Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Klage. Ich hab' manch Lied geschrieben, Die Seele war voll Lust, Von treuem Thun und Lieben, Das beste, was ich wußt'. Was mir das Herz bewogen, Das sagte treu mein Mund, Und das ist nicht erlogen, Was kommt aus Herzensgrund. Liebchen wußt's nicht zu deuten Und lacht mir in's Gesicht, Dreht sich zu andern Leuten Und achtet's weiter nicht. Und spielt mit manchem Tropfe, Weil ich so tief betrübt. Mir ist so dumm im Kopfe, Als wär' ich nicht verliebt. Ach Gott, wem soll ich trauen? Will Sie mich nicht versteh'n, Thun all' so fremde schauen, Und alles muß vergeh'n. Und alles irrt zerstreuet -- Sie ist so schön und roth -- Ich hab' nichts, was mich freuet, Wär' ich viel lieber todt! Klage. Ich hab' manch Lied geſchrieben, Die Seele war voll Luſt, Von treuem Thun und Lieben, Das beſte, was ich wußt'. Was mir das Herz bewogen, Das ſagte treu mein Mund, Und das iſt nicht erlogen, Was kommt aus Herzensgrund. Liebchen wußt's nicht zu deuten Und lacht mir in's Geſicht, Dreht ſich zu andern Leuten Und achtet's weiter nicht. Und ſpielt mit manchem Tropfe, Weil ich ſo tief betruͤbt. Mir iſt ſo dumm im Kopfe, Als waͤr' ich nicht verliebt. Ach Gott, wem ſoll ich trauen? Will Sie mich nicht verſteh'n, Thun all' ſo fremde ſchauen, Und alles muß vergeh'n. Und alles irrt zerſtreuet — Sie iſt ſo ſchoͤn und roth — Ich hab' nichts, was mich freuet, Waͤr' ich viel lieber todt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0287" n="269"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Klage</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch hab' manch Lied geſchrieben,</l><lb/> <l>Die Seele war voll Luſt,</l><lb/> <l>Von treuem Thun und Lieben,</l><lb/> <l>Das beſte, was ich wußt'.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Was mir das Herz bewogen,</l><lb/> <l>Das ſagte treu mein Mund,</l><lb/> <l>Und das iſt nicht erlogen,</l><lb/> <l>Was kommt aus Herzensgrund.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Liebchen wußt's nicht zu deuten</l><lb/> <l>Und lacht mir in's Geſicht,</l><lb/> <l>Dreht ſich zu andern Leuten</l><lb/> <l>Und achtet's weiter nicht.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und ſpielt mit manchem Tropfe,</l><lb/> <l>Weil ich ſo tief betruͤbt.</l><lb/> <l>Mir iſt ſo dumm im Kopfe,</l><lb/> <l>Als waͤr' ich nicht verliebt.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ach Gott, wem ſoll ich trauen?</l><lb/> <l>Will Sie mich nicht verſteh'n,</l><lb/> <l>Thun all' ſo fremde ſchauen,</l><lb/> <l>Und alles muß vergeh'n.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und alles irrt zerſtreuet —</l><lb/> <l>Sie iſt ſo ſchoͤn und roth —</l><lb/> <l>Ich hab' nichts, was mich freuet,</l><lb/> <l>Waͤr' ich viel lieber todt!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0287]
Klage.
Ich hab' manch Lied geſchrieben,
Die Seele war voll Luſt,
Von treuem Thun und Lieben,
Das beſte, was ich wußt'.
Was mir das Herz bewogen,
Das ſagte treu mein Mund,
Und das iſt nicht erlogen,
Was kommt aus Herzensgrund.
Liebchen wußt's nicht zu deuten
Und lacht mir in's Geſicht,
Dreht ſich zu andern Leuten
Und achtet's weiter nicht.
Und ſpielt mit manchem Tropfe,
Weil ich ſo tief betruͤbt.
Mir iſt ſo dumm im Kopfe,
Als waͤr' ich nicht verliebt.
Ach Gott, wem ſoll ich trauen?
Will Sie mich nicht verſteh'n,
Thun all' ſo fremde ſchauen,
Und alles muß vergeh'n.
Und alles irrt zerſtreuet —
Sie iſt ſo ſchoͤn und roth —
Ich hab' nichts, was mich freuet,
Waͤr' ich viel lieber todt!
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