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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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seiner Zuhörer nach und nach immer länger wurden,
dort einer heimlich durch die Nase gähnte, da ein an¬
derer mit vornehmem Lächeln unverwandt sein Bierglas
ansah. Und als er endlich schloß, erfolgte eine allge¬
meine Stille, daß man das Laub im Baume sich be¬
wegen hörte -- ein Zustand, wobei einem jungen Au¬
tor die Gedanken plötzlich zu Eiszapfen gefrieren können.

Schön -- recht poetisch, nahm endlich Sorti das
Wort, aber aufführen -- Keine Drucker, platzte Ru¬
precht heraus. -- Zuviel Verwandlungen, meinte ein
anderer -- Kein einziger brillanter Abgang. -- Aber
was hat denn alle das Teufelszeug mit meinem Ge¬
dicht zu schaffen? fragte der erstaunte Otto in seiner
poetischen Unschuld. -- Wird sich schon geben, mein
Liebster, entgegnete Sorti gelassen, wird sich nach und
nach schon geben mit der zunehmenden Bühnenkennt¬
niß. -- Nun steckten alle die Nasen in das Heft, und
ein jeder fing an, nach seiner Art daran zu mäkeln.
Der Dialog war zu phantastisch, er sollte noch ein¬
mal überarbeitet, herabgestimmt und natürlicher ge¬
macht werden. Der Held dagegen erschien allen zu
einfach, die Dame gar zu verliebt. -- Da hielt sich
Otto nicht länger, diese Mädchengestalt war ihm ge¬
rade die schönste, er hatte sich, wie es jungen Dich¬
tern wohl begegnet, nach und nach im Schreiben sel¬
ber in sie verliebt. -- Das Lieblichste, rief er aus,
das Heimlichste, Wahrste und Beste, was ich wußte,

ſeiner Zuhoͤrer nach und nach immer laͤnger wurden,
dort einer heimlich durch die Naſe gaͤhnte, da ein an¬
derer mit vornehmem Laͤcheln unverwandt ſein Bierglas
anſah. Und als er endlich ſchloß, erfolgte eine allge¬
meine Stille, daß man das Laub im Baume ſich be¬
wegen hoͤrte — ein Zuſtand, wobei einem jungen Au¬
tor die Gedanken ploͤtzlich zu Eiszapfen gefrieren koͤnnen.

Schoͤn — recht poetiſch, nahm endlich Sorti das
Wort, aber auffuͤhren — Keine Drucker, platzte Ru¬
precht heraus. — Zuviel Verwandlungen, meinte ein
anderer — Kein einziger brillanter Abgang. — Aber
was hat denn alle das Teufelszeug mit meinem Ge¬
dicht zu ſchaffen? fragte der erſtaunte Otto in ſeiner
poetiſchen Unſchuld. — Wird ſich ſchon geben, mein
Liebſter, entgegnete Sorti gelaſſen, wird ſich nach und
nach ſchon geben mit der zunehmenden Buͤhnenkennt¬
niß. — Nun ſteckten alle die Naſen in das Heft, und
ein jeder fing an, nach ſeiner Art daran zu maͤkeln.
Der Dialog war zu phantaſtiſch, er ſollte noch ein¬
mal uͤberarbeitet, herabgeſtimmt und natuͤrlicher ge¬
macht werden. Der Held dagegen erſchien allen zu
einfach, die Dame gar zu verliebt. — Da hielt ſich
Otto nicht laͤnger, dieſe Maͤdchengeſtalt war ihm ge¬
rade die ſchoͤnſte, er hatte ſich, wie es jungen Dich¬
tern wohl begegnet, nach und nach im Schreiben ſel¬
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[146/0153] ſeiner Zuhoͤrer nach und nach immer laͤnger wurden, dort einer heimlich durch die Naſe gaͤhnte, da ein an¬ derer mit vornehmem Laͤcheln unverwandt ſein Bierglas anſah. Und als er endlich ſchloß, erfolgte eine allge¬ meine Stille, daß man das Laub im Baume ſich be¬ wegen hoͤrte — ein Zuſtand, wobei einem jungen Au¬ tor die Gedanken ploͤtzlich zu Eiszapfen gefrieren koͤnnen. Schoͤn — recht poetiſch, nahm endlich Sorti das Wort, aber auffuͤhren — Keine Drucker, platzte Ru¬ precht heraus. — Zuviel Verwandlungen, meinte ein anderer — Kein einziger brillanter Abgang. — Aber was hat denn alle das Teufelszeug mit meinem Ge¬ dicht zu ſchaffen? fragte der erſtaunte Otto in ſeiner poetiſchen Unſchuld. — Wird ſich ſchon geben, mein Liebſter, entgegnete Sorti gelaſſen, wird ſich nach und nach ſchon geben mit der zunehmenden Buͤhnenkennt¬ niß. — Nun ſteckten alle die Naſen in das Heft, und ein jeder fing an, nach ſeiner Art daran zu maͤkeln. Der Dialog war zu phantaſtiſch, er ſollte noch ein¬ mal uͤberarbeitet, herabgeſtimmt und natuͤrlicher ge¬ macht werden. Der Held dagegen erſchien allen zu einfach, die Dame gar zu verliebt. — Da hielt ſich Otto nicht laͤnger, dieſe Maͤdchengeſtalt war ihm ge¬ rade die ſchoͤnſte, er hatte ſich, wie es jungen Dich¬ tern wohl begegnet, nach und nach im Schreiben ſel¬ ber in ſie verliebt. — Das Lieblichſte, rief er aus, das Heimlichſte, Wahrſte und Beſte, was ich wußte,

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/153>, abgerufen am 21.11.2024.