Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

Bild:
<< vorherige Seite

sein, nicht nur um der Strafe willen, son-
dern auch um des Gewissens willen. Gebet
also jedem, was ihr schuldig seid: Steuer
wem Steuer, Zoll wem Zoll, Ehrfurcht wem
Ehrfurcht gebührt."
(Röm. 13, 1-7.) Das sind
Grundsätze der göttlichen Offenbarung und
sie bilden das Fundament der öffentlichen
Ordnung, ohne welches diese nicht bestehen
kann. Diese christliche Anschauung von der
Obrigkeit als Gottes Stellvertreterin wird
heutzutage zum Nachteile der öffentlichen
Wohlfahrt von den Bürgern vielfach miß-
achtet, sonst müßten sie bei der Wahl von
Beamten gewissenhafter zu Werke gehen.

Aber auch die Träger der obrigkeitlichen
Gewalt dürfen nicht vergessen, daß sie Stell-
vertreter Gottes sind und Ihm für ihre
Amtsverwaltung einst Rechenschaft geben
müssen. Wenn diese Wahrheit übersehen
wird, so hat das drei Uebelstände im Gefolge,
die dem Staate und den Gemeinden großen
Schaden bringen. Die erste schlimme Folge
ist Aemtersucht und ehrgeiziges Strebertum.
Das Amt soll den Mann suchen, und nicht
der Mann das Amt. Wer an die Verant-
wortung vor Gott glaubt und denkt, der
wird die Aemter mehr fürchten als suchen.

sein, nicht nur um der Strafe willen, son-
dern auch um des Gewissens willen. Gebet
also jedem, was ihr schuldig seid: Steuer
wem Steuer, Zoll wem Zoll, Ehrfurcht wem
Ehrfurcht gebührt.“
(Röm. 13, 1–7.) Das sind
Grundsätze der göttlichen Offenbarung und
sie bilden das Fundament der öffentlichen
Ordnung, ohne welches diese nicht bestehen
kann. Diese christliche Anschauung von der
Obrigkeit als Gottes Stellvertreterin wird
heutzutage zum Nachteile der öffentlichen
Wohlfahrt von den Bürgern vielfach miß-
achtet, sonst müßten sie bei der Wahl von
Beamten gewissenhafter zu Werke gehen.

Aber auch die Träger der obrigkeitlichen
Gewalt dürfen nicht vergessen, daß sie Stell-
vertreter Gottes sind und Ihm für ihre
Amtsverwaltung einst Rechenschaft geben
müssen. Wenn diese Wahrheit übersehen
wird, so hat das drei Uebelstände im Gefolge,
die dem Staate und den Gemeinden großen
Schaden bringen. Die erste schlimme Folge
ist Aemtersucht und ehrgeiziges Strebertum.
Das Amt soll den Mann suchen, und nicht
der Mann das Amt. Wer an die Verant-
wortung vor Gott glaubt und denkt, der
wird die Aemter mehr fürchten als suchen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="36">
          <p><q><pb facs="#f0273" xml:id="E29V3_001_1895_pb0259_0001" n="259"/>
sein, nicht nur um der Strafe willen, son-<lb/>
dern auch um des Gewissens willen. Gebet<lb/>
also jedem, was ihr schuldig seid: Steuer<lb/>
wem Steuer, Zoll wem Zoll, Ehrfurcht wem<lb/>
Ehrfurcht gebührt.&#x201C;</q> (Röm. 13, 1&#x2013;7.) Das sind<lb/>
Grundsätze der göttlichen Offenbarung und<lb/>
sie bilden das Fundament der öffentlichen<lb/>
Ordnung, ohne welches diese nicht bestehen<lb/>
kann. Diese christliche Anschauung von der<lb/>
Obrigkeit als Gottes Stellvertreterin wird<lb/>
heutzutage zum Nachteile der öffentlichen<lb/>
Wohlfahrt von den Bürgern vielfach miß-<lb/>
achtet, sonst müßten sie bei der Wahl von<lb/>
Beamten gewissenhafter zu Werke gehen.</p>
          <p>Aber auch die Träger der obrigkeitlichen<lb/>
Gewalt dürfen nicht vergessen, daß sie Stell-<lb/>
vertreter Gottes sind und Ihm für ihre<lb/>
Amtsverwaltung einst Rechenschaft geben<lb/>
müssen. Wenn diese Wahrheit übersehen<lb/>
wird, so hat das drei Uebelstände im Gefolge,<lb/>
die dem Staate und den Gemeinden großen<lb/>
Schaden bringen. Die erste schlimme Folge<lb/>
ist Aemtersucht und ehrgeiziges Strebertum.<lb/>
Das Amt soll den Mann suchen, und nicht<lb/>
der Mann das Amt. Wer an die Verant-<lb/>
wortung vor Gott glaubt und denkt, der<lb/>
wird die Aemter mehr fürchten als suchen.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0273] sein, nicht nur um der Strafe willen, son- dern auch um des Gewissens willen. Gebet also jedem, was ihr schuldig seid: Steuer wem Steuer, Zoll wem Zoll, Ehrfurcht wem Ehrfurcht gebührt.“ (Röm. 13, 1–7.) Das sind Grundsätze der göttlichen Offenbarung und sie bilden das Fundament der öffentlichen Ordnung, ohne welches diese nicht bestehen kann. Diese christliche Anschauung von der Obrigkeit als Gottes Stellvertreterin wird heutzutage zum Nachteile der öffentlichen Wohlfahrt von den Bürgern vielfach miß- achtet, sonst müßten sie bei der Wahl von Beamten gewissenhafter zu Werke gehen. Aber auch die Träger der obrigkeitlichen Gewalt dürfen nicht vergessen, daß sie Stell- vertreter Gottes sind und Ihm für ihre Amtsverwaltung einst Rechenschaft geben müssen. Wenn diese Wahrheit übersehen wird, so hat das drei Uebelstände im Gefolge, die dem Staate und den Gemeinden großen Schaden bringen. Die erste schlimme Folge ist Aemtersucht und ehrgeiziges Strebertum. Das Amt soll den Mann suchen, und nicht der Mann das Amt. Wer an die Verant- wortung vor Gott glaubt und denkt, der wird die Aemter mehr fürchten als suchen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/273
Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/273>, abgerufen am 21.11.2024.