns aufgewachsen
sind."
Und der weise Mann in der heiligen
Schrift giebt die Mahnung: "Leite im An-
fang den Knaben zum Wege der Tugend,
er wird dann, auch wenn er älter wird, nicht
davon abweichen."
(Sprichw. 22, 6.)

Die Hauptsache ist die Gewöhnung an
pünktlichen Gehorsam. In ihm ist alles
andere schon enthalten, was die sittliche Er-

Gewisse Unarten wie Eigensinn, Ungehor-
sam, sodann Naschen, Lügen, Zornaus-
brüche, die Wiederholung roher Redensarten
u. dgl. dürfen auch in ihren ersten Anfängen
nicht geduldet werden. Sie sind bei dem
kleinen Kinde freilich noch keine Sünden,
aber es sind die ersten Offenbarungen ge-
fährlicher Leidenschaften, die jetzt noch leicht
unterdrückt werden können. Wenn man sie
schon in dieser Zeit bekämpft, so erweist
man dem Kinde eine sehr große Wohlthat.
Es wird später viel leichter und sicherer den
Weg der Tugend wandeln. Diese inneren
Feinde werden ihm dann viel weniger Ver-
suchungen und Kämpfe bereiten. Schon Seneka,
ein heidnischer Weiser, hat gesagt: „Leicht
ist es, die noch zarten Gemüter zu leiten
und zu lenken; dagegen ist es sehr schwer,
Laster auszurotten, die mit uns aufgewachsen
sind.“
Und der weise Mann in der heiligen
Schrift giebt die Mahnung: „Leite im An-
fang den Knaben zum Wege der Tugend,
er wird dann, auch wenn er älter wird, nicht
davon abweichen.“
(Sprichw. 22, 6.)

Die Hauptsache ist die Gewöhnung an
pünktlichen Gehorsam. In ihm ist alles
andere schon enthalten, was die sittliche Er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="17">
          <p><pb facs="#f0139" xml:id="E29V3_001_1895_pb0125_0001" n="125"/>
Gewisse Unarten wie Eigensinn, Ungehor-<lb/>
sam, sodann Naschen, Lügen, Zornaus-<lb/>
brüche, die Wiederholung roher Redensarten<lb/>
u. dgl. dürfen auch in ihren ersten Anfängen<lb/>
nicht geduldet werden. Sie sind bei dem<lb/>
kleinen Kinde freilich noch keine Sünden,<lb/>
aber es sind die ersten Offenbarungen ge-<lb/>
fährlicher Leidenschaften, die jetzt noch leicht<lb/>
unterdrückt werden können. Wenn man sie<lb/>
schon in dieser Zeit bekämpft, so erweist<lb/>
man dem Kinde eine sehr große Wohlthat.<lb/>
Es wird später viel leichter und sicherer den<lb/>
Weg der Tugend wandeln. Diese inneren<lb/>
Feinde werden ihm dann viel weniger Ver-<lb/>
suchungen und Kämpfe bereiten. Schon Seneka,<lb/>
ein heidnischer Weiser, hat gesagt: <q>&#x201E;Leicht<lb/>
ist es, die noch zarten Gemüter zu leiten<lb/>
und zu lenken; dagegen ist es sehr schwer,<lb/>
Laster auszurotten, die mit uns aufgewachsen<lb/>
sind.&#x201C;</q> Und der weise Mann in der heiligen<lb/>
Schrift giebt die Mahnung: <q>&#x201E;Leite im An-<lb/>
fang den Knaben zum Wege der Tugend,<lb/>
er wird dann, auch wenn er älter wird, nicht<lb/>
davon abweichen.&#x201C;</q> (Sprichw. 22, 6.)</p>
          <p>Die Hauptsache ist die Gewöhnung an<lb/>
pünktlichen <hi rendition="#g">Gehorsam</hi>. In ihm ist alles<lb/>
andere schon enthalten, was die sittliche Er-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0139] Gewisse Unarten wie Eigensinn, Ungehor- sam, sodann Naschen, Lügen, Zornaus- brüche, die Wiederholung roher Redensarten u. dgl. dürfen auch in ihren ersten Anfängen nicht geduldet werden. Sie sind bei dem kleinen Kinde freilich noch keine Sünden, aber es sind die ersten Offenbarungen ge- fährlicher Leidenschaften, die jetzt noch leicht unterdrückt werden können. Wenn man sie schon in dieser Zeit bekämpft, so erweist man dem Kinde eine sehr große Wohlthat. Es wird später viel leichter und sicherer den Weg der Tugend wandeln. Diese inneren Feinde werden ihm dann viel weniger Ver- suchungen und Kämpfe bereiten. Schon Seneka, ein heidnischer Weiser, hat gesagt: „Leicht ist es, die noch zarten Gemüter zu leiten und zu lenken; dagegen ist es sehr schwer, Laster auszurotten, die mit uns aufgewachsen sind.“ Und der weise Mann in der heiligen Schrift giebt die Mahnung: „Leite im An- fang den Knaben zum Wege der Tugend, er wird dann, auch wenn er älter wird, nicht davon abweichen.“ (Sprichw. 22, 6.) Die Hauptsache ist die Gewöhnung an pünktlichen Gehorsam. In ihm ist alles andere schon enthalten, was die sittliche Er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/139
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/139>, abgerufen am 04.12.2024.