Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Der wandernde Musikant.
I.
Wandern lieb' ich für mein Leben,
Lebe eben wie ich kann,
Wollt' ich mir auch Mühe geben,
Paßt' es mir doch gar nicht an.
Schöne alte Lieder weiß ich,
In der Kälte, ohne Schuh'
Draußen in die Saiten reiß' ich,
Weiß nicht, wo ich Abend's ruh'.
Manche Schöne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel' ihr sehr,
Wenn ich nur was wollte taugen,
So ein armer Lump nicht wär'. --
Mag dir Gott ein'n Mann bescheeren,
Wohl mit Haus und Hof versehn!
Wenn wir zwei zusammen wären,
Möcht' mein Singen mir vergehn.
II.
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Wälschland, lau und blau.
Ging' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster süß verwacht,
Wünschte mir und ihr -- uns Beiden
Heimlich eine schöne Nacht.
Der wandernde Muſikant.
I.
Wandern lieb' ich fuͤr mein Leben,
Lebe eben wie ich kann,
Wollt' ich mir auch Muͤhe geben,
Paßt' es mir doch gar nicht an.
Schoͤne alte Lieder weiß ich,
In der Kaͤlte, ohne Schuh'
Draußen in die Saiten reiß' ich,
Weiß nicht, wo ich Abend's ruh'.
Manche Schoͤne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel' ihr ſehr,
Wenn ich nur was wollte taugen,
So ein armer Lump nicht waͤr'. —
Mag dir Gott ein'n Mann beſcheeren,
Wohl mit Haus und Hof verſehn!
Wenn wir zwei zuſammen waͤren,
Moͤcht' mein Singen mir vergehn.
II.
Wenn die Sonne lieblich ſchiene
Wie in Waͤlſchland, lau und blau.
Ging' ich mit der Mandoline
Durch die uͤberglaͤnzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauſchte
An dem Fenſter ſuͤß verwacht,
Wuͤnſchte mir und ihr — uns Beiden
Heimlich eine ſchoͤne Nacht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0029" n="11"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der wandernde Mu&#x017F;ikant.</hi><lb/>
          </head>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>andern lieb' ich fu&#x0364;r mein Leben,</l><lb/>
                <l>Lebe eben wie ich kann,</l><lb/>
                <l>Wollt' ich mir auch Mu&#x0364;he geben,</l><lb/>
                <l>Paßt' es mir doch gar nicht an.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Scho&#x0364;ne alte Lieder weiß ich,</l><lb/>
                <l>In der Ka&#x0364;lte, ohne Schuh'</l><lb/>
                <l>Draußen in die Saiten reiß' ich,</l><lb/>
                <l>Weiß nicht, wo ich Abend's ruh'.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Manche Scho&#x0364;ne macht wohl Augen,</l><lb/>
                <l>Meinet, ich gefiel' ihr &#x017F;ehr,</l><lb/>
                <l>Wenn ich nur was wollte taugen,</l><lb/>
                <l>So ein armer Lump nicht wa&#x0364;r'. &#x2014;</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Mag dir Gott ein'n Mann be&#x017F;cheeren,</l><lb/>
                <l>Wohl mit Haus und Hof ver&#x017F;ehn!</l><lb/>
                <l>Wenn wir zwei zu&#x017F;ammen wa&#x0364;ren,</l><lb/>
                <l>Mo&#x0364;cht' mein Singen mir vergehn.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Wenn die Sonne lieblich &#x017F;chiene</l><lb/>
                <l>Wie in Wa&#x0364;l&#x017F;chland, lau und blau.</l><lb/>
                <l>Ging' ich mit der Mandoline</l><lb/>
                <l>Durch die u&#x0364;bergla&#x0364;nzte Au.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>In der Nacht dann Liebchen lau&#x017F;chte</l><lb/>
                <l>An dem Fen&#x017F;ter &#x017F;u&#x0364;ß verwacht,</l><lb/>
                <l>Wu&#x0364;n&#x017F;chte mir und ihr &#x2014; uns Beiden</l><lb/>
                <l>Heimlich eine &#x017F;cho&#x0364;ne Nacht.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0029] Der wandernde Muſikant. I. Wandern lieb' ich fuͤr mein Leben, Lebe eben wie ich kann, Wollt' ich mir auch Muͤhe geben, Paßt' es mir doch gar nicht an. Schoͤne alte Lieder weiß ich, In der Kaͤlte, ohne Schuh' Draußen in die Saiten reiß' ich, Weiß nicht, wo ich Abend's ruh'. Manche Schoͤne macht wohl Augen, Meinet, ich gefiel' ihr ſehr, Wenn ich nur was wollte taugen, So ein armer Lump nicht waͤr'. — Mag dir Gott ein'n Mann beſcheeren, Wohl mit Haus und Hof verſehn! Wenn wir zwei zuſammen waͤren, Moͤcht' mein Singen mir vergehn. II. Wenn die Sonne lieblich ſchiene Wie in Waͤlſchland, lau und blau. Ging' ich mit der Mandoline Durch die uͤberglaͤnzte Au. In der Nacht dann Liebchen lauſchte An dem Fenſter ſuͤß verwacht, Wuͤnſchte mir und ihr — uns Beiden Heimlich eine ſchoͤne Nacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/29
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/29>, abgerufen am 03.12.2024.