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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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Hiebey sprang sie von ihrem Rehe auf, denn
Pferde, Hunde, Jäger und Waldhornsklänge
stürzten auf einmal mit einem verworrenen Getöse,
aus dem Walde heraus und verbreiteten sich bunt
über die Wiese. Ein sehr schöner, junger Mann
in Jägerkleidung, und das Halstuch in einer un¬
ordentlichen Schleife herabhängend, schwang sich
vom Pferde und eine Menge großer Hunde spran¬
gen von allen Seiten freundlich an ihm herauf.
Friedrich erstaunte beym ersten Blick über die
große Aehnlichkeit, die derselbe mit einem älteren
Bruder hatte, den er seit seiner Kindheit nicht
mehr gesehen, nur daß der Unbekannte hier frischer
und freudiger anzusehen war. Dieser kam sogleich
auf ihn zu. Es freut mich, sagte er, Sie so
munter wieder zu finden. Meine Schwester hat
Sie unterwegs in einem schlimmen Zustande getrof¬
fen und gestern Abends zu mir auf mein Schloß
gebracht. Sie ist heute noch vor Tagesanbruch wie¬
der fort. Lassen Sie es sich bey uns gefallen, Sie
werden lustige Leute finden. Während ihm nun
Friedrich eben noch für seine Güte dankte, brach¬
te auf einmal der Wind aus dem Garten oben
mehrere Blätter Papier, die hoch über ihre Köpfe
weg nach einem nahe gelegenen Wasser zuflatterten.
Hinterdrein hörte man von oben eine Stimme:
halt, halt, halt auf! rufen, und der Mensch, den
Friedrich im Garten schreibend angetroffen hatte,
kam eilends nachgelaufen. Leontin, so hieß der
junge Graf, dem dieses Schloß gehörte, legte
schnell seine Büchse an und schoß das unbändige

Hiebey ſprang ſie von ihrem Rehe auf, denn
Pferde, Hunde, Jäger und Waldhornsklänge
ſtürzten auf einmal mit einem verworrenen Getöſe,
aus dem Walde heraus und verbreiteten ſich bunt
über die Wieſe. Ein ſehr ſchöner, junger Mann
in Jägerkleidung, und das Halstuch in einer un¬
ordentlichen Schleife herabhängend, ſchwang ſich
vom Pferde und eine Menge großer Hunde ſpran¬
gen von allen Seiten freundlich an ihm herauf.
Friedrich erſtaunte beym erſten Blick über die
große Aehnlichkeit, die derſelbe mit einem älteren
Bruder hatte, den er ſeit ſeiner Kindheit nicht
mehr geſehen, nur daß der Unbekannte hier friſcher
und freudiger anzuſehen war. Dieſer kam ſogleich
auf ihn zu. Es freut mich, ſagte er, Sie ſo
munter wieder zu finden. Meine Schweſter hat
Sie unterwegs in einem ſchlimmen Zuſtande getrof¬
fen und geſtern Abends zu mir auf mein Schloß
gebracht. Sie iſt heute noch vor Tagesanbruch wie¬
der fort. Laſſen Sie es ſich bey uns gefallen, Sie
werden luſtige Leute finden. Während ihm nun
Friedrich eben noch für ſeine Güte dankte, brach¬
te auf einmal der Wind aus dem Garten oben
mehrere Blätter Papier, die hoch über ihre Köpfe
weg nach einem nahe gelegenen Waſſer zuflatterten.
Hinterdrein hörte man von oben eine Stimme:
halt, halt, halt auf! rufen, und der Menſch, den
Friedrich im Garten ſchreibend angetroffen hatte,
kam eilends nachgelaufen. Leontin, ſo hieß der
junge Graf, dem dieſes Schloß gehörte, legte
ſchnell ſeine Büchſe an und ſchoß das unbändige

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[34/0040] Hiebey ſprang ſie von ihrem Rehe auf, denn Pferde, Hunde, Jäger und Waldhornsklänge ſtürzten auf einmal mit einem verworrenen Getöſe, aus dem Walde heraus und verbreiteten ſich bunt über die Wieſe. Ein ſehr ſchöner, junger Mann in Jägerkleidung, und das Halstuch in einer un¬ ordentlichen Schleife herabhängend, ſchwang ſich vom Pferde und eine Menge großer Hunde ſpran¬ gen von allen Seiten freundlich an ihm herauf. Friedrich erſtaunte beym erſten Blick über die große Aehnlichkeit, die derſelbe mit einem älteren Bruder hatte, den er ſeit ſeiner Kindheit nicht mehr geſehen, nur daß der Unbekannte hier friſcher und freudiger anzuſehen war. Dieſer kam ſogleich auf ihn zu. Es freut mich, ſagte er, Sie ſo munter wieder zu finden. Meine Schweſter hat Sie unterwegs in einem ſchlimmen Zuſtande getrof¬ fen und geſtern Abends zu mir auf mein Schloß gebracht. Sie iſt heute noch vor Tagesanbruch wie¬ der fort. Laſſen Sie es ſich bey uns gefallen, Sie werden luſtige Leute finden. Während ihm nun Friedrich eben noch für ſeine Güte dankte, brach¬ te auf einmal der Wind aus dem Garten oben mehrere Blätter Papier, die hoch über ihre Köpfe weg nach einem nahe gelegenen Waſſer zuflatterten. Hinterdrein hörte man von oben eine Stimme: halt, halt, halt auf! rufen, und der Menſch, den Friedrich im Garten ſchreibend angetroffen hatte, kam eilends nachgelaufen. Leontin, ſo hieß der junge Graf, dem dieſes Schloß gehörte, legte ſchnell ſeine Büchſe an und ſchoß das unbändige

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/40>, abgerufen am 27.11.2024.