wird, ein längeres und glücklicheres Leben zu erwarten hat, wenn er auf den Genuß geistiger Getränke gänzlich verzichtet. Aber wie die Dinge einmal liegen, darf ich nicht mit der allgemeinen Zumutung kommen, die Söhne für die gänzliche Enthaltung zu erziehen. Die Erziehung zur Mäßigkeit dagegen darf nirgends fehlen, obschon sie in ihrer Art schwieriger ist. Da handelt es sich um eine ernste Gewissenspflicht, von deren Erfüllung das zeitliche und ewige Wohl der Kinder und Kindeskinder abhängen kann.
Der Vater suche den Sohn vor allem mit Abscheu vor Unmäßigkeit und Trunkenheit zu erfüllen. Der Sohn kann als Student u. s. w. in Kreise kommen, in denen die christliche Sittenlehre geradezu auf den Kopf gestellt wird. Man trinkt und betrinkt sich nicht bloß aus sinnlicher Lust, sondern aus purem Hochmut, einer sucht den andern zu überbieten, und wer es am weitesten treibt, der wird als Sieger gefeiert. Was da an Gesundheit, Talent und Charakter und Le- bensglück auf die sinnloseste Weise zerstört wird, läßt sich gar nicht berechnen.
Ein christlicher Vater darf nicht unter- lassen, seinem Sohne über solchen Unsinn bei-
wird, ein längeres und glücklicheres Leben zu erwarten hat, wenn er auf den Genuß geistiger Getränke gänzlich verzichtet. Aber wie die Dinge einmal liegen, darf ich nicht mit der allgemeinen Zumutung kommen, die Söhne für die gänzliche Enthaltung zu erziehen. Die Erziehung zur Mäßigkeit dagegen darf nirgends fehlen, obschon sie in ihrer Art schwieriger ist. Da handelt es sich um eine ernste Gewissenspflicht, von deren Erfüllung das zeitliche und ewige Wohl der Kinder und Kindeskinder abhängen kann.
Der Vater suche den Sohn vor allem mit Abscheu vor Unmäßigkeit und Trunkenheit zu erfüllen. Der Sohn kann als Student u. s. w. in Kreise kommen, in denen die christliche Sittenlehre geradezu auf den Kopf gestellt wird. Man trinkt und betrinkt sich nicht bloß aus sinnlicher Lust, sondern aus purem Hochmut, einer sucht den andern zu überbieten, und wer es am weitesten treibt, der wird als Sieger gefeiert. Was da an Gesundheit, Talent und Charakter und Le- bensglück auf die sinnloseste Weise zerstört wird, läßt sich gar nicht berechnen.
Ein christlicher Vater darf nicht unter- lassen, seinem Sohne über solchen Unsinn bei-
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wird, ein längeres und glücklicheres Leben
zu erwarten hat, wenn er auf den Genuß
geistiger Getränke gänzlich verzichtet. Aber
wie die Dinge einmal liegen, darf ich nicht
mit der allgemeinen Zumutung kommen,
die Söhne für die gänzliche Enthaltung
zu erziehen. Die Erziehung zur Mäßigkeit
dagegen darf nirgends fehlen, obschon sie in
ihrer Art schwieriger ist. Da handelt es sich
um eine ernste Gewissenspflicht, von deren
Erfüllung das zeitliche und ewige Wohl
der Kinder und Kindeskinder abhängen kann.
Der Vater suche den Sohn vor allem mit
Abscheu vor Unmäßigkeit und Trunkenheit
zu erfüllen. Der Sohn kann als Student
u. s. w. in Kreise kommen, in denen die
christliche Sittenlehre geradezu auf den Kopf
gestellt wird. Man trinkt und betrinkt sich
nicht bloß aus sinnlicher Lust, sondern aus
purem Hochmut, einer sucht den andern zu
überbieten, und wer es am weitesten treibt,
der wird als Sieger gefeiert. Was da an
Gesundheit, Talent und Charakter und Le-
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wird, läßt sich gar nicht berechnen.
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/233>, abgerufen am 21.11.2024.
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