Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Neue Liebe.
Herz, mein Herz, warum so fröhlich,
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm' über Berge seelig
Schon die schöne Frühlingszeit?
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich an dein Herz sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd' und Himmel dich erquickt.
Und ich hab' die Fenster offen,
Neu zieh in die Welt hinein
Altes Bangen, altes Hoffen!
Frühling, Frühling soll es sein!
Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
Durch die Brust ein Singen irrt,
Doch zu licht ist's mir zum schreiben,
Und ich bin so froh verwirrt.
Also schlendr' ich durch die Gassen,
Menschen gehen her und hin,
Weiß nicht, was ich thu und lasse,
Nur, daß ich so glücklich bin.

Neue Liebe.
Herz, mein Herz, warum ſo froͤhlich,
So voll Unruh und zerſtreut,
Als kaͤm' uͤber Berge ſeelig
Schon die ſchoͤne Fruͤhlingszeit?
Weil ein liebes Maͤdchen wieder
Herzlich an dein Herz ſich druͤckt,
Schauſt du froͤhlich auf und nieder,
Erd' und Himmel dich erquickt.
Und ich hab' die Fenſter offen,
Neu zieh in die Welt hinein
Altes Bangen, altes Hoffen!
Fruͤhling, Fruͤhling ſoll es ſein!
Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
Durch die Bruſt ein Singen irrt,
Doch zu licht iſt's mir zum ſchreiben,
Und ich bin ſo froh verwirrt.
Alſo ſchlendr' ich durch die Gaſſen,
Menſchen gehen her und hin,
Weiß nicht, was ich thu und laſſe,
Nur, daß ich ſo gluͤcklich bin.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0300" n="282"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Neue Liebe</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>erz, mein Herz, warum &#x017F;o fro&#x0364;hlich,</l><lb/>
            <l>So voll Unruh und zer&#x017F;treut,</l><lb/>
            <l>Als ka&#x0364;m' u&#x0364;ber Berge &#x017F;eelig</l><lb/>
            <l>Schon die &#x017F;cho&#x0364;ne Fru&#x0364;hlingszeit?</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Weil ein liebes Ma&#x0364;dchen wieder</l><lb/>
            <l>Herzlich an dein Herz &#x017F;ich dru&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>Schau&#x017F;t du fro&#x0364;hlich auf und nieder,</l><lb/>
            <l>Erd' und Himmel dich erquickt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und ich hab' die Fen&#x017F;ter offen,</l><lb/>
            <l>Neu zieh in die Welt hinein</l><lb/>
            <l>Altes Bangen, altes Hoffen!</l><lb/>
            <l>Fru&#x0364;hling, Fru&#x0364;hling &#x017F;oll es &#x017F;ein!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Still kann ich hier nicht mehr bleiben,</l><lb/>
            <l>Durch die Bru&#x017F;t ein Singen irrt,</l><lb/>
            <l>Doch zu licht i&#x017F;t's mir zum &#x017F;chreiben,</l><lb/>
            <l>Und ich bin &#x017F;o froh verwirrt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Al&#x017F;o &#x017F;chlendr' ich durch die Ga&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Men&#x017F;chen gehen her und hin,</l><lb/>
            <l>Weiß nicht, was ich thu und la&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Nur, daß ich &#x017F;o glu&#x0364;cklich bin.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0300] Neue Liebe. Herz, mein Herz, warum ſo froͤhlich, So voll Unruh und zerſtreut, Als kaͤm' uͤber Berge ſeelig Schon die ſchoͤne Fruͤhlingszeit? Weil ein liebes Maͤdchen wieder Herzlich an dein Herz ſich druͤckt, Schauſt du froͤhlich auf und nieder, Erd' und Himmel dich erquickt. Und ich hab' die Fenſter offen, Neu zieh in die Welt hinein Altes Bangen, altes Hoffen! Fruͤhling, Fruͤhling ſoll es ſein! Still kann ich hier nicht mehr bleiben, Durch die Bruſt ein Singen irrt, Doch zu licht iſt's mir zum ſchreiben, Und ich bin ſo froh verwirrt. Alſo ſchlendr' ich durch die Gaſſen, Menſchen gehen her und hin, Weiß nicht, was ich thu und laſſe, Nur, daß ich ſo gluͤcklich bin.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/300
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/300>, abgerufen am 21.11.2024.