die erste Lerche mich ablöst hoch in der stillen Luft. Und fallen die Blätter und die Vögel ziehen fort, und dich befällt Heimweh, wenn du vom Schloß über die einsamen Wälder siehst: ich führe dich weit über die Berge fort, du arme Fremde! Auf dem Meere wol¬ len wir fahren an glänzenden Küsten vorüber, bis die Laute deiner Muttersprache gleich bunten Wundervö¬ geln herschweifen und deine ernste, schöne Heimath emportaucht, duftige Gärten, Gebirge und mauri¬ sche Schlösser in den trunkenen Fluthen spiegelnd -- o Juanna, mir ist's, wie von einem hohen Berg in's Morgenroth zu sehen! --
So sprach er voll Freude, während sie ritten, Juanna war immerfort still, in der Tiefe neben ihnen rauschte ein Strom, sie horchte manchmal hinunter. Auf einmal blinkte das Wasser zwischen den dunklen Bäumen hinauf, da warf sie ihr Roß gewaltsam zur Seite, setzte die Sporen ein und schwang es mit sich in den Fluß hinab. Erschrocken stürzte Lothario nach, er sah sie mit dem weitaufgelösten Haar gleich einer Nixe in klarem Mondlicht über die Fluth dahinschwe¬ ben, sinken und wieder emportauchen. Endlich hatte er sie gefaßt, sie ruhte an seiner Schulter, ihre feuch¬ ten Locken verdunkelten ihm Stirn und Augen. So sank er mit seiner Beute erschöpft am jenseitigen Ufer auf den Rasen hin und lauschte in der entsetzlichen
die erſte Lerche mich abloͤſt hoch in der ſtillen Luft. Und fallen die Blaͤtter und die Voͤgel ziehen fort, und dich befaͤllt Heimweh, wenn du vom Schloß uͤber die einſamen Waͤlder ſiehſt: ich fuͤhre dich weit uͤber die Berge fort, du arme Fremde! Auf dem Meere wol¬ len wir fahren an glaͤnzenden Kuͤſten voruͤber, bis die Laute deiner Mutterſprache gleich bunten Wundervoͤ¬ geln herſchweifen und deine ernſte, ſchoͤne Heimath emportaucht, duftige Gaͤrten, Gebirge und mauri¬ ſche Schloͤſſer in den trunkenen Fluthen ſpiegelnd — o Juanna, mir iſt's, wie von einem hohen Berg in's Morgenroth zu ſehen! —
So ſprach er voll Freude, waͤhrend ſie ritten, Juanna war immerfort ſtill, in der Tiefe neben ihnen rauſchte ein Strom, ſie horchte manchmal hinunter. Auf einmal blinkte das Waſſer zwiſchen den dunklen Baͤumen hinauf, da warf ſie ihr Roß gewaltſam zur Seite, ſetzte die Sporen ein und ſchwang es mit ſich in den Fluß hinab. Erſchrocken ſtuͤrzte Lothario nach, er ſah ſie mit dem weitaufgeloͤſten Haar gleich einer Nixe in klarem Mondlicht uͤber die Fluth dahinſchwe¬ ben, ſinken und wieder emportauchen. Endlich hatte er ſie gefaßt, ſie ruhte an ſeiner Schulter, ihre feuch¬ ten Locken verdunkelten ihm Stirn und Augen. So ſank er mit ſeiner Beute erſchoͤpft am jenſeitigen Ufer auf den Raſen hin und lauſchte in der entſetzlichen
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die erſte Lerche mich abloͤſt hoch in der ſtillen Luft.
Und fallen die Blaͤtter und die Voͤgel ziehen fort, und
dich befaͤllt Heimweh, wenn du vom Schloß uͤber die
einſamen Waͤlder ſiehſt: ich fuͤhre dich weit uͤber die
Berge fort, du arme Fremde! Auf dem Meere wol¬
len wir fahren an glaͤnzenden Kuͤſten voruͤber, bis die
Laute deiner Mutterſprache gleich bunten Wundervoͤ¬
geln herſchweifen und deine ernſte, ſchoͤne Heimath
emportaucht, duftige Gaͤrten, Gebirge und mauri¬
ſche Schloͤſſer in den trunkenen Fluthen ſpiegelnd —
o Juanna, mir iſt's, wie von einem hohen Berg in's
Morgenroth zu ſehen! —
So ſprach er voll Freude, waͤhrend ſie ritten,
Juanna war immerfort ſtill, in der Tiefe neben ihnen
rauſchte ein Strom, ſie horchte manchmal hinunter.
Auf einmal blinkte das Waſſer zwiſchen den dunklen
Baͤumen hinauf, da warf ſie ihr Roß gewaltſam zur
Seite, ſetzte die Sporen ein und ſchwang es mit ſich
in den Fluß hinab. Erſchrocken ſtuͤrzte Lothario nach,
er ſah ſie mit dem weitaufgeloͤſten Haar gleich einer
Nixe in klarem Mondlicht uͤber die Fluth dahinſchwe¬
ben, ſinken und wieder emportauchen. Endlich hatte
er ſie gefaßt, ſie ruhte an ſeiner Schulter, ihre feuch¬
ten Locken verdunkelten ihm Stirn und Augen. So
ſank er mit ſeiner Beute erſchoͤpft am jenſeitigen Ufer
auf den Raſen hin und lauſchte in der entſetzlichen
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/183>, abgerufen am 21.11.2024.
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