dem Unglauben, Gewalt und Verrath, und ihr Herz ist dabey besonders eingeschrumpft. -- Pfuy, ich habe keine Lust mehr an der Philisterin! Ich reise weit fort von hier, in einen anderen Welt¬ theil, und Julie begleitet mich. -- Friedrich sah ihn bey diesen Worten groß an. -- Es ist mein voller Ernst, fuhr Leontin fort, Juliens Vater ist auch gestorben, und ich kann hier nicht länger mehr le¬ ben, wie ich nicht mag und darf.
Friedrich erfuhr nun auch, daß sie Land und alles, was sie hier besessen, zu Gelde gemacht, und ein eigenes Schiff bereits in der abgelegenen Bucht, die an das erwähnte Kloster stieß, bereit liege, um sie zu jeder Stunde aufzunehmen. -- Er konnte, un¬ geachtet der schmerzlichen Trennung, nicht umhin, sich über dieses Vorhaben zu freuen, denn er wu߬ te wohl, daß nur ein frisches, weites Leben seinen Freund erhalten könne, der hier in der allgemei¬ nen Misere durch fruchtlose Unruhe und Bestrebung nur sich selber vernichtet hätte.
Sie sprachen dort noch lange darüber. Julie saß unterdeß still mit dem einen Arme auf Leontins Kniee gestützt und sah überaus reitzend aus. -- Seit ihr denn getraut? fragte Friedrich Leontinen leise. -- Julie hatte es demohngeachtet gehört, und wurde über und über roth.
Es wurde nun sogleich beschlossen, die Trauung noch heute in dem Kloster zu vollziehen. Man be¬ gab sich daher in das alte Schloß, die Felleisen
dem Unglauben, Gewalt und Verrath, und ihr Herz iſt dabey beſonders eingeſchrumpft. — Pfuy, ich habe keine Luſt mehr an der Philiſterin! Ich reiſe weit fort von hier, in einen anderen Welt¬ theil, und Julie begleitet mich. — Friedrich ſah ihn bey dieſen Worten groß an. — Es iſt mein voller Ernſt, fuhr Leontin fort, Juliens Vater iſt auch geſtorben, und ich kann hier nicht länger mehr le¬ ben, wie ich nicht mag und darf.
Friedrich erfuhr nun auch, daß ſie Land und alles, was ſie hier beſeſſen, zu Gelde gemacht, und ein eigenes Schiff bereits in der abgelegenen Bucht, die an das erwähnte Kloſter ſtieß, bereit liege, um ſie zu jeder Stunde aufzunehmen. — Er konnte, un¬ geachtet der ſchmerzlichen Trennung, nicht umhin, ſich über dieſes Vorhaben zu freuen, denn er wu߬ te wohl, daß nur ein friſches, weites Leben ſeinen Freund erhalten könne, der hier in der allgemei¬ nen Miſere durch fruchtloſe Unruhe und Beſtrebung nur ſich ſelber vernichtet hätte.
Sie ſprachen dort noch lange darüber. Julie ſaß unterdeß ſtill mit dem einen Arme auf Leontins Kniee geſtützt und ſah überaus reitzend aus. — Seit ihr denn getraut? fragte Friedrich Leontinen leiſe. — Julie hatte es demohngeachtet gehört, und wurde über und über roth.
Es wurde nun ſogleich beſchloſſen, die Trauung noch heute in dem Kloſter zu vollziehen. Man be¬ gab ſich daher in das alte Schloß, die Felleiſen
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dem Unglauben, Gewalt und Verrath, und ihr
Herz iſt dabey beſonders eingeſchrumpft. — Pfuy,
ich habe keine Luſt mehr an der Philiſterin! Ich
reiſe weit fort von hier, in einen anderen Welt¬
theil, und Julie begleitet mich. — Friedrich ſah ihn
bey dieſen Worten groß an. — Es iſt mein voller
Ernſt, fuhr Leontin fort, Juliens Vater iſt auch
geſtorben, und ich kann hier nicht länger mehr le¬
ben, wie ich nicht mag und darf.
Friedrich erfuhr nun auch, daß ſie Land und alles,
was ſie hier beſeſſen, zu Gelde gemacht, und ein
eigenes Schiff bereits in der abgelegenen Bucht, die
an das erwähnte Kloſter ſtieß, bereit liege, um ſie
zu jeder Stunde aufzunehmen. — Er konnte, un¬
geachtet der ſchmerzlichen Trennung, nicht umhin,
ſich über dieſes Vorhaben zu freuen, denn er wu߬
te wohl, daß nur ein friſches, weites Leben ſeinen
Freund erhalten könne, der hier in der allgemei¬
nen Miſere durch fruchtloſe Unruhe und Beſtrebung
nur ſich ſelber vernichtet hätte.
Sie ſprachen dort noch lange darüber. Julie
ſaß unterdeß ſtill mit dem einen Arme auf Leontins
Kniee geſtützt und ſah überaus reitzend aus. —
Seit ihr denn getraut? fragte Friedrich Leontinen
leiſe. — Julie hatte es demohngeachtet gehört, und
wurde über und über roth.
Es wurde nun ſogleich beſchloſſen, die Trauung
noch heute in dem Kloſter zu vollziehen. Man be¬
gab ſich daher in das alte Schloß, die Felleiſen
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/460>, abgerufen am 24.11.2024.
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