Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die Winde nur noch gehen Wehklagend um das Haus, Wir sitzen einsam drinne Und lauschen oft hinaus. Es ist, als müßtest leise Du klopfen an die Thür, Du hätt'st dich nur verirret, Und kämst nun müd zurück. Wir armen, armen Thoren! Wir irren ja im Graus Des Dunkels noch verloren -- Du fandest längst nach Haus. IX. Dort ist so tiefer Schatten, Du schläfst in guter Ruh, Es deckt mit grünen Matten Der liebe Gott dich zu. Die alten Weiden neigen Sich auf dein Bett herein, Die Vöglein in den Zweigen Sie singen treu dich ein. Und wie in gold'nen Träumen Geht linder Frühlingswind Rings in den stillen Bäumen -- Schlaf wohl mein süßes Kind! Die Winde nur noch gehen Wehklagend um das Haus, Wir ſitzen einſam drinne Und lauſchen oft hinaus. Es iſt, als muͤßteſt leiſe Du klopfen an die Thuͤr, Du haͤtt'ſt dich nur verirret, Und kaͤmſt nun muͤd zuruͤck. Wir armen, armen Thoren! Wir irren ja im Graus Des Dunkels noch verloren — Du fandeſt laͤngſt nach Haus. IX. Dort iſt ſo tiefer Schatten, Du ſchlaͤfſt in guter Ruh, Es deckt mit gruͤnen Matten Der liebe Gott dich zu. Die alten Weiden neigen Sich auf dein Bett herein, Die Voͤglein in den Zweigen Sie ſingen treu dich ein. Und wie in gold'nen Traͤumen Geht linder Fruͤhlingswind Rings in den ſtillen Baͤumen — Schlaf wohl mein ſuͤßes Kind! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0347" n="329"/> <lg type="poem"> <l>Die Winde nur noch gehen</l><lb/> <l>Wehklagend um das Haus,</l><lb/> <l>Wir ſitzen einſam drinne</l><lb/> <l>Und lauſchen oft hinaus.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Es iſt, als muͤßteſt leiſe</l><lb/> <l>Du klopfen an die Thuͤr,</l><lb/> <l>Du haͤtt'ſt dich nur verirret,</l><lb/> <l>Und kaͤmſt nun muͤd zuruͤck.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Wir armen, armen Thoren!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Wir</hi> irren ja im Graus</l><lb/> <l>Des Dunkels noch verloren —</l><lb/> <l>Du fandeſt laͤngſt nach Haus.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head> <hi rendition="#aq #b">IX</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Dort iſt ſo tiefer Schatten,</l><lb/> <l>Du ſchlaͤfſt in guter Ruh,</l><lb/> <l>Es deckt mit gruͤnen Matten</l><lb/> <l>Der liebe Gott dich zu.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die alten Weiden neigen</l><lb/> <l>Sich auf dein Bett herein,</l><lb/> <l>Die Voͤglein in den Zweigen</l><lb/> <l>Sie ſingen treu dich ein.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und wie in gold'nen Traͤumen</l><lb/> <l>Geht linder Fruͤhlingswind</l><lb/> <l>Rings in den ſtillen Baͤumen —</l><lb/> <l>Schlaf wohl mein ſuͤßes Kind!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0347]
Die Winde nur noch gehen
Wehklagend um das Haus,
Wir ſitzen einſam drinne
Und lauſchen oft hinaus.
Es iſt, als muͤßteſt leiſe
Du klopfen an die Thuͤr,
Du haͤtt'ſt dich nur verirret,
Und kaͤmſt nun muͤd zuruͤck.
Wir armen, armen Thoren!
Wir irren ja im Graus
Des Dunkels noch verloren —
Du fandeſt laͤngſt nach Haus.
IX.
Dort iſt ſo tiefer Schatten,
Du ſchlaͤfſt in guter Ruh,
Es deckt mit gruͤnen Matten
Der liebe Gott dich zu.
Die alten Weiden neigen
Sich auf dein Bett herein,
Die Voͤglein in den Zweigen
Sie ſingen treu dich ein.
Und wie in gold'nen Traͤumen
Geht linder Fruͤhlingswind
Rings in den ſtillen Baͤumen —
Schlaf wohl mein ſuͤßes Kind!
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