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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Du hast so schöne Worte tief im Herzen,
Du weißt so wunderbare, alte Weisen,
Und wie die Stern' am Firmamente kreisen,
Ziehn durch die Brust dir ewig Lust und Schmerzen.
So laß' Dein' Stimme hell im Wald erscheinen!
Das Waldhorn fromm wird auf und nieder wehen,
Die Wasser geh'n und einsam Rehe weiden.
Wir wollen stille sitzen und nicht weinen,
Wir wollen in den Rhein hinuntersehen,
Und, wird es finster, nicht von sammen scheiden.

III.
Es will die Zeit mit ihrem Schutt verdecken,
Den hellen Quell, der meiner Brust entsprungen,
Umsonst Gebete himmelan geschwungen,
Sie mögen nicht das Ohr der Gnade wecken.
So laß die Nacht die grausen Flügel strecken,
Nur immerzu, mein tapfres Schiff, gedrungen!
Wer einmal mit den Wogen hat gerungen,
Fühlt sich das Herz gehoben in den Schrecken.
Schießt zu, trefft, Pfeile, die durch's Dunkel schwirren!
Ruhvoll um Klippen über'm tückschen Grunde
Lenk' ich mein Schiff, wohin die Sterne winken.
Mag dann der Steuermann nach langem Irren,
Rasch ziehend alle Pfeile aus der Wunde,
Todt an der Heimathküste niedersinken!


Du haſt ſo ſchoͤne Worte tief im Herzen,
Du weißt ſo wunderbare, alte Weiſen,
Und wie die Stern' am Firmamente kreiſen,
Ziehn durch die Bruſt dir ewig Luſt und Schmerzen.
So laß' Dein' Stimme hell im Wald erſcheinen!
Das Waldhorn fromm wird auf und nieder wehen,
Die Waſſer geh'n und einſam Rehe weiden.
Wir wollen ſtille ſitzen und nicht weinen,
Wir wollen in den Rhein hinunterſehen,
Und, wird es finſter, nicht von ſammen ſcheiden.

III.
Es will die Zeit mit ihrem Schutt verdecken,
Den hellen Quell, der meiner Bruſt entſprungen,
Umſonſt Gebete himmelan geſchwungen,
Sie moͤgen nicht das Ohr der Gnade wecken.
So laß die Nacht die grauſen Fluͤgel ſtrecken,
Nur immerzu, mein tapfres Schiff, gedrungen!
Wer einmal mit den Wogen hat gerungen,
Fuͤhlt ſich das Herz gehoben in den Schrecken.
Schießt zu, trefft, Pfeile, die durch's Dunkel ſchwirren!
Ruhvoll um Klippen uͤber'm tuͤckſchen Grunde
Lenk' ich mein Schiff, wohin die Sterne winken.
Mag dann der Steuermann nach langem Irren,
Raſch ziehend alle Pfeile aus der Wunde,
Todt an der Heimathkuͤſte niederſinken!


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[143/0161] Du haſt ſo ſchoͤne Worte tief im Herzen, Du weißt ſo wunderbare, alte Weiſen, Und wie die Stern' am Firmamente kreiſen, Ziehn durch die Bruſt dir ewig Luſt und Schmerzen. So laß' Dein' Stimme hell im Wald erſcheinen! Das Waldhorn fromm wird auf und nieder wehen, Die Waſſer geh'n und einſam Rehe weiden. Wir wollen ſtille ſitzen und nicht weinen, Wir wollen in den Rhein hinunterſehen, Und, wird es finſter, nicht von ſammen ſcheiden. III. Es will die Zeit mit ihrem Schutt verdecken, Den hellen Quell, der meiner Bruſt entſprungen, Umſonſt Gebete himmelan geſchwungen, Sie moͤgen nicht das Ohr der Gnade wecken. So laß die Nacht die grauſen Fluͤgel ſtrecken, Nur immerzu, mein tapfres Schiff, gedrungen! Wer einmal mit den Wogen hat gerungen, Fuͤhlt ſich das Herz gehoben in den Schrecken. Schießt zu, trefft, Pfeile, die durch's Dunkel ſchwirren! Ruhvoll um Klippen uͤber'm tuͤckſchen Grunde Lenk' ich mein Schiff, wohin die Sterne winken. Mag dann der Steuermann nach langem Irren, Raſch ziehend alle Pfeile aus der Wunde, Todt an der Heimathkuͤſte niederſinken!

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/161>, abgerufen am 04.12.2024.