schüttelte lachend die schweren blitzenden Ohrgehänge und sah wieder hinein. Auf einmal wandte sie sich, er glaubte in dem frischen Gesichtchen Florentine, die Amtmannstochter, zu erkennen, die er vorhin am Fen¬ ster gesehen. Aber nun erschallte ein lauter Schrei, und aus allen Hecken, in Taft und Seide rauschend, fuhren erschrocken fliehende Mädchen-Gestalten durchs Grüne, als hätte der Wind Aprikosenblüten umher¬ gestreut.
Fortunat folgte ihnen zu der Amtmannswohnung, wo sie verschlüpft waren. Aber hier hielt ihn neue Verwirrung fest, er fand auch dort alles in lebhafter Bewegung. Aus dem Mörserstampfen im Hause und dem ernstwichtigen Durcheinanderrennen der Mägde, zwischen dem man von Zeit zu Zeit die Kommando¬ stimme der Amtmannin vernahm, schloß er sogleich auf ein großes Kuchenbacken im Innern. Draußen aber auf dem Rasen sah man große Teppiche ausbreiten, Sophas und Polsterstühle ausklopfen, überall wurden die verdunkelnden Doppelfenster ausgehoben, die Mor¬ gensonne schien lustig durch das ganze Haus, und ein¬ zelne Schwalben kreuzten jauchzend über dem Platze.
Ein langer, hagerer Mann, mit dünnem Hals und hervorstehenden Augen schien besonders selig in dem Rumor, man sah ihn überall im dicksten Hau¬ fen schreiend, helfend und anordnend. Von diesem er¬ fuhr Fortunat endlich, nicht ohne Müh' und wiederholte
ſchuͤttelte lachend die ſchweren blitzenden Ohrgehaͤnge und ſah wieder hinein. Auf einmal wandte ſie ſich, er glaubte in dem friſchen Geſichtchen Florentine, die Amtmannstochter, zu erkennen, die er vorhin am Fen¬ ſter geſehen. Aber nun erſchallte ein lauter Schrei, und aus allen Hecken, in Taft und Seide rauſchend, fuhren erſchrocken fliehende Maͤdchen-Geſtalten durchs Gruͤne, als haͤtte der Wind Aprikoſenbluͤten umher¬ geſtreut.
Fortunat folgte ihnen zu der Amtmannswohnung, wo ſie verſchluͤpft waren. Aber hier hielt ihn neue Verwirrung feſt, er fand auch dort alles in lebhafter Bewegung. Aus dem Moͤrſerſtampfen im Hauſe und dem ernſtwichtigen Durcheinanderrennen der Maͤgde, zwiſchen dem man von Zeit zu Zeit die Kommando¬ ſtimme der Amtmannin vernahm, ſchloß er ſogleich auf ein großes Kuchenbacken im Innern. Draußen aber auf dem Raſen ſah man große Teppiche ausbreiten, Sophas und Polſterſtuͤhle ausklopfen, uͤberall wurden die verdunkelnden Doppelfenſter ausgehoben, die Mor¬ genſonne ſchien luſtig durch das ganze Haus, und ein¬ zelne Schwalben kreuzten jauchzend uͤber dem Platze.
Ein langer, hagerer Mann, mit duͤnnem Hals und hervorſtehenden Augen ſchien beſonders ſelig in dem Rumor, man ſah ihn uͤberall im dickſten Hau¬ fen ſchreiend, helfend und anordnend. Von dieſem er¬ fuhr Fortunat endlich, nicht ohne Muͤh' und wiederholte
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ſchuͤttelte lachend die ſchweren blitzenden Ohrgehaͤnge
und ſah wieder hinein. Auf einmal wandte ſie ſich,
er glaubte in dem friſchen Geſichtchen Florentine, die
Amtmannstochter, zu erkennen, die er vorhin am Fen¬
ſter geſehen. Aber nun erſchallte ein lauter Schrei,
und aus allen Hecken, in Taft und Seide rauſchend,
fuhren erſchrocken fliehende Maͤdchen-Geſtalten durchs
Gruͤne, als haͤtte der Wind Aprikoſenbluͤten umher¬
geſtreut.
Fortunat folgte ihnen zu der Amtmannswohnung,
wo ſie verſchluͤpft waren. Aber hier hielt ihn neue
Verwirrung feſt, er fand auch dort alles in lebhafter
Bewegung. Aus dem Moͤrſerſtampfen im Hauſe und
dem ernſtwichtigen Durcheinanderrennen der Maͤgde,
zwiſchen dem man von Zeit zu Zeit die Kommando¬
ſtimme der Amtmannin vernahm, ſchloß er ſogleich auf
ein großes Kuchenbacken im Innern. Draußen aber
auf dem Raſen ſah man große Teppiche ausbreiten,
Sophas und Polſterſtuͤhle ausklopfen, uͤberall wurden
die verdunkelnden Doppelfenſter ausgehoben, die Mor¬
genſonne ſchien luſtig durch das ganze Haus, und ein¬
zelne Schwalben kreuzten jauchzend uͤber dem Platze.
Ein langer, hagerer Mann, mit duͤnnem Hals
und hervorſtehenden Augen ſchien beſonders ſelig in
dem Rumor, man ſah ihn uͤberall im dickſten Hau¬
fen ſchreiend, helfend und anordnend. Von dieſem er¬
fuhr Fortunat endlich, nicht ohne Muͤh' und wiederholte
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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