Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Der junge Ehemann. Hier unter dieser Linde Saß ich viel tausendmal Und schaut' nach meinem Kinde Hinunter in das Thal, Bis daß die Sterne standen Hell über ihrem Haus Und weit in den stillen Landen Alle Lichter löschten aus. Jetzt neben meinem Liebchen Sitz' ich im Schatten kühl, Sie wiegt ein muntres Bübchen, Die Thäler schimmern schwül, Und unten im leisen Winde Regt sich das Kornfeld kaum Und über uns säuselt die Linde -- Es ist mir noch wie ein Traum. Der junge Ehemann. Hier unter dieſer Linde Saß ich viel tauſendmal Und ſchaut' nach meinem Kinde Hinunter in das Thal, Bis daß die Sterne ſtanden Hell uͤber ihrem Haus Und weit in den ſtillen Landen Alle Lichter loͤſchten aus. Jetzt neben meinem Liebchen Sitz' ich im Schatten kuͤhl, Sie wiegt ein muntres Buͤbchen, Die Thaͤler ſchimmern ſchwuͤl, Und unten im leiſen Winde Regt ſich das Kornfeld kaum Und uͤber uns ſaͤuſelt die Linde — Es iſt mir noch wie ein Traum. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0324" n="306"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Der junge Ehemann.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">H</hi>ier unter dieſer Linde</l><lb/> <l>Saß ich viel tauſendmal</l><lb/> <l>Und ſchaut' nach meinem Kinde</l><lb/> <l>Hinunter in das Thal,</l><lb/> <l>Bis daß die Sterne ſtanden</l><lb/> <l>Hell uͤber ihrem Haus</l><lb/> <l>Und weit in den ſtillen Landen</l><lb/> <l>Alle Lichter loͤſchten aus.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Jetzt neben meinem Liebchen</l><lb/> <l>Sitz' ich im Schatten kuͤhl,</l><lb/> <l>Sie wiegt ein muntres Buͤbchen,</l><lb/> <l>Die Thaͤler ſchimmern ſchwuͤl,</l><lb/> <l>Und unten im leiſen Winde</l><lb/> <l>Regt ſich das Kornfeld kaum</l><lb/> <l>Und uͤber uns ſaͤuſelt die Linde —</l><lb/> <l>Es iſt mir noch wie ein Traum.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0324]
Der junge Ehemann.
Hier unter dieſer Linde
Saß ich viel tauſendmal
Und ſchaut' nach meinem Kinde
Hinunter in das Thal,
Bis daß die Sterne ſtanden
Hell uͤber ihrem Haus
Und weit in den ſtillen Landen
Alle Lichter loͤſchten aus.
Jetzt neben meinem Liebchen
Sitz' ich im Schatten kuͤhl,
Sie wiegt ein muntres Buͤbchen,
Die Thaͤler ſchimmern ſchwuͤl,
Und unten im leiſen Winde
Regt ſich das Kornfeld kaum
Und uͤber uns ſaͤuſelt die Linde —
Es iſt mir noch wie ein Traum.
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