Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Braut.
Wann die Bäume blüh'n und sprossen
Und die Lerche kehrt zurück,
Denkt die Seele der Genossen,
Fühlet fern' und nahes Glück.
Seelig Weinen seel'ger Herzen!
Wenn das Herz nichts weiter will,
Nicht weiß, ob es Lust, ob Schmerzen,
Aber fröhlich ist und still.
Frischer sich die Hügel kränzen,
Heitrer lacht das weite Blau,
Alle Blumen schöner glänzen
Durch des Auges süßen Thau.
Und soll denn das Lieben leiden,
Und, wer leidet, krank auch sein,
Ach, so will ich keine Freuden,
Und mag nicht gesund mehr sein!

Die Braut.
Wann die Baͤume bluͤh'n und ſproſſen
Und die Lerche kehrt zuruͤck,
Denkt die Seele der Genoſſen,
Fuͤhlet fern' und nahes Gluͤck.
Seelig Weinen ſeel'ger Herzen!
Wenn das Herz nichts weiter will,
Nicht weiß, ob es Luſt, ob Schmerzen,
Aber froͤhlich iſt und ſtill.
Friſcher ſich die Huͤgel kraͤnzen,
Heitrer lacht das weite Blau,
Alle Blumen ſchoͤner glaͤnzen
Durch des Auges ſuͤßen Thau.
Und ſoll denn das Lieben leiden,
Und, wer leidet, krank auch ſein,
Ach, ſo will ich keine Freuden,
Und mag nicht geſund mehr ſein!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0273" n="255"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Die Braut</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ann die Ba&#x0364;ume blu&#x0364;h'n und &#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Und die Lerche kehrt zuru&#x0364;ck,</l><lb/>
            <l>Denkt die Seele der Geno&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;hlet fern' und nahes Glu&#x0364;ck.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Seelig Weinen &#x017F;eel'ger Herzen!</l><lb/>
            <l>Wenn das Herz nichts weiter will,</l><lb/>
            <l>Nicht weiß, ob es Lu&#x017F;t, ob Schmerzen,</l><lb/>
            <l>Aber fro&#x0364;hlich i&#x017F;t und &#x017F;till.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Fri&#x017F;cher &#x017F;ich die Hu&#x0364;gel kra&#x0364;nzen,</l><lb/>
            <l>Heitrer lacht das weite Blau,</l><lb/>
            <l>Alle Blumen &#x017F;cho&#x0364;ner gla&#x0364;nzen</l><lb/>
            <l>Durch des Auges &#x017F;u&#x0364;ßen Thau.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und &#x017F;oll denn das Lieben leiden,</l><lb/>
            <l>Und, wer leidet, krank auch &#x017F;ein,</l><lb/>
            <l>Ach, &#x017F;o will ich keine Freuden,</l><lb/>
            <l>Und mag nicht ge&#x017F;und mehr &#x017F;ein!</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0273] Die Braut. Wann die Baͤume bluͤh'n und ſproſſen Und die Lerche kehrt zuruͤck, Denkt die Seele der Genoſſen, Fuͤhlet fern' und nahes Gluͤck. Seelig Weinen ſeel'ger Herzen! Wenn das Herz nichts weiter will, Nicht weiß, ob es Luſt, ob Schmerzen, Aber froͤhlich iſt und ſtill. Friſcher ſich die Huͤgel kraͤnzen, Heitrer lacht das weite Blau, Alle Blumen ſchoͤner glaͤnzen Durch des Auges ſuͤßen Thau. Und ſoll denn das Lieben leiden, Und, wer leidet, krank auch ſein, Ach, ſo will ich keine Freuden, Und mag nicht geſund mehr ſein!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/273
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/273>, abgerufen am 21.11.2024.