Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Glücksritter.
Wenn Fortuna spröde thut,
Laß' ich sie in Ruh,
Singe recht und trinke gut,
Und Fortuna kriegt auch Muth,
Setzt sich mit dazu.
Doch ich geb' mir keine Müh:
"He, noch eine her!"
Kehr' den Rücken gegen Sie,
Laß' hoch leben die und die --
Das verdrießt Sie sehr.
Und bald rückt sie sacht zu mir:
"Hast Du deren mehr?" --
Wie Sie sehn. -- "Drei Kannen schier,
Und das lauter Klebebier!" --
'S wird mir gar nicht schwer.
Drauf sie zu mir lächelt fein:
"Bist ein ganzer Kerl!"
Ruft den Kellner, schreit nach Wein,
Trinkt mir zu und schenkt mir ein,
Aechte Blum' und Perl.
Sie bezahlet Wein und Bier,
Und ich, wieder gut,
Führe Sie am Arm mit mir
Aus dem Haus, wie'n Kavalier,
Alles zieht den Hut.

17 *
Der Gluͤcksritter.
Wenn Fortuna ſproͤde thut,
Laß' ich ſie in Ruh,
Singe recht und trinke gut,
Und Fortuna kriegt auch Muth,
Setzt ſich mit dazu.
Doch ich geb' mir keine Muͤh:
„He, noch eine her!“
Kehr' den Ruͤcken gegen Sie,
Laß' hoch leben die und die —
Das verdrießt Sie ſehr.
Und bald ruͤckt ſie ſacht zu mir:
„Haſt Du deren mehr?“ —
Wie Sie ſehn. — „Drei Kannen ſchier,
Und das lauter Klebebier!“ —
'S wird mir gar nicht ſchwer.
Drauf ſie zu mir laͤchelt fein:
„Biſt ein ganzer Kerl!“
Ruft den Kellner, ſchreit nach Wein,
Trinkt mir zu und ſchenkt mir ein,
Aechte Blum' und Perl.
Sie bezahlet Wein und Bier,
Und ich, wieder gut,
Fuͤhre Sie am Arm mit mir
Aus dem Haus, wie'n Kavalier,
Alles zieht den Hut.

17 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0277" n="259"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Der Glu&#x0364;cksritter</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn Fortuna &#x017F;pro&#x0364;de thut,</l><lb/>
            <l>Laß' ich &#x017F;ie in Ruh,</l><lb/>
            <l>Singe recht und trinke gut,</l><lb/>
            <l>Und Fortuna kriegt auch Muth,</l><lb/>
            <l>Setzt &#x017F;ich mit dazu.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Doch ich geb' mir keine Mu&#x0364;h:</l><lb/>
            <l>&#x201E;He, noch eine her!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Kehr' den Ru&#x0364;cken gegen Sie,</l><lb/>
            <l>Laß' hoch leben die und die &#x2014;</l><lb/>
            <l>Das verdrießt Sie &#x017F;ehr.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und bald ru&#x0364;ckt &#x017F;ie &#x017F;acht zu mir:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ha&#x017F;t Du deren mehr?&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
            <l>Wie Sie &#x017F;ehn. &#x2014; &#x201E;Drei Kannen &#x017F;chier,</l><lb/>
            <l>Und das lauter Klebebier!&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
            <l>'S wird mir gar nicht &#x017F;chwer.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Drauf &#x017F;ie zu mir la&#x0364;chelt fein:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Bi&#x017F;t ein ganzer Kerl!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Ruft den Kellner, &#x017F;chreit nach Wein,</l><lb/>
            <l>Trinkt mir zu und &#x017F;chenkt mir ein,</l><lb/>
            <l>Aechte Blum' und Perl.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Sie bezahlet Wein und Bier,</l><lb/>
            <l>Und ich, wieder gut,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;hre Sie am Arm mit mir</l><lb/>
            <l>Aus dem Haus, wie'n Kavalier,</l><lb/>
            <l>Alles zieht den Hut.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">17 *<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0277] Der Gluͤcksritter. Wenn Fortuna ſproͤde thut, Laß' ich ſie in Ruh, Singe recht und trinke gut, Und Fortuna kriegt auch Muth, Setzt ſich mit dazu. Doch ich geb' mir keine Muͤh: „He, noch eine her!“ Kehr' den Ruͤcken gegen Sie, Laß' hoch leben die und die — Das verdrießt Sie ſehr. Und bald ruͤckt ſie ſacht zu mir: „Haſt Du deren mehr?“ — Wie Sie ſehn. — „Drei Kannen ſchier, Und das lauter Klebebier!“ — 'S wird mir gar nicht ſchwer. Drauf ſie zu mir laͤchelt fein: „Biſt ein ganzer Kerl!“ Ruft den Kellner, ſchreit nach Wein, Trinkt mir zu und ſchenkt mir ein, Aechte Blum' und Perl. Sie bezahlet Wein und Bier, Und ich, wieder gut, Fuͤhre Sie am Arm mit mir Aus dem Haus, wie'n Kavalier, Alles zieht den Hut. 17 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/277
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/277>, abgerufen am 21.11.2024.