Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.VII. Die Welt treibt fort ihr Wesen, Die Leute kommen und geh'n, Als wärst du nie gewesen, Als wäre nichts gescheh'n. Wie seh'n ich mich auf's neue Hinaus in Wald und Flur! Ob ich mich gräm', mich freue, Du bleibst mir treu, Natur. Da klagt vor tiefem Sehnen Schluchzend die Nachtigall, Es schimmern rings von Thränen Die Blumen überall. Und über alle Gipfel Und Blütenthäler zieht Durch stillen Waldes Wipfel Ein heimlich Klagelied. Da spür' ich's recht im Herzen, Daß du's, Herr, draußen bist -- Du weißt's, wie mir von Schmerzen Mein Herz zerrissen ist! VIII. Von fern die Uhren schlagen,
Es ist schon tiefe Nacht, Die Lampe brennt so düster, Dein Bettlein ist gemacht. VII. Die Welt treibt fort ihr Weſen, Die Leute kommen und geh'n, Als waͤrſt du nie geweſen, Als waͤre nichts geſcheh'n. Wie ſeh'n ich mich auf's neue Hinaus in Wald und Flur! Ob ich mich graͤm', mich freue, Du bleibſt mir treu, Natur. Da klagt vor tiefem Sehnen Schluchzend die Nachtigall, Es ſchimmern rings von Thraͤnen Die Blumen uͤberall. Und uͤber alle Gipfel Und Bluͤtenthaͤler zieht Durch ſtillen Waldes Wipfel Ein heimlich Klagelied. Da ſpuͤr' ich's recht im Herzen, Daß du's, Herr, draußen biſt — Du weißt's, wie mir von Schmerzen Mein Herz zerriſſen iſt! VIII. Von fern die Uhren ſchlagen,
Es iſt ſchon tiefe Nacht, Die Lampe brennt ſo duͤſter, Dein Bettlein iſt gemacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0346" n="328"/> <lg> <head> <hi rendition="#aq #b">VII</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Die Welt treibt fort ihr Weſen,</l><lb/> <l>Die Leute kommen und geh'n,</l><lb/> <l>Als waͤrſt du nie geweſen,</l><lb/> <l>Als waͤre nichts geſcheh'n.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Wie ſeh'n ich mich auf's neue</l><lb/> <l>Hinaus in Wald und Flur!</l><lb/> <l>Ob ich mich graͤm', mich freue,</l><lb/> <l>Du bleibſt mir treu, Natur.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da klagt vor tiefem Sehnen</l><lb/> <l>Schluchzend die Nachtigall,</l><lb/> <l>Es ſchimmern rings von Thraͤnen</l><lb/> <l>Die Blumen uͤberall.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und uͤber alle Gipfel</l><lb/> <l>Und Bluͤtenthaͤler zieht</l><lb/> <l>Durch ſtillen Waldes Wipfel</l><lb/> <l>Ein heimlich Klagelied.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da ſpuͤr' ich's recht im Herzen,</l><lb/> <l>Daß du's, Herr, draußen biſt —</l><lb/> <l>Du weißt's, wie mir von Schmerzen</l><lb/> <l>Mein Herz zerriſſen iſt!</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head> <hi rendition="#aq #b">VIII</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Von fern die Uhren ſchlagen,</l><lb/> <l>Es iſt ſchon tiefe Nacht,</l><lb/> <l>Die Lampe brennt ſo duͤſter,</l><lb/> <l>Dein Bettlein iſt gemacht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0346]
VII.
Die Welt treibt fort ihr Weſen,
Die Leute kommen und geh'n,
Als waͤrſt du nie geweſen,
Als waͤre nichts geſcheh'n.
Wie ſeh'n ich mich auf's neue
Hinaus in Wald und Flur!
Ob ich mich graͤm', mich freue,
Du bleibſt mir treu, Natur.
Da klagt vor tiefem Sehnen
Schluchzend die Nachtigall,
Es ſchimmern rings von Thraͤnen
Die Blumen uͤberall.
Und uͤber alle Gipfel
Und Bluͤtenthaͤler zieht
Durch ſtillen Waldes Wipfel
Ein heimlich Klagelied.
Da ſpuͤr' ich's recht im Herzen,
Daß du's, Herr, draußen biſt —
Du weißt's, wie mir von Schmerzen
Mein Herz zerriſſen iſt!
VIII.
Von fern die Uhren ſchlagen,
Es iſt ſchon tiefe Nacht,
Die Lampe brennt ſo duͤſter,
Dein Bettlein iſt gemacht.
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