Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Leid und Lust.
Euch Wolken beneid' ich
In blauer Luft,
Wie schwingt' Ihr Euch freudig
Ueber Berg und Kluft!
Mein Liebchen wohl seht Ihr
Im Garten geh'n,
Am Springbrunnen steht sie
So morgenschön.
Und wäscht an der Quelle
Ihr goldenes Haar,
Die Aeugelein helle,
Und blickt so klar.
Und Busen und Wangen
Dürft' Ihr da seh'n. --
Ich brenn' vor Verlangen,
Und muß hier steh'n!
Euch Wolken bedau'r ich
Bei stiller Nacht;
Die Erde bebt schaurig,
Der Mond erwacht:
Da führt mich ein Bübchen
Mit Flügelein fein,
Durch's Dunkel zum Liebchen,
Sie läßt mich ein.
Leid und Luſt.
Euch Wolken beneid' ich
In blauer Luft,
Wie ſchwingt' Ihr Euch freudig
Ueber Berg und Kluft!
Mein Liebchen wohl ſeht Ihr
Im Garten geh'n,
Am Springbrunnen ſteht ſie
So morgenſchoͤn.
Und waͤſcht an der Quelle
Ihr goldenes Haar,
Die Aeugelein helle,
Und blickt ſo klar.
Und Buſen und Wangen
Duͤrft' Ihr da ſeh'n. —
Ich brenn' vor Verlangen,
Und muß hier ſteh'n!
Euch Wolken bedau'r ich
Bei ſtiller Nacht;
Die Erde bebt ſchaurig,
Der Mond erwacht:
Da fuͤhrt mich ein Buͤbchen
Mit Fluͤgelein fein,
Durch's Dunkel zum Liebchen,
Sie laͤßt mich ein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0304" n="286"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">Leid und Lu&#x017F;t</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>uch Wolken beneid' ich</l><lb/>
            <l>In blauer Luft,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;chwingt' Ihr Euch freudig</l><lb/>
            <l>Ueber Berg und Kluft!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Liebchen wohl &#x017F;eht Ihr</l><lb/>
            <l>Im Garten geh'n,</l><lb/>
            <l>Am Springbrunnen &#x017F;teht &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>So morgen&#x017F;cho&#x0364;n.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und wa&#x0364;&#x017F;cht an der Quelle</l><lb/>
            <l>Ihr goldenes Haar,</l><lb/>
            <l>Die Aeugelein helle,</l><lb/>
            <l>Und blickt &#x017F;o klar.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und Bu&#x017F;en und Wangen</l><lb/>
            <l>Du&#x0364;rft' Ihr da &#x017F;eh'n. &#x2014;</l><lb/>
            <l>Ich brenn' vor Verlangen,</l><lb/>
            <l>Und muß hier &#x017F;teh'n!</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Euch Wolken bedau'r ich</l><lb/>
            <l>Bei &#x017F;tiller Nacht;</l><lb/>
            <l>Die Erde bebt &#x017F;chaurig,</l><lb/>
            <l>Der Mond erwacht:</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Da fu&#x0364;hrt mich ein Bu&#x0364;bchen</l><lb/>
            <l>Mit Flu&#x0364;gelein fein,</l><lb/>
            <l>Durch's Dunkel zum Liebchen,</l><lb/>
            <l>Sie la&#x0364;ßt mich ein.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0304] Leid und Luſt. Euch Wolken beneid' ich In blauer Luft, Wie ſchwingt' Ihr Euch freudig Ueber Berg und Kluft! Mein Liebchen wohl ſeht Ihr Im Garten geh'n, Am Springbrunnen ſteht ſie So morgenſchoͤn. Und waͤſcht an der Quelle Ihr goldenes Haar, Die Aeugelein helle, Und blickt ſo klar. Und Buſen und Wangen Duͤrft' Ihr da ſeh'n. — Ich brenn' vor Verlangen, Und muß hier ſteh'n! Euch Wolken bedau'r ich Bei ſtiller Nacht; Die Erde bebt ſchaurig, Der Mond erwacht: Da fuͤhrt mich ein Buͤbchen Mit Fluͤgelein fein, Durch's Dunkel zum Liebchen, Sie laͤßt mich ein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/304
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/304>, abgerufen am 21.11.2024.