Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Der Wachtthurm. Ich sah im Mondschein liegen Die Felsen und das Meer, Ich sah ein Schifflein fliegen Still durch die Nacht daher. Ein Ritter saß am Steuer, Ein Fräulein stand am Bord, Im Winde weht ihr Schleier, Die sprachen kein einzig Wort. Ich sah verfallen grauen Das hohe Königshaus, Den König steh'n und schauen Vom Thurm in's Meer hinaus. Und als das Schiff verschwunden Er warf seine Krone nach, Und aus dem tiefen Grunde Das Meer wehklagend brach. Das war der kühne Buhle, Der ihm sein Kind geraubt, Der König, der verfluchet Der eig'nen Tochter Haupt. Da hat das Meer mit Toben
Verschlungen Ritter und Maid, Der König starb da droben In seiner Einsamkeit. Der Wachtthurm. Ich ſah im Mondſchein liegen Die Felſen und das Meer, Ich ſah ein Schifflein fliegen Still durch die Nacht daher. Ein Ritter ſaß am Steuer, Ein Fraͤulein ſtand am Bord, Im Winde weht ihr Schleier, Die ſprachen kein einzig Wort. Ich ſah verfallen grauen Das hohe Koͤnigshaus, Den Koͤnig ſteh'n und ſchauen Vom Thurm in's Meer hinaus. Und als das Schiff verſchwunden Er warf ſeine Krone nach, Und aus dem tiefen Grunde Das Meer wehklagend brach. Das war der kuͤhne Buhle, Der ihm ſein Kind geraubt, Der Koͤnig, der verfluchet Der eig'nen Tochter Haupt. Da hat das Meer mit Toben
Verſchlungen Ritter und Maid, Der Koͤnig ſtarb da droben In ſeiner Einſamkeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0431" n="413"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Der Wachtthurm</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch ſah im Mondſchein liegen</l><lb/> <l>Die Felſen und das Meer,</l><lb/> <l>Ich ſah ein Schifflein fliegen</l><lb/> <l>Still durch die Nacht daher.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ein Ritter ſaß am Steuer,</l><lb/> <l>Ein Fraͤulein ſtand am Bord,</l><lb/> <l>Im Winde weht ihr Schleier,</l><lb/> <l>Die ſprachen kein einzig Wort.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ich ſah verfallen grauen</l><lb/> <l>Das hohe Koͤnigshaus,</l><lb/> <l>Den Koͤnig ſteh'n und ſchauen</l><lb/> <l>Vom Thurm in's Meer hinaus.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und als das Schiff verſchwunden</l><lb/> <l>Er warf ſeine Krone nach,</l><lb/> <l>Und aus dem tiefen Grunde</l><lb/> <l>Das Meer wehklagend brach.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Das war der kuͤhne Buhle,</l><lb/> <l>Der ihm ſein Kind geraubt,</l><lb/> <l>Der Koͤnig, der verfluchet</l><lb/> <l>Der eig'nen Tochter Haupt.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da hat das Meer mit Toben</l><lb/> <l>Verſchlungen Ritter und Maid,</l><lb/> <l>Der Koͤnig ſtarb da droben</l><lb/> <l>In ſeiner Einſamkeit.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [413/0431]
Der Wachtthurm.
Ich ſah im Mondſchein liegen
Die Felſen und das Meer,
Ich ſah ein Schifflein fliegen
Still durch die Nacht daher.
Ein Ritter ſaß am Steuer,
Ein Fraͤulein ſtand am Bord,
Im Winde weht ihr Schleier,
Die ſprachen kein einzig Wort.
Ich ſah verfallen grauen
Das hohe Koͤnigshaus,
Den Koͤnig ſteh'n und ſchauen
Vom Thurm in's Meer hinaus.
Und als das Schiff verſchwunden
Er warf ſeine Krone nach,
Und aus dem tiefen Grunde
Das Meer wehklagend brach.
Das war der kuͤhne Buhle,
Der ihm ſein Kind geraubt,
Der Koͤnig, der verfluchet
Der eig'nen Tochter Haupt.
Da hat das Meer mit Toben
Verſchlungen Ritter und Maid,
Der Koͤnig ſtarb da droben
In ſeiner Einſamkeit.
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