Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.An den heiligen Joseph. Wenn trübe Schleier alles grau umweben, Zur bleichen Ferne wird das ganze Leben, Will Heimath oft sich tröstend zeigen; Aus Morgenroth die gold'nen Höhen steigen, Und aus dem stillen, wundervollen Duft Eine wohlbekannte Stimm' hinüberruft. Du warst ja auch einmal hier unten, Hast ew'ger Treue Schmerz empfunden; Längst war Maria fortgezogen, Wie einsam rauschten rings die dunklen Wogen! Da breitet oben Sie die Arme aus: Komm', treuer Pilger, endlich auch nach Haus! Seitdem ist wohl Viel anders worden, Treulieb auf Erden ist ausgestorben. Wem könnt' ich's, außer Dir, wohl klagen, Wie oft in kummervollen Tagen Mein ganzes Herz hier hofft und bangt, Und nach der Heimath immer fort verlangt! An den heiligen Joſeph. Wenn truͤbe Schleier alles grau umweben, Zur bleichen Ferne wird das ganze Leben, Will Heimath oft ſich troͤſtend zeigen; Aus Morgenroth die gold'nen Hoͤhen ſteigen, Und aus dem ſtillen, wundervollen Duft Eine wohlbekannte Stimm' hinuͤberruft. Du warſt ja auch einmal hier unten, Haſt ew'ger Treue Schmerz empfunden; Laͤngſt war Maria fortgezogen, Wie einſam rauſchten rings die dunklen Wogen! Da breitet oben Sie die Arme aus: Komm', treuer Pilger, endlich auch nach Haus! Seitdem iſt wohl Viel anders worden, Treulieb auf Erden iſt ausgeſtorben. Wem koͤnnt' ich's, außer Dir, wohl klagen, Wie oft in kummervollen Tagen Mein ganzes Herz hier hofft und bangt, Und nach der Heimath immer fort verlangt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0368" n="350"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An den heiligen Joſeph.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn truͤbe Schleier alles grau umweben,</l><lb/> <l>Zur bleichen Ferne wird das ganze Leben,</l><lb/> <l>Will Heimath oft ſich troͤſtend zeigen;</l><lb/> <l>Aus Morgenroth die gold'nen Hoͤhen ſteigen,</l><lb/> <l>Und aus dem ſtillen, wundervollen Duft</l><lb/> <l>Eine wohlbekannte Stimm' hinuͤberruft.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Du warſt ja auch einmal hier unten,</l><lb/> <l>Haſt ew'ger Treue Schmerz empfunden;</l><lb/> <l>Laͤngſt war Maria fortgezogen,</l><lb/> <l>Wie einſam rauſchten rings die dunklen Wogen!</l><lb/> <l>Da breitet oben Sie die Arme aus:</l><lb/> <l>Komm', treuer Pilger, endlich auch nach Haus!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Seitdem iſt wohl Viel anders worden,</l><lb/> <l>Treulieb auf Erden iſt ausgeſtorben.</l><lb/> <l>Wem koͤnnt' ich's, außer Dir, wohl klagen,</l><lb/> <l>Wie oft in kummervollen Tagen</l><lb/> <l>Mein ganzes Herz hier hofft und bangt,</l><lb/> <l>Und nach der Heimath immer fort verlangt!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [350/0368]
An den heiligen Joſeph.
Wenn truͤbe Schleier alles grau umweben,
Zur bleichen Ferne wird das ganze Leben,
Will Heimath oft ſich troͤſtend zeigen;
Aus Morgenroth die gold'nen Hoͤhen ſteigen,
Und aus dem ſtillen, wundervollen Duft
Eine wohlbekannte Stimm' hinuͤberruft.
Du warſt ja auch einmal hier unten,
Haſt ew'ger Treue Schmerz empfunden;
Laͤngſt war Maria fortgezogen,
Wie einſam rauſchten rings die dunklen Wogen!
Da breitet oben Sie die Arme aus:
Komm', treuer Pilger, endlich auch nach Haus!
Seitdem iſt wohl Viel anders worden,
Treulieb auf Erden iſt ausgeſtorben.
Wem koͤnnt' ich's, außer Dir, wohl klagen,
Wie oft in kummervollen Tagen
Mein ganzes Herz hier hofft und bangt,
Und nach der Heimath immer fort verlangt!
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