schlenderte. Auf einmal erhoben die Schauspieler ein wüthendes Freudengeschrei, und winkten mit Perspectiv und Hüten und Schnupftüchern. Jetzt schien auch der Wanderer sie zu erkennen, er warf jubelnd seinen Hut hoch in die Luft und schritt dann eilig den Berg hinan. -- Wahrhaftig, den sollt' ich kennen! rief For¬ tunat ganz erstaunt aus. -- Gott schütz', gewiß noch ein Dichter! entgegnete Lothario, indem er aufsprang, und ohne weiteres in den Wald hineinging.
Fortunat eilte sogleich zu den Schauspielern hin¬ über. Aber eine tiefe Kluft lag dazwischen; er verlor sie im Walde bald aus dem Gesicht, und wußte nicht, wo er war, als auf einmal der Wanderer, der gleich¬ falls den nächsten Weg gesucht, und den rechten ver¬ fehlt hatte, sich mühsam neben ihm durch das Ge¬ strüpp hervorarbeitete. Fortunat! rief er höchst über¬ rascht und sichtbar verlegen aus, da er den alten Be¬ kannten erblickte. -- Mein Gott! Otto! erwiederte jener, wie kommen Sie hierher? -- Ich? -- sagte der Student ganz verwirrt -- ist denn das nicht der fürstliche Park, wo die Schauspielergesellschaft des Herrn Sorti --
Fortunat aber hatte keine Zeit mehr zu antwor¬ ten, denn um eine Waldecke sahen sie plötzlich einen ganzen Haufen Lumpengesindel von weitem auf sich zuwanken, das sie im ersten Augenblick für Zigeuner erkannten. Sie schienen unter einander in Händel ge¬
ſchlenderte. Auf einmal erhoben die Schauſpieler ein wuͤthendes Freudengeſchrei, und winkten mit Perſpectiv und Huͤten und Schnupftuͤchern. Jetzt ſchien auch der Wanderer ſie zu erkennen, er warf jubelnd ſeinen Hut hoch in die Luft und ſchritt dann eilig den Berg hinan. — Wahrhaftig, den ſollt' ich kennen! rief For¬ tunat ganz erſtaunt aus. — Gott ſchuͤtz', gewiß noch ein Dichter! entgegnete Lothario, indem er aufſprang, und ohne weiteres in den Wald hineinging.
Fortunat eilte ſogleich zu den Schauſpielern hin¬ uͤber. Aber eine tiefe Kluft lag dazwiſchen; er verlor ſie im Walde bald aus dem Geſicht, und wußte nicht, wo er war, als auf einmal der Wanderer, der gleich¬ falls den naͤchſten Weg geſucht, und den rechten ver¬ fehlt hatte, ſich muͤhſam neben ihm durch das Ge¬ ſtruͤpp hervorarbeitete. Fortunat! rief er hoͤchſt uͤber¬ raſcht und ſichtbar verlegen aus, da er den alten Be¬ kannten erblickte. — Mein Gott! Otto! erwiederte jener, wie kommen Sie hierher? — Ich? — ſagte der Student ganz verwirrt — iſt denn das nicht der fuͤrſtliche Park, wo die Schauſpielergeſellſchaft des Herrn Sorti —
Fortunat aber hatte keine Zeit mehr zu antwor¬ ten, denn um eine Waldecke ſahen ſie ploͤtzlich einen ganzen Haufen Lumpengeſindel von weitem auf ſich zuwanken, das ſie im erſten Augenblick fuͤr Zigeuner erkannten. Sie ſchienen unter einander in Haͤndel ge¬
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ſchlenderte. Auf einmal erhoben die Schauſpieler ein
wuͤthendes Freudengeſchrei, und winkten mit Perſpectiv
und Huͤten und Schnupftuͤchern. Jetzt ſchien auch der
Wanderer ſie zu erkennen, er warf jubelnd ſeinen Hut
hoch in die Luft und ſchritt dann eilig den Berg
hinan. — Wahrhaftig, den ſollt' ich kennen! rief For¬
tunat ganz erſtaunt aus. — Gott ſchuͤtz', gewiß noch
ein Dichter! entgegnete Lothario, indem er aufſprang,
und ohne weiteres in den Wald hineinging.
Fortunat eilte ſogleich zu den Schauſpielern hin¬
uͤber. Aber eine tiefe Kluft lag dazwiſchen; er verlor
ſie im Walde bald aus dem Geſicht, und wußte nicht,
wo er war, als auf einmal der Wanderer, der gleich¬
falls den naͤchſten Weg geſucht, und den rechten ver¬
fehlt hatte, ſich muͤhſam neben ihm durch das Ge¬
ſtruͤpp hervorarbeitete. Fortunat! rief er hoͤchſt uͤber¬
raſcht und ſichtbar verlegen aus, da er den alten Be¬
kannten erblickte. — Mein Gott! Otto! erwiederte
jener, wie kommen Sie hierher? — Ich? — ſagte
der Student ganz verwirrt — iſt denn das nicht der
fuͤrſtliche Park, wo die Schauſpielergeſellſchaft des
Herrn Sorti —
Fortunat aber hatte keine Zeit mehr zu antwor¬
ten, denn um eine Waldecke ſahen ſie ploͤtzlich einen
ganzen Haufen Lumpengeſindel von weitem auf ſich
zuwanken, das ſie im erſten Augenblick fuͤr Zigeuner
erkannten. Sie ſchienen unter einander in Haͤndel ge¬
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/112>, abgerufen am 21.11.2024.
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