Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Zürnend, daß die Riegel klungen, Bin ich heimlich ausgezogen, Bis befreit auf's Roß geschwungen, Morgenwinde mich umflogen. Läßt der Morgen von den Höhen Weit die rothen Fahnen wehen, Wiederhall in allen Lüften, Losgerissen aus den Klüften Silberner die Ströme gehen: Spürt der Mann die frischen Geister, Draußen auf dem Feld, zu Pferde Alle Aengsten keck zerreißt er, Dampfend unter ihm die Erde, Fühlt er hier sich Herr und Meister. Und so öffnet' ich die schwüle Brust aufathmend in der Kühle! Locken fort aus Stirn und Wange, Daß der Strom mich ganz umfange, Frei das blaue Meer umspüle, Mit den Wolken, eilig fliehend, Mit der Ströme lichtem Grüßen Die Gedanken fröhlich ziehend, Weit voraus vor Wolken, Flüssen -- Ach! ich fühlte, daß ich blühend! Und im schönen Garten droben,
Wie aus Träumen erst gehoben, Zuͤrnend, daß die Riegel klungen, Bin ich heimlich ausgezogen, Bis befreit auf's Roß geſchwungen, Morgenwinde mich umflogen. Laͤßt der Morgen von den Hoͤhen Weit die rothen Fahnen wehen, Wiederhall in allen Luͤften, Losgeriſſen aus den Kluͤften Silberner die Stroͤme gehen: Spuͤrt der Mann die friſchen Geiſter, Draußen auf dem Feld, zu Pferde Alle Aengſten keck zerreißt er, Dampfend unter ihm die Erde, Fuͤhlt er hier ſich Herr und Meiſter. Und ſo oͤffnet' ich die ſchwuͤle Bruſt aufathmend in der Kuͤhle! Locken fort aus Stirn und Wange, Daß der Strom mich ganz umfange, Frei das blaue Meer umſpuͤle, Mit den Wolken, eilig fliehend, Mit der Stroͤme lichtem Gruͤßen Die Gedanken froͤhlich ziehend, Weit voraus vor Wolken, Fluͤſſen — Ach! ich fuͤhlte, daß ich bluͤhend! Und im ſchoͤnen Garten droben,
Wie aus Traͤumen erſt gehoben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0318" n="300"/> <lg type="poem"> <l>Zuͤrnend, daß die Riegel klungen,</l><lb/> <l>Bin ich heimlich ausgezogen,</l><lb/> <l>Bis befreit auf's Roß geſchwungen,</l><lb/> <l>Morgenwinde mich umflogen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Laͤßt der Morgen von den Hoͤhen</l><lb/> <l>Weit die rothen Fahnen wehen,</l><lb/> <l>Wiederhall in allen Luͤften,</l><lb/> <l>Losgeriſſen aus den Kluͤften</l><lb/> <l>Silberner die Stroͤme gehen:</l><lb/> <l>Spuͤrt der Mann die friſchen Geiſter,</l><lb/> <l>Draußen auf dem Feld, zu Pferde</l><lb/> <l>Alle Aengſten keck zerreißt er,</l><lb/> <l>Dampfend unter ihm die Erde,</l><lb/> <l>Fuͤhlt er hier ſich Herr und Meiſter.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und ſo oͤffnet' ich die ſchwuͤle</l><lb/> <l>Bruſt aufathmend in der Kuͤhle!</l><lb/> <l>Locken fort aus Stirn und Wange,</l><lb/> <l>Daß der Strom mich ganz umfange,</l><lb/> <l>Frei das blaue Meer umſpuͤle,</l><lb/> <l>Mit den Wolken, eilig fliehend,</l><lb/> <l>Mit der Stroͤme lichtem Gruͤßen</l><lb/> <l>Die Gedanken froͤhlich ziehend,</l><lb/> <l>Weit voraus vor Wolken, Fluͤſſen —</l><lb/> <l>Ach! ich fuͤhlte, daß ich bluͤhend!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und im ſchoͤnen Garten droben,</l><lb/> <l>Wie aus Traͤumen erſt gehoben,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [300/0318]
Zuͤrnend, daß die Riegel klungen,
Bin ich heimlich ausgezogen,
Bis befreit auf's Roß geſchwungen,
Morgenwinde mich umflogen.
Laͤßt der Morgen von den Hoͤhen
Weit die rothen Fahnen wehen,
Wiederhall in allen Luͤften,
Losgeriſſen aus den Kluͤften
Silberner die Stroͤme gehen:
Spuͤrt der Mann die friſchen Geiſter,
Draußen auf dem Feld, zu Pferde
Alle Aengſten keck zerreißt er,
Dampfend unter ihm die Erde,
Fuͤhlt er hier ſich Herr und Meiſter.
Und ſo oͤffnet' ich die ſchwuͤle
Bruſt aufathmend in der Kuͤhle!
Locken fort aus Stirn und Wange,
Daß der Strom mich ganz umfange,
Frei das blaue Meer umſpuͤle,
Mit den Wolken, eilig fliehend,
Mit der Stroͤme lichtem Gruͤßen
Die Gedanken froͤhlich ziehend,
Weit voraus vor Wolken, Fluͤſſen —
Ach! ich fuͤhlte, daß ich bluͤhend!
Und im ſchoͤnen Garten droben,
Wie aus Traͤumen erſt gehoben,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |