weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet mit Vergnügen die possierlichen Sprünge junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs- fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be- dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver- argen wollte. Wem die unschuldigen Freu- den der Jugend verkümmert werden, der muß es später büßen in seinem Gemüts- leben, nicht selten leidet er sogar Schaden in seiner sittlichen Ausbildung.
Es handelt sich nur darum, den Tummel- platz für diesen jugendlichen Uebermut in der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem Kinde und Knaben bietet das keine beson- deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar- auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim- men Kindern beisammen sind. Viel schwie- riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng- ling die passende Gelegenheit zu geben, sich in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte man das den Jünglingen selber überlassen. Falls auch der Mutwille hie und da etwas zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt- licher Verdorbenheit, und wenn die soge- nannten Flegeljahre vorüber waren, hat sich oft der übermütigste Jüngling zum wackersten Manne entwickelt.
weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet mit Vergnügen die possierlichen Sprünge junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs- fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be- dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver- argen wollte. Wem die unschuldigen Freu- den der Jugend verkümmert werden, der muß es später büßen in seinem Gemüts- leben, nicht selten leidet er sogar Schaden in seiner sittlichen Ausbildung.
Es handelt sich nur darum, den Tummel- platz für diesen jugendlichen Uebermut in der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem Kinde und Knaben bietet das keine beson- deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar- auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim- men Kindern beisammen sind. Viel schwie- riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng- ling die passende Gelegenheit zu geben, sich in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte man das den Jünglingen selber überlassen. Falls auch der Mutwille hie und da etwas zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt- licher Verdorbenheit, und wenn die soge- nannten Flegeljahre vorüber waren, hat sich oft der übermütigste Jüngling zum wackersten Manne entwickelt.
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weile ist unerträgliche Qual. Man betrachtet
mit Vergnügen die possierlichen Sprünge
junger Tiere, und es wäre ein Erziehungs-
fehler, wenn man ein ganz ähnliches Be-
dürfnis dem Kindes- und Jugendalter ver-
argen wollte. Wem die unschuldigen Freu-
den der Jugend verkümmert werden, der
muß es später büßen in seinem Gemüts-
leben, nicht selten leidet er sogar Schaden
in seiner sittlichen Ausbildung.
Es handelt sich nur darum, den Tummel-
platz für diesen jugendlichen Uebermut in
der richtigen Weise abzugrenzen. Bei dem
Kinde und Knaben bietet das keine beson-
deren Schwierigkeiten. Die Hauptsache ist, dar-
auf zu achten, daß sie dabei nicht mit schlim-
men Kindern beisammen sind. Viel schwie-
riger ist es, namentlich heutzutage, dem Jüng-
ling die passende Gelegenheit zu geben, sich
in Lust und Freude zu ergehen. Früher durfte
man das den Jünglingen selber überlassen.
Falls auch der Mutwille hie und da etwas
zu weit ging, so führte er doch nicht zu sitt-
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oft der übermütigste Jüngling zum wackersten
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/206>, abgerufen am 24.11.2024.
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