den. So viel Unvollkommenes auch den christlichen Vätern anhaften mag, der Vater- name ist und bleibt geadelt. Von allen Namen, die Menschen tragen können, hat der Name Vater den besten Klang, mag nun sein Träger Arbeiter oder König sein. Wo immer es gilt, etwas Großes und Ehrwürdiges zu be- zeichnen, muß man diesen Namen entlehnen. Wollen die Völker ihres gekrönten Ober- hauptes mit Ehrfurcht gedenken, so nennen sie es Landesvater, und den Retter aus schwerer Not begrüßen sie als Vater des Vaterlandes. Die Kirche nennt jene großen Männer, welche in den gewaltigen geistigen Kämpfen für sie eingestanden sind, Kirchenvä- ter, und ihr sichtbares Oberhaupt heißt "Hei- liger Vater". Wenden wir uns im Gebete an den höchsten Herrn des Himmels und der Erde selber, so reden wir Ihn nach der Anleitung seines eingebornen Sohnes als Vater an.
Selbstverständlich dürfen die Inhaber dieses erhabenen und ehrwürdigen Vater- namens nicht die letzten sein, welche ihn hochschätzen. Sie müssen ihm Ehre zu ma- chen suchen durch ihre Pflichttreue und ih- ren Wandel. Es ist ein neues Heidentum im Anzuge, welches schon angefangen hat,
den. So viel Unvollkommenes auch den christlichen Vätern anhaften mag, der Vater- name ist und bleibt geadelt. Von allen Namen, die Menschen tragen können, hat der Name Vater den besten Klang, mag nun sein Träger Arbeiter oder König sein. Wo immer es gilt, etwas Großes und Ehrwürdiges zu be- zeichnen, muß man diesen Namen entlehnen. Wollen die Völker ihres gekrönten Ober- hauptes mit Ehrfurcht gedenken, so nennen sie es Landesvater, und den Retter aus schwerer Not begrüßen sie als Vater des Vaterlandes. Die Kirche nennt jene großen Männer, welche in den gewaltigen geistigen Kämpfen für sie eingestanden sind, Kirchenvä- ter, und ihr sichtbares Oberhaupt heißt „Hei- liger Vater“. Wenden wir uns im Gebete an den höchsten Herrn des Himmels und der Erde selber, so reden wir Ihn nach der Anleitung seines eingebornen Sohnes als Vater an.
Selbstverständlich dürfen die Inhaber dieses erhabenen und ehrwürdigen Vater- namens nicht die letzten sein, welche ihn hochschätzen. Sie müssen ihm Ehre zu ma- chen suchen durch ihre Pflichttreue und ih- ren Wandel. Es ist ein neues Heidentum im Anzuge, welches schon angefangen hat,
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den. So viel Unvollkommenes auch den
christlichen Vätern anhaften mag, der Vater-
name ist und bleibt geadelt. Von allen Namen,
die Menschen tragen können, hat der Name
Vater den besten Klang, mag nun sein Träger
Arbeiter oder König sein. Wo immer es
gilt, etwas Großes und Ehrwürdiges zu be-
zeichnen, muß man diesen Namen entlehnen.
Wollen die Völker ihres gekrönten Ober-
hauptes mit Ehrfurcht gedenken, so nennen
sie es Landesvater, und den Retter aus
schwerer Not begrüßen sie als Vater des
Vaterlandes. Die Kirche nennt jene großen
Männer, welche in den gewaltigen geistigen
Kämpfen für sie eingestanden sind, Kirchenvä-
ter, und ihr sichtbares Oberhaupt heißt „Hei-
liger Vater“. Wenden wir uns im Gebete an
den höchsten Herrn des Himmels und der Erde
selber, so reden wir Ihn nach der Anleitung
seines eingebornen Sohnes als Vater an.
Selbstverständlich dürfen die Inhaber
dieses erhabenen und ehrwürdigen Vater-
namens nicht die letzten sein, welche ihn
hochschätzen. Sie müssen ihm Ehre zu ma-
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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