Nacht, was hatt' er sonst zu thun da droben? Aber erkannt hat er mich und setzt mir sicherlich nach. Wie wir da heruntergekommen, weiß ich nicht mehr, aber als der Tag endlich anbrach, sahen wir die Donau im Thale funkeln, ein Schiff wollt' eben abgehn, wir stie¬ gen mit ein, und so fuhr ich in Lust und Angst und bekam Händel und sollte mich duelliren und -- Und ich, fiel Fortunat ein, habe den verflogenen Goldfasan wieder eingefangen und laß' ihn nun nimmermehr los!
Fortunat war voller Freude und doch verwirrt, er wußte gar nicht, was er mit dem lieblichen Kinde nun anfangen sollte, das sich so ganz in seine Arme ge¬ worfen, auch war die Angst vor dem Erwischen nicht gering.
Unterdessen flogen schon einzelne Streiflichter durch die stille Luft. Wie bist du schön geworden! sagte Fortunat, sie fast erstaunt betrachtend. Da wurde sie über und über roth, jetzt dachte sie erst daran, daß sie so ganz allein mit ihm war. Aus den fernen Dör¬ fern aber hörte man schon einzelne Stimmen, über die wogenden Kornfelder schossen ihnen die ersten Sonnen¬ strahlen blitzend entgegen -- so ritten sie fröhlich in den prächtigen Morgen hinein.
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Nacht, was hatt' er ſonſt zu thun da droben? Aber erkannt hat er mich und ſetzt mir ſicherlich nach. Wie wir da heruntergekommen, weiß ich nicht mehr, aber als der Tag endlich anbrach, ſahen wir die Donau im Thale funkeln, ein Schiff wollt' eben abgehn, wir ſtie¬ gen mit ein, und ſo fuhr ich in Luſt und Angſt und bekam Haͤndel und ſollte mich duelliren und — Und ich, fiel Fortunat ein, habe den verflogenen Goldfaſan wieder eingefangen und laß' ihn nun nimmermehr los!
Fortunat war voller Freude und doch verwirrt, er wußte gar nicht, was er mit dem lieblichen Kinde nun anfangen ſollte, das ſich ſo ganz in ſeine Arme ge¬ worfen, auch war die Angſt vor dem Erwiſchen nicht gering.
Unterdeſſen flogen ſchon einzelne Streiflichter durch die ſtille Luft. Wie biſt du ſchoͤn geworden! ſagte Fortunat, ſie faſt erſtaunt betrachtend. Da wurde ſie uͤber und uͤber roth, jetzt dachte ſie erſt daran, daß ſie ſo ganz allein mit ihm war. Aus den fernen Doͤr¬ fern aber hoͤrte man ſchon einzelne Stimmen, uͤber die wogenden Kornfelder ſchoſſen ihnen die erſten Sonnen¬ ſtrahlen blitzend entgegen — ſo ritten ſie froͤhlich in den praͤchtigen Morgen hinein.
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Nacht, was hatt' er ſonſt zu thun da droben? Aber
erkannt hat er mich und ſetzt mir ſicherlich nach. Wie
wir da heruntergekommen, weiß ich nicht mehr, aber
als der Tag endlich anbrach, ſahen wir die Donau im
Thale funkeln, ein Schiff wollt' eben abgehn, wir ſtie¬
gen mit ein, und ſo fuhr ich in Luſt und Angſt und
bekam Haͤndel und ſollte mich duelliren und — Und
ich, fiel Fortunat ein, habe den verflogenen Goldfaſan
wieder eingefangen und laß' ihn nun nimmermehr los!
Fortunat war voller Freude und doch verwirrt, er
wußte gar nicht, was er mit dem lieblichen Kinde nun
anfangen ſollte, das ſich ſo ganz in ſeine Arme ge¬
worfen, auch war die Angſt vor dem Erwiſchen nicht
gering.
Unterdeſſen flogen ſchon einzelne Streiflichter durch
die ſtille Luft. Wie biſt du ſchoͤn geworden! ſagte
Fortunat, ſie faſt erſtaunt betrachtend. Da wurde ſie
uͤber und uͤber roth, jetzt dachte ſie erſt daran, daß ſie
ſo ganz allein mit ihm war. Aus den fernen Doͤr¬
fern aber hoͤrte man ſchon einzelne Stimmen, uͤber die
wogenden Kornfelder ſchoſſen ihnen die erſten Sonnen¬
ſtrahlen blitzend entgegen — ſo ritten ſie froͤhlich in
den praͤchtigen Morgen hinein.
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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