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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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und Anstalten dazu. Friedrich'n kamen diese Poe¬
sierer in ihrer durchaus polirten, glänzenden, wohl¬
erzogenen Weichlichkeit wie der fade, unerquickliche
Theedampf, die zierliche Theekanne mit ihrem lo¬
dernden Spiritus auf dem Tische wie der Opferal¬
tar dieser Musen vor. Er erinnerte sich bey diesem
eßtheetischen Geschwätz der schönen Abende im Wal¬
de bey Leontins Schloß, wie da Leontin manchmal
so seltsame Gespräche über Poesie und Kunst hielt,
wie seine Worte, je finsterer es nach und nach
ringsumher wurde, zulezt Eins wurden mit dem
Rauschen des Waldes und der Ströme und dem
großen Geheimnisse des Lebens und weniger belehr¬
ten als erquickten, stärkten und erhoben.

Er erholte sich recht an der erfrischenden Schön¬
heit Rosa's, in deren Gesicht und Gestalt unver¬
kennbar der herrliche, wilde, oft ungenießbare
Berg- und Waldgeist ihres Bruders zur ruhige¬
ren, großen, schönen Form geworden war. Sie
kam ihm diesen Abend viel schöner und unschuldiger
vor, da sie sich fast gar nicht in die gelehrten Un¬
terhaltungen mit einmischte. Höchstanziehend und
zurückstoßend zugleich erschien ihm dagegen ihre
Nachbarinn, die junge Gräfin Romana, welche er
sogleich für die griechische Figur in dem Tableau
erkannte, und die daher heute allgemein die schöne
Heydinn genannt wurde. Ihre Schönheit war
durchaus verschwenderischreich, südlich und blendend
und überstrahlte Rosa's mehr deutsche Bildung

weit,

und Anſtalten dazu. Friedrich'n kamen dieſe Poe¬
ſierer in ihrer durchaus polirten, glänzenden, wohl¬
erzogenen Weichlichkeit wie der fade, unerquickliche
Theedampf, die zierliche Theekanne mit ihrem lo¬
dernden Spiritus auf dem Tiſche wie der Opferal¬
tar dieſer Muſen vor. Er erinnerte ſich bey dieſem
eßtheetiſchen Geſchwätz der ſchönen Abende im Wal¬
de bey Leontins Schloß, wie da Leontin manchmal
ſo ſeltſame Geſpräche über Poeſie und Kunſt hielt,
wie ſeine Worte, je finſterer es nach und nach
ringsumher wurde, zulezt Eins wurden mit dem
Rauſchen des Waldes und der Ströme und dem
großen Geheimniſſe des Lebens und weniger belehr¬
ten als erquickten, ſtärkten und erhoben.

Er erholte ſich recht an der erfriſchenden Schön¬
heit Roſa's, in deren Geſicht und Geſtalt unver¬
kennbar der herrliche, wilde, oft ungenießbare
Berg- und Waldgeiſt ihres Bruders zur ruhige¬
ren, großen, ſchönen Form geworden war. Sie
kam ihm dieſen Abend viel ſchöner und unſchuldiger
vor, da ſie ſich faſt gar nicht in die gelehrten Un¬
terhaltungen mit einmiſchte. Höchſtanziehend und
zurückſtoßend zugleich erſchien ihm dagegen ihre
Nachbarinn, die junge Gräfin Romana, welche er
ſogleich für die griechiſche Figur in dem Tableau
erkannte, und die daher heute allgemein die ſchöne
Heydinn genannt wurde. Ihre Schönheit war
durchaus verſchwenderiſchreich, ſüdlich und blendend
und überſtrahlte Roſa's mehr deutſche Bildung

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[208/0214] und Anſtalten dazu. Friedrich'n kamen dieſe Poe¬ ſierer in ihrer durchaus polirten, glänzenden, wohl¬ erzogenen Weichlichkeit wie der fade, unerquickliche Theedampf, die zierliche Theekanne mit ihrem lo¬ dernden Spiritus auf dem Tiſche wie der Opferal¬ tar dieſer Muſen vor. Er erinnerte ſich bey dieſem eßtheetiſchen Geſchwätz der ſchönen Abende im Wal¬ de bey Leontins Schloß, wie da Leontin manchmal ſo ſeltſame Geſpräche über Poeſie und Kunſt hielt, wie ſeine Worte, je finſterer es nach und nach ringsumher wurde, zulezt Eins wurden mit dem Rauſchen des Waldes und der Ströme und dem großen Geheimniſſe des Lebens und weniger belehr¬ ten als erquickten, ſtärkten und erhoben. Er erholte ſich recht an der erfriſchenden Schön¬ heit Roſa's, in deren Geſicht und Geſtalt unver¬ kennbar der herrliche, wilde, oft ungenießbare Berg- und Waldgeiſt ihres Bruders zur ruhige¬ ren, großen, ſchönen Form geworden war. Sie kam ihm dieſen Abend viel ſchöner und unſchuldiger vor, da ſie ſich faſt gar nicht in die gelehrten Un¬ terhaltungen mit einmiſchte. Höchſtanziehend und zurückſtoßend zugleich erſchien ihm dagegen ihre Nachbarinn, die junge Gräfin Romana, welche er ſogleich für die griechiſche Figur in dem Tableau erkannte, und die daher heute allgemein die ſchöne Heydinn genannt wurde. Ihre Schönheit war durchaus verſchwenderiſchreich, ſüdlich und blendend und überſtrahlte Roſa's mehr deutſche Bildung weit,

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/214>, abgerufen am 23.11.2024.