Paulus: "Wie Gott einen jeden berufen hat, also wandle er." (I. Kor. 7, 17.) Nicht jeder ist zum Priester- und Ordensstand be- stimmt. Es wird da ein besonderer Beruf vorausgesetzt, der von Gott kommt. Eltern sollen die Kinder so erziehen, daß der höhere Beruf, wenn er vorhanden ist, nicht durch Lauheit und Weltsinn in der Erziehung er- stickt wird, im übrigen aber die Wahl den Kindern überlassen. Sie mögen ihren Be- ruf prüfen, aber sie dürfen ihn nicht hin- dern. Die gleiche Freiheit will die Kirche auch in Bezug auf die Wahl des Ehestan- des gewahrt wissen. Die Eltern können raten und warnen, besonders wenn es sich um die Wahl einer unpassenden Person handelt, aber besser thun sie, wenn sie schon in der vorausgehenden Erziehung einer ge- fehlten Wahl vorzubeugen suchen. Lehrt man die Kinder beizeiten, in solchen Dingen an die Vorsehung und den Willen Gottes zu denken, erzieht man sie zur Gottesfurcht und zu den übrigen Tugenden, von denen schon die Rede war, belehrt man sie, bevor es zu Bekanntschaften kommt, über die Nach- teile gemischter oder gar ungültiger Ehen, so werden sie sich viel weniger zu unglück-
Paulus: „Wie Gott einen jeden berufen hat, also wandle er.“ (I. Kor. 7, 17.) Nicht jeder ist zum Priester- und Ordensstand be- stimmt. Es wird da ein besonderer Beruf vorausgesetzt, der von Gott kommt. Eltern sollen die Kinder so erziehen, daß der höhere Beruf, wenn er vorhanden ist, nicht durch Lauheit und Weltsinn in der Erziehung er- stickt wird, im übrigen aber die Wahl den Kindern überlassen. Sie mögen ihren Be- ruf prüfen, aber sie dürfen ihn nicht hin- dern. Die gleiche Freiheit will die Kirche auch in Bezug auf die Wahl des Ehestan- des gewahrt wissen. Die Eltern können raten und warnen, besonders wenn es sich um die Wahl einer unpassenden Person handelt, aber besser thun sie, wenn sie schon in der vorausgehenden Erziehung einer ge- fehlten Wahl vorzubeugen suchen. Lehrt man die Kinder beizeiten, in solchen Dingen an die Vorsehung und den Willen Gottes zu denken, erzieht man sie zur Gottesfurcht und zu den übrigen Tugenden, von denen schon die Rede war, belehrt man sie, bevor es zu Bekanntschaften kommt, über die Nach- teile gemischter oder gar ungültiger Ehen, so werden sie sich viel weniger zu unglück-
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Paulus: „Wie Gott einen jeden berufen
hat, also wandle er.“ (I. Kor. 7, 17.) Nicht
jeder ist zum Priester- und Ordensstand be-
stimmt. Es wird da ein besonderer Beruf
vorausgesetzt, der von Gott kommt. Eltern
sollen die Kinder so erziehen, daß der höhere
Beruf, wenn er vorhanden ist, nicht durch
Lauheit und Weltsinn in der Erziehung er-
stickt wird, im übrigen aber die Wahl den
Kindern überlassen. Sie mögen ihren Be-
ruf prüfen, aber sie dürfen ihn nicht hin-
dern. Die gleiche Freiheit will die Kirche
auch in Bezug auf die Wahl des Ehestan-
des gewahrt wissen. Die Eltern können
raten und warnen, besonders wenn es sich
um die Wahl einer unpassenden Person
handelt, aber besser thun sie, wenn sie schon
in der vorausgehenden Erziehung einer ge-
fehlten Wahl vorzubeugen suchen. Lehrt
man die Kinder beizeiten, in solchen Dingen
an die Vorsehung und den Willen Gottes
zu denken, erzieht man sie zur Gottesfurcht
und zu den übrigen Tugenden, von denen
schon die Rede war, belehrt man sie, bevor
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/257>, abgerufen am 22.11.2024.
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