Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

läßt, leicht zum seichten Schwätzer werden,
der mehr sagt, als er weiß und versteht,
der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt,
der sich mit seiner vorschnellen Zunge viele
Verlegenheiten bereitet, in denen sein Feh-
ler sich selbst bestraft. Ueberlegung und Be-
sonnenheit im Reden ist von Bedeutung für
den sittlichen Charakter, aber auch für die
Achtung und das Zutrauen der Mitmenschen,
die über einen Schwätzer mindestens die
Achseln zucken.

Die Klugheit, die Stütze der übrigen Tu-
genden, muß selber wieder von ihnen unter-
stützt werden. Insbesondere hat sie zu ihrer
Voraussetzung ein gewisses Maß von Be-
scheidenheit
, Demut und Selbsterkennt-
nis
. Es muß schon in der Erziehung vor-
gesorgt werden, daß der Jüngling nicht durch
thörichtes Selbstvertrauen verblendet wird. Die
Welt ist voll von warnenden Beispielen, an
denen der Vater dem Jüngling zeigen kann,
wohin Unbesonnenheit, Unbelehrbarkeit und
zu großes Selbstvertrauen führen. Ebenso giebt
es Gelegenheiten genug, dem Sohn seine eigene
Unerfahrenheit zum Bewußtsein zu bringen.

Als Salomon zur Regierung gelangte,
betete er in einem Gesichte zu Gott: "Gott

läßt, leicht zum seichten Schwätzer werden,
der mehr sagt, als er weiß und versteht,
der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt,
der sich mit seiner vorschnellen Zunge viele
Verlegenheiten bereitet, in denen sein Feh-
ler sich selbst bestraft. Ueberlegung und Be-
sonnenheit im Reden ist von Bedeutung für
den sittlichen Charakter, aber auch für die
Achtung und das Zutrauen der Mitmenschen,
die über einen Schwätzer mindestens die
Achseln zucken.

Die Klugheit, die Stütze der übrigen Tu-
genden, muß selber wieder von ihnen unter-
stützt werden. Insbesondere hat sie zu ihrer
Voraussetzung ein gewisses Maß von Be-
scheidenheit
, Demut und Selbsterkennt-
nis
. Es muß schon in der Erziehung vor-
gesorgt werden, daß der Jüngling nicht durch
thörichtes Selbstvertrauen verblendet wird. Die
Welt ist voll von warnenden Beispielen, an
denen der Vater dem Jüngling zeigen kann,
wohin Unbesonnenheit, Unbelehrbarkeit und
zu großes Selbstvertrauen führen. Ebenso giebt
es Gelegenheiten genug, dem Sohn seine eigene
Unerfahrenheit zum Bewußtsein zu bringen.

Als Salomon zur Regierung gelangte,
betete er in einem Gesichte zu Gott: „Gott

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="28">
          <p><pb facs="#f0222" xml:id="E29V3_001_1895_pb0208_0001" n="208"/>
läßt, leicht zum seichten Schwätzer werden,<lb/>
der mehr sagt, als er weiß und versteht,<lb/>
der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt,<lb/>
der sich mit seiner vorschnellen Zunge viele<lb/>
Verlegenheiten bereitet, in denen sein Feh-<lb/>
ler sich selbst bestraft. Ueberlegung und Be-<lb/>
sonnenheit im Reden ist von Bedeutung für<lb/>
den sittlichen Charakter, aber auch für die<lb/>
Achtung und das Zutrauen der Mitmenschen,<lb/>
die über einen Schwätzer mindestens die<lb/>
Achseln zucken.</p>
          <p>Die Klugheit, die Stütze der übrigen Tu-<lb/>
genden, muß selber wieder von ihnen unter-<lb/>
stützt werden. Insbesondere hat sie zu ihrer<lb/>
Voraussetzung ein gewisses Maß von <hi rendition="#g">Be-<lb/>
scheidenheit</hi>, <hi rendition="#g">Demut</hi> und <hi rendition="#g">Selbsterkennt-<lb/>
nis</hi>. Es muß schon in der Erziehung vor-<lb/>
gesorgt werden, daß der Jüngling nicht durch<lb/>
thörichtes Selbstvertrauen verblendet wird. Die<lb/>
Welt ist voll von warnenden Beispielen, an<lb/>
denen der Vater dem Jüngling zeigen kann,<lb/>
wohin Unbesonnenheit, Unbelehrbarkeit und<lb/>
zu großes Selbstvertrauen führen. Ebenso giebt<lb/>
es Gelegenheiten genug, dem Sohn seine eigene<lb/>
Unerfahrenheit zum Bewußtsein zu bringen.</p>
          <p>Als Salomon zur Regierung gelangte,<lb/>
betete er in einem Gesichte zu Gott: <q>&#x201E;Gott<lb/></q></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0222] läßt, leicht zum seichten Schwätzer werden, der mehr sagt, als er weiß und versteht, der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt, der sich mit seiner vorschnellen Zunge viele Verlegenheiten bereitet, in denen sein Feh- ler sich selbst bestraft. Ueberlegung und Be- sonnenheit im Reden ist von Bedeutung für den sittlichen Charakter, aber auch für die Achtung und das Zutrauen der Mitmenschen, die über einen Schwätzer mindestens die Achseln zucken. Die Klugheit, die Stütze der übrigen Tu- genden, muß selber wieder von ihnen unter- stützt werden. Insbesondere hat sie zu ihrer Voraussetzung ein gewisses Maß von Be- scheidenheit, Demut und Selbsterkennt- nis. Es muß schon in der Erziehung vor- gesorgt werden, daß der Jüngling nicht durch thörichtes Selbstvertrauen verblendet wird. Die Welt ist voll von warnenden Beispielen, an denen der Vater dem Jüngling zeigen kann, wohin Unbesonnenheit, Unbelehrbarkeit und zu großes Selbstvertrauen führen. Ebenso giebt es Gelegenheiten genug, dem Sohn seine eigene Unerfahrenheit zum Bewußtsein zu bringen. Als Salomon zur Regierung gelangte, betete er in einem Gesichte zu Gott: „Gott

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/222
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/222>, abgerufen am 21.11.2024.