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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895].

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Das andächtige Beten des hl. Rosenkranzes.

1.

Die Teilnahme der Laien an den kirchlichen Tag-
zeiten, die in den ersten Jahrhunderten vielfach vorkam,
hatte ihre großen Schwierigkeiten und hat sich darum
nach und nach verloren. Als Ersatz hiefür wurden schon
seit den ersten Zeiten einige mündliche Gebete, die allen
geläufig waren, z. B. das "Vater unser," "Ehre sei"
u. s. w. von den Gläubigen in einer bestimmten Anzahl
wiederholt. Zum Abzählen bediente man sich kleiner
Steine oder Körner, die man später häufig, an eine
Schnur gefaßt, am Halse trug. Unter den verschiedenen
Gebetsweisen, die so verrichtet wurden, hat jene an Aus-
breitung und Dauer alle anderen übertroffen, welche der
hl. Dominikus einführte und welche gewöhnlich Rosen-
kranz
genannt wird. Für drei Rosenkränze zusammen
ist die Bezeichnung Psalter gebräuchlich, weil, wie
schon bemerkt, solche Gebetsweisen einen Ersatz für das
Psalmengebet bilden sollen. Im Rosenkranze sind die
schönsten Gebete und die wichtigsten Geheimnisse der Er-
lösung gleich Rosen zu einem lieblichen Kranze verbun-
den; diese Gebetsweise ist geheiligt durch den frommen
Gebrauch vieler Jahrhunderte; manche Ereignisse in der
Kirchengeschichte und mehrere Feste des Kirchenjahres zeu-
gen von den durch sie erlangten Erhörungen und daraus
erklärt es sich, daß der Rosenkranz eine der gewöhnlich-
sten Andachten beim öffentlichen und häuslichen Gottes-
dienste geworden ist.

2. Der heilige Rosenkranz ist bestimmt, gleichzeitig
für das betrachtende und das Bittgebet als das einfachste
Hilfsmittel zu dienen. Die fünfzehn Geheimnisse des
Rosenkranzes enthalten einen kurzen Abriß der Er-
lösungsgeschichte
, wir betrachten sie in der from-

Das andächtige Beten des hl. Rosenkranzes.

1.

Die Teilnahme der Laien an den kirchlichen Tag-
zeiten, die in den ersten Jahrhunderten vielfach vorkam,
hatte ihre großen Schwierigkeiten und hat sich darum
nach und nach verloren. Als Ersatz hiefür wurden schon
seit den ersten Zeiten einige mündliche Gebete, die allen
geläufig waren, z. B. das „Vater unser,“ „Ehre sei“
u. s. w. von den Gläubigen in einer bestimmten Anzahl
wiederholt. Zum Abzählen bediente man sich kleiner
Steine oder Körner, die man später häufig, an eine
Schnur gefaßt, am Halse trug. Unter den verschiedenen
Gebetsweisen, die so verrichtet wurden, hat jene an Aus-
breitung und Dauer alle anderen übertroffen, welche der
hl. Dominikus einführte und welche gewöhnlich Rosen-
kranz
genannt wird. Für drei Rosenkränze zusammen
ist die Bezeichnung Psalter gebräuchlich, weil, wie
schon bemerkt, solche Gebetsweisen einen Ersatz für das
Psalmengebet bilden sollen. Im Rosenkranze sind die
schönsten Gebete und die wichtigsten Geheimnisse der Er-
lösung gleich Rosen zu einem lieblichen Kranze verbun-
den; diese Gebetsweise ist geheiligt durch den frommen
Gebrauch vieler Jahrhunderte; manche Ereignisse in der
Kirchengeschichte und mehrere Feste des Kirchenjahres zeu-
gen von den durch sie erlangten Erhörungen und daraus
erklärt es sich, daß der Rosenkranz eine der gewöhnlich-
sten Andachten beim öffentlichen und häuslichen Gottes-
dienste geworden ist.

2. Der heilige Rosenkranz ist bestimmt, gleichzeitig
für das betrachtende und das Bittgebet als das einfachste
Hilfsmittel zu dienen. Die fünfzehn Geheimnisse des
Rosenkranzes enthalten einen kurzen Abriß der Er-
lösungsgeschichte
, wir betrachten sie in der from-

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[479/0495] Das andächtige Beten des hl. Rosenkranzes. 1. Die Teilnahme der Laien an den kirchlichen Tag- zeiten, die in den ersten Jahrhunderten vielfach vorkam, hatte ihre großen Schwierigkeiten und hat sich darum nach und nach verloren. Als Ersatz hiefür wurden schon seit den ersten Zeiten einige mündliche Gebete, die allen geläufig waren, z. B. das „Vater unser,“ „Ehre sei“ u. s. w. von den Gläubigen in einer bestimmten Anzahl wiederholt. Zum Abzählen bediente man sich kleiner Steine oder Körner, die man später häufig, an eine Schnur gefaßt, am Halse trug. Unter den verschiedenen Gebetsweisen, die so verrichtet wurden, hat jene an Aus- breitung und Dauer alle anderen übertroffen, welche der hl. Dominikus einführte und welche gewöhnlich Rosen- kranz genannt wird. Für drei Rosenkränze zusammen ist die Bezeichnung Psalter gebräuchlich, weil, wie schon bemerkt, solche Gebetsweisen einen Ersatz für das Psalmengebet bilden sollen. Im Rosenkranze sind die schönsten Gebete und die wichtigsten Geheimnisse der Er- lösung gleich Rosen zu einem lieblichen Kranze verbun- den; diese Gebetsweise ist geheiligt durch den frommen Gebrauch vieler Jahrhunderte; manche Ereignisse in der Kirchengeschichte und mehrere Feste des Kirchenjahres zeu- gen von den durch sie erlangten Erhörungen und daraus erklärt es sich, daß der Rosenkranz eine der gewöhnlich- sten Andachten beim öffentlichen und häuslichen Gottes- dienste geworden ist. 2. Der heilige Rosenkranz ist bestimmt, gleichzeitig für das betrachtende und das Bittgebet als das einfachste Hilfsmittel zu dienen. Die fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes enthalten einen kurzen Abriß der Er- lösungsgeschichte, wir betrachten sie in der from-

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Zitationshilfe: Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/495>, abgerufen am 22.11.2024.