Die Trennung ist nur eine zeitweilige. Er geht voran durch die dunkle Pforte in die lichte Heimat. Die andern werden der Reihe nach ihm folgen. Jeder neue Ankömmling aus seinem Stamme wird von ihm freudig begrüßt, und wird seiner Seligkeit neuen Zuwachs bringen. Wenn sein Geschlecht Jahrhunderte fortdauert, er wird am Throne Gottes sein Fürbitter sein, auf daß alle Glie- der desselben zu demselben ewigen Glücke gelangen. Erst wenn der letzte seiner Nach- kommen glücklich das Ziel erreicht hat, wer- den seine Vaterfreuden vollkommen sein und ewig dauern. "Siehe, also wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet!" (Ps. 127, 4.)
Es läge nahe, hier auch den Schmerz des Vaters zu schildern, wenn seine Arbeit für das diesseitige und jenseitige Leben miß- lungen ist. Nicht alle Väter sind schuld an dem Verderben ihrer Kinder. Aber Gott weiß, wie viele keine Entschuldigung haben. Wenn jede Selbstanklage bitter ist, so kann doch keine bitterer sein, als die Selbstan- klage des Vaters. Ich bin selber schuld, daß meine Kinder böse Wege wandeln, daß sie in Elend und Verachtung leben, ich bin selber schuld, daß sie mir mit Undank begegnen,
Die Trennung ist nur eine zeitweilige. Er geht voran durch die dunkle Pforte in die lichte Heimat. Die andern werden der Reihe nach ihm folgen. Jeder neue Ankömmling aus seinem Stamme wird von ihm freudig begrüßt, und wird seiner Seligkeit neuen Zuwachs bringen. Wenn sein Geschlecht Jahrhunderte fortdauert, er wird am Throne Gottes sein Fürbitter sein, auf daß alle Glie- der desselben zu demselben ewigen Glücke gelangen. Erst wenn der letzte seiner Nach- kommen glücklich das Ziel erreicht hat, wer- den seine Vaterfreuden vollkommen sein und ewig dauern. „Siehe, also wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet!“ (Ps. 127, 4.)
Es läge nahe, hier auch den Schmerz des Vaters zu schildern, wenn seine Arbeit für das diesseitige und jenseitige Leben miß- lungen ist. Nicht alle Väter sind schuld an dem Verderben ihrer Kinder. Aber Gott weiß, wie viele keine Entschuldigung haben. Wenn jede Selbstanklage bitter ist, so kann doch keine bitterer sein, als die Selbstan- klage des Vaters. Ich bin selber schuld, daß meine Kinder böse Wege wandeln, daß sie in Elend und Verachtung leben, ich bin selber schuld, daß sie mir mit Undank begegnen,
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Die Trennung ist nur eine zeitweilige.
Er geht voran durch die dunkle Pforte in die
lichte Heimat. Die andern werden der Reihe
nach ihm folgen. Jeder neue Ankömmling
aus seinem Stamme wird von ihm freudig
begrüßt, und wird seiner Seligkeit neuen
Zuwachs bringen. Wenn sein Geschlecht
Jahrhunderte fortdauert, er wird am Throne
Gottes sein Fürbitter sein, auf daß alle Glie-
der desselben zu demselben ewigen Glücke
gelangen. Erst wenn der letzte seiner Nach-
kommen glücklich das Ziel erreicht hat, wer-
den seine Vaterfreuden vollkommen sein und
ewig dauern. „Siehe, also wird der Mann
gesegnet, der den Herrn fürchtet!“ (Ps. 127, 4.)
Es läge nahe, hier auch den Schmerz des
Vaters zu schildern, wenn seine Arbeit für
das diesseitige und jenseitige Leben miß-
lungen ist. Nicht alle Väter sind schuld an
dem Verderben ihrer Kinder. Aber Gott
weiß, wie viele keine Entschuldigung haben.
Wenn jede Selbstanklage bitter ist, so kann
doch keine bitterer sein, als die Selbstan-
klage des Vaters. Ich bin selber schuld, daß
meine Kinder böse Wege wandeln, daß sie
in Elend und Verachtung leben, ich bin selber
schuld, daß sie mir mit Undank begegnen,
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/68>, abgerufen am 21.11.2024.
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