Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Sonnette. An A --. I. Die Klugen, die nach Gott nicht wollten fragen, Den heil'gen Kampf gern irdisch möchten schlichten, Zum Tod kein Herz, nicht Lieb', sich aufzurichten, Verzehren sich nur selbst in eitlen Klagen. Sind alle Eure Schiffe denn zerschlagen: Sieht man die heil'ge Flagge Dich aufrichten, Vom Liebessturm, der jene mußt' vernichten, Dein junges Schiff siegreich hinweggetragen. Südwinde spielen blau um Laut' und Locken, In Morgenroth des Hutes Federn schwanken Und Gottes Athem macht die Segel schwellen. Wen noch die alten Heimath-Klänge locken, Dem füllt der Segel wie der Töne Schwellen Die Brust mit jungen, ewigen Gedanken. II. Wir sind so tief betrübt, wenn wir auch scherzen,
Die armen Menschen müh'n sich ab und reisen, Die Welt zieht ernst und streng in ihren Gleisen, Ein feuchter Wind verlöscht die lust'gen Kerzen. Sonnette. An A —. I. Die Klugen, die nach Gott nicht wollten fragen, Den heil'gen Kampf gern irdiſch moͤchten ſchlichten, Zum Tod kein Herz, nicht Lieb', ſich aufzurichten, Verzehren ſich nur ſelbſt in eitlen Klagen. Sind alle Eure Schiffe denn zerſchlagen: Sieht man die heil'ge Flagge Dich aufrichten, Vom Liebesſturm, der jene mußt' vernichten, Dein junges Schiff ſiegreich hinweggetragen. Suͤdwinde ſpielen blau um Laut' und Locken, In Morgenroth des Hutes Federn ſchwanken Und Gottes Athem macht die Segel ſchwellen. Wen noch die alten Heimath-Klaͤnge locken, Dem fuͤllt der Segel wie der Toͤne Schwellen Die Bruſt mit jungen, ewigen Gedanken. II. Wir ſind ſo tief betruͤbt, wenn wir auch ſcherzen,
Die armen Menſchen muͤh'n ſich ab und reiſen, Die Welt zieht ernſt und ſtreng in ihren Gleiſen, Ein feuchter Wind verloͤſcht die luſt'gen Kerzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0160" n="142"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Sonnette</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg> <head>An A —. </head><lb/> <lg> <head><hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Klugen, die nach Gott nicht wollten fragen,</l><lb/> <l>Den heil'gen Kampf gern irdiſch moͤchten ſchlichten,</l><lb/> <l>Zum Tod kein Herz, nicht Lieb', ſich aufzurichten,</l><lb/> <l>Verzehren ſich nur ſelbſt in eitlen Klagen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Sind alle Eure Schiffe denn zerſchlagen:</l><lb/> <l>Sieht man die heil'ge Flagge <hi rendition="#g">Dich</hi> aufrichten,</l><lb/> <l>Vom Liebesſturm, der jene mußt' vernichten,</l><lb/> <l>Dein junges Schiff ſiegreich hinweggetragen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Suͤdwinde ſpielen blau um Laut' und Locken,</l><lb/> <l>In Morgenroth des Hutes Federn ſchwanken</l><lb/> <l>Und Gottes Athem macht die Segel ſchwellen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Wen noch die alten Heimath-Klaͤnge locken,</l><lb/> <l>Dem fuͤllt der Segel wie der Toͤne Schwellen</l><lb/> <l>Die Bruſt mit jungen, ewigen Gedanken.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head><hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Wir ſind ſo tief betruͤbt, wenn wir auch ſcherzen,</l><lb/> <l>Die armen Menſchen muͤh'n ſich ab und reiſen,</l><lb/> <l>Die Welt zieht ernſt und ſtreng in ihren Gleiſen,</l><lb/> <l>Ein feuchter Wind verloͤſcht die luſt'gen Kerzen.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0160]
Sonnette.
An A —.
I.
Die Klugen, die nach Gott nicht wollten fragen,
Den heil'gen Kampf gern irdiſch moͤchten ſchlichten,
Zum Tod kein Herz, nicht Lieb', ſich aufzurichten,
Verzehren ſich nur ſelbſt in eitlen Klagen.
Sind alle Eure Schiffe denn zerſchlagen:
Sieht man die heil'ge Flagge Dich aufrichten,
Vom Liebesſturm, der jene mußt' vernichten,
Dein junges Schiff ſiegreich hinweggetragen.
Suͤdwinde ſpielen blau um Laut' und Locken,
In Morgenroth des Hutes Federn ſchwanken
Und Gottes Athem macht die Segel ſchwellen.
Wen noch die alten Heimath-Klaͤnge locken,
Dem fuͤllt der Segel wie der Toͤne Schwellen
Die Bruſt mit jungen, ewigen Gedanken.
II.
Wir ſind ſo tief betruͤbt, wenn wir auch ſcherzen,
Die armen Menſchen muͤh'n ſich ab und reiſen,
Die Welt zieht ernſt und ſtreng in ihren Gleiſen,
Ein feuchter Wind verloͤſcht die luſt'gen Kerzen.
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