the, die Citronen blühn, fiel Lothario ein. -- Meine Verbindungen hier bei Hofe, ich kann Ihnen vielleicht nützlich seyn, fuhr Dryander fort, auch kenne ich meh¬ rere Personen von Rang in Rom, Neapel, mein Freund der Duca -- Degli Lazzaroni, meinte Lotha¬ rio, eine alte Familie, ich glaube, ihr seyd verwandt. -- Otto stand hochroth und entrüstet auf. -- Ich be¬ daure nur, sagte Dryander, gleichfalls aufbrechend, daß in diesem Augenblick dringende Amtsgeschäfte -- es wird mir aber sehr erfreulich seyn, Sie vor Ihrer Abreise -- Allerliebster Hofrath! rief hier plötzlich Lo¬ thario, seine Hand fassend: jetzt tanz' noch eine Me¬ nuett mit mir. -- Dryander maß ihn mit verächtli¬ chen Blicken. -- Oder soll ich dich morgen vor dem ganzen Hofe auffordern? Du kennst ja meine Ku¬ chenreuter, sagte Lothario. -- Der Hofrath wollte hastig klingeln. -- Tanz' -- wiederholte Lothario war¬ nend. -- Da stellte sich Dryander mit teuflischem Lä¬ cheln in Positur, Lothario sang vergnügt die Menuett a la Vigano, so führten sie auf dem bunten Teppich graziös mehrere Touren aus, und es war wunderlich anzusehen, wie Dryander seinen Gegner mit den Augen erstechen wollte, so oft sie feierlich an einander vor¬ überschwebten. Dann geleitete ihn Lothario an den Fingerspitzen bis zum Sopha, machte eine tiefe Ver¬ beugung und entfernte sich mit dem verlegenen Otto, der gar nicht wußte, wie ihm geschehen.
the, die Citronen bluͤhn, fiel Lothario ein. — Meine Verbindungen hier bei Hofe, ich kann Ihnen vielleicht nuͤtzlich ſeyn, fuhr Dryander fort, auch kenne ich meh¬ rere Perſonen von Rang in Rom, Neapel, mein Freund der Duca — Degli Lazzaroni, meinte Lotha¬ rio, eine alte Familie, ich glaube, ihr ſeyd verwandt. — Otto ſtand hochroth und entruͤſtet auf. — Ich be¬ daure nur, ſagte Dryander, gleichfalls aufbrechend, daß in dieſem Augenblick dringende Amtsgeſchaͤfte — es wird mir aber ſehr erfreulich ſeyn, Sie vor Ihrer Abreiſe — Allerliebſter Hofrath! rief hier ploͤtzlich Lo¬ thario, ſeine Hand faſſend: jetzt tanz' noch eine Me¬ nuett mit mir. — Dryander maß ihn mit veraͤchtli¬ chen Blicken. — Oder ſoll ich dich morgen vor dem ganzen Hofe auffordern? Du kennſt ja meine Ku¬ chenreuter, ſagte Lothario. — Der Hofrath wollte haſtig klingeln. — Tanz' — wiederholte Lothario war¬ nend. — Da ſtellte ſich Dryander mit teufliſchem Laͤ¬ cheln in Poſitur, Lothario ſang vergnuͤgt die Menuett à la Vigano, ſo fuͤhrten ſie auf dem bunten Teppich grazioͤs mehrere Touren aus, und es war wunderlich anzuſehen, wie Dryander ſeinen Gegner mit den Augen erſtechen wollte, ſo oft ſie feierlich an einander vor¬ uͤberſchwebten. Dann geleitete ihn Lothario an den Fingerſpitzen bis zum Sopha, machte eine tiefe Ver¬ beugung und entfernte ſich mit dem verlegenen Otto, der gar nicht wußte, wie ihm geſchehen.
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the, die Citronen bluͤhn, fiel Lothario ein. — Meine
Verbindungen hier bei Hofe, ich kann Ihnen vielleicht
nuͤtzlich ſeyn, fuhr Dryander fort, auch kenne ich meh¬
rere Perſonen von Rang in Rom, Neapel, mein
Freund der Duca — Degli Lazzaroni, meinte Lotha¬
rio, eine alte Familie, ich glaube, ihr ſeyd verwandt.
— Otto ſtand hochroth und entruͤſtet auf. — Ich be¬
daure nur, ſagte Dryander, gleichfalls aufbrechend,
daß in dieſem Augenblick dringende Amtsgeſchaͤfte —
es wird mir aber ſehr erfreulich ſeyn, Sie vor Ihrer
Abreiſe — Allerliebſter Hofrath! rief hier ploͤtzlich Lo¬
thario, ſeine Hand faſſend: jetzt tanz' noch eine Me¬
nuett mit mir. — Dryander maß ihn mit veraͤchtli¬
chen Blicken. — Oder ſoll ich dich morgen vor dem
ganzen Hofe auffordern? Du kennſt ja meine Ku¬
chenreuter, ſagte Lothario. — Der Hofrath wollte
haſtig klingeln. — Tanz' — wiederholte Lothario war¬
nend. — Da ſtellte ſich Dryander mit teufliſchem Laͤ¬
cheln in Poſitur, Lothario ſang vergnuͤgt die Menuett
à la Vigano, ſo fuͤhrten ſie auf dem bunten Teppich
grazioͤs mehrere Touren aus, und es war wunderlich
anzuſehen, wie Dryander ſeinen Gegner mit den Augen
erſtechen wollte, ſo oft ſie feierlich an einander vor¬
uͤberſchwebten. Dann geleitete ihn Lothario an den
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/158>, abgerufen am 21.11.2024.
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