es sozusagen keine, und den sittlichen Ge- fahren, die ebenfalls viel seltener waren, standen die kräftigsten Schutzwehren entgegen. Gefährliche Schriften, Gelegenheiten zu Ver- gnügen und Genuß, insbesondere das Wirts- haus und die vielen weltlichen Feste und Aus- flüge waren seltene, in manchen Gegenden unbekannte Dinge. Dagegen war die öffent- liche Meinung in der Gemeinde durchdrungen vom Geiste des Glaubens und eine strenge Sittenrichterin. Sitte und Herkommen bil- deten eine Schutzwehr gegen sittengefährliche Ausschreitungen, verhüteten Aergernisse oder bestraften sie empfindlich, und wurden so maßgebend für den Wandel des jungen Ge- schlechtes. So wurden die Kinder erzogen durch die Kirche, die Schule, den guten Geist und die Sitten ihrer Umgebung, sie wuchsen heran zu gläubigen Christen, lernten ihre religiösen Pflichten erfüllen, beflissen sich eines eingezogenen, tugendhaften Wandels, ge- horchten und dienten noch erwachsen ihren Eltern, ohne daß von diesen zur Erziehung derselben viel mehr erfordert wurde, als das gute Beispiel. Wo alles für den gleichen Zweck zusammenwirkt, da wird das Ziel viel leichter und sicherer erreicht. So war
es sozusagen keine, und den sittlichen Ge- fahren, die ebenfalls viel seltener waren, standen die kräftigsten Schutzwehren entgegen. Gefährliche Schriften, Gelegenheiten zu Ver- gnügen und Genuß, insbesondere das Wirts- haus und die vielen weltlichen Feste und Aus- flüge waren seltene, in manchen Gegenden unbekannte Dinge. Dagegen war die öffent- liche Meinung in der Gemeinde durchdrungen vom Geiste des Glaubens und eine strenge Sittenrichterin. Sitte und Herkommen bil- deten eine Schutzwehr gegen sittengefährliche Ausschreitungen, verhüteten Aergernisse oder bestraften sie empfindlich, und wurden so maßgebend für den Wandel des jungen Ge- schlechtes. So wurden die Kinder erzogen durch die Kirche, die Schule, den guten Geist und die Sitten ihrer Umgebung, sie wuchsen heran zu gläubigen Christen, lernten ihre religiösen Pflichten erfüllen, beflissen sich eines eingezogenen, tugendhaften Wandels, ge- horchten und dienten noch erwachsen ihren Eltern, ohne daß von diesen zur Erziehung derselben viel mehr erfordert wurde, als das gute Beispiel. Wo alles für den gleichen Zweck zusammenwirkt, da wird das Ziel viel leichter und sicherer erreicht. So war
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[42/0056]
es sozusagen keine, und den sittlichen Ge-
fahren, die ebenfalls viel seltener waren,
standen die kräftigsten Schutzwehren entgegen.
Gefährliche Schriften, Gelegenheiten zu Ver-
gnügen und Genuß, insbesondere das Wirts-
haus und die vielen weltlichen Feste und Aus-
flüge waren seltene, in manchen Gegenden
unbekannte Dinge. Dagegen war die öffent-
liche Meinung in der Gemeinde durchdrungen
vom Geiste des Glaubens und eine strenge
Sittenrichterin. Sitte und Herkommen bil-
deten eine Schutzwehr gegen sittengefährliche
Ausschreitungen, verhüteten Aergernisse oder
bestraften sie empfindlich, und wurden so
maßgebend für den Wandel des jungen Ge-
schlechtes. So wurden die Kinder erzogen
durch die Kirche, die Schule, den guten Geist
und die Sitten ihrer Umgebung, sie wuchsen
heran zu gläubigen Christen, lernten ihre
religiösen Pflichten erfüllen, beflissen sich eines
eingezogenen, tugendhaften Wandels, ge-
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/56>, abgerufen am 21.11.2024.
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