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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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klappte das Buch heftig zu und schob es in die Ta¬
sche, seine begeisterten Augen leuchteten im Zorne so
schön unter den herabwallenden braunen Locken. Du
närrischer Junge! rief Kordelchen, ihn mit einem herz¬
haften Kuß festhaltend. Da wanderte eben Otto vor¬
über, und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Sie
warf ihm dagegen lachend alle ihre Blumen nach, und
sprang dann selber schnell in den Garten fort.

Ungünstigeres aber hätte Otto'n in diesem Augen¬
blick nicht begegnen können, als der unerwartete An¬
blick dieser Vertraulichkeit. Denn er ging so eben,
das Manuscript eines Trauerspiels unter dem Arme,
mit klopfendem Herzen nach dem alten Palast der
Schauspieler, um es ihnen Behufs einer zu verhoffen¬
den Darstellung vorzulesen. -- Er fand Herrn Sorti
und die übrigen Stimmführer der Gesellschaft bereits
vor dem Hause in einer Wolke von Tabacksrauch zwi¬
schen hohen Biergläsern um einen runden Tisch ver¬
sammelt. Zerstreut und in Gedanken noch halb bei
Kordelchen, begann er mit unsicherer, fast schüchterner
Stimme die Vorlesung. Doch bald faßte ihn der
rasche Strom der eigenen Dichtung, heiter glitt er an
den duftigen Gestaden, Rebengeländern und Burgen
hinab, und das stille Glück der Stunden, ja die Ge¬
genden und Plätze, wo er damals gedichtet, wehten
ihn wieder erfrischend an. So las er immer schöner
und mächtiger, und bemerkte nicht, wie die Gesichter

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klappte das Buch heftig zu und ſchob es in die Ta¬
ſche, ſeine begeiſterten Augen leuchteten im Zorne ſo
ſchoͤn unter den herabwallenden braunen Locken. Du
naͤrriſcher Junge! rief Kordelchen, ihn mit einem herz¬
haften Kuß feſthaltend. Da wanderte eben Otto vor¬
uͤber, und warf ihr einen veraͤchtlichen Blick zu. Sie
warf ihm dagegen lachend alle ihre Blumen nach, und
ſprang dann ſelber ſchnell in den Garten fort.

Unguͤnſtigeres aber haͤtte Otto'n in dieſem Augen¬
blick nicht begegnen koͤnnen, als der unerwartete An¬
blick dieſer Vertraulichkeit. Denn er ging ſo eben,
das Manuſcript eines Trauerſpiels unter dem Arme,
mit klopfendem Herzen nach dem alten Palaſt der
Schauſpieler, um es ihnen Behufs einer zu verhoffen¬
den Darſtellung vorzuleſen. — Er fand Herrn Sorti
und die uͤbrigen Stimmfuͤhrer der Geſellſchaft bereits
vor dem Hauſe in einer Wolke von Tabacksrauch zwi¬
ſchen hohen Bierglaͤſern um einen runden Tiſch ver¬
ſammelt. Zerſtreut und in Gedanken noch halb bei
Kordelchen, begann er mit unſicherer, faſt ſchuͤchterner
Stimme die Vorleſung. Doch bald faßte ihn der
raſche Strom der eigenen Dichtung, heiter glitt er an
den duftigen Geſtaden, Rebengelaͤndern und Burgen
hinab, und das ſtille Gluͤck der Stunden, ja die Ge¬
genden und Plaͤtze, wo er damals gedichtet, wehten
ihn wieder erfriſchend an. So las er immer ſchoͤner
und maͤchtiger, und bemerkte nicht, wie die Geſichter

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[145/0152] klappte das Buch heftig zu und ſchob es in die Ta¬ ſche, ſeine begeiſterten Augen leuchteten im Zorne ſo ſchoͤn unter den herabwallenden braunen Locken. Du naͤrriſcher Junge! rief Kordelchen, ihn mit einem herz¬ haften Kuß feſthaltend. Da wanderte eben Otto vor¬ uͤber, und warf ihr einen veraͤchtlichen Blick zu. Sie warf ihm dagegen lachend alle ihre Blumen nach, und ſprang dann ſelber ſchnell in den Garten fort. Unguͤnſtigeres aber haͤtte Otto'n in dieſem Augen¬ blick nicht begegnen koͤnnen, als der unerwartete An¬ blick dieſer Vertraulichkeit. Denn er ging ſo eben, das Manuſcript eines Trauerſpiels unter dem Arme, mit klopfendem Herzen nach dem alten Palaſt der Schauſpieler, um es ihnen Behufs einer zu verhoffen¬ den Darſtellung vorzuleſen. — Er fand Herrn Sorti und die uͤbrigen Stimmfuͤhrer der Geſellſchaft bereits vor dem Hauſe in einer Wolke von Tabacksrauch zwi¬ ſchen hohen Bierglaͤſern um einen runden Tiſch ver¬ ſammelt. Zerſtreut und in Gedanken noch halb bei Kordelchen, begann er mit unſicherer, faſt ſchuͤchterner Stimme die Vorleſung. Doch bald faßte ihn der raſche Strom der eigenen Dichtung, heiter glitt er an den duftigen Geſtaden, Rebengelaͤndern und Burgen hinab, und das ſtille Gluͤck der Stunden, ja die Ge¬ genden und Plaͤtze, wo er damals gedichtet, wehten ihn wieder erfriſchend an. So las er immer ſchoͤner und maͤchtiger, und bemerkte nicht, wie die Geſichter 10

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/152>, abgerufen am 24.11.2024.