Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die Frühlingslieder neu beginnen -- Du kehrst nach manchem Jahr zurück, Und stehest still, Dich zu besinnen, Wie auf ein längstvergang'nes Glück. Doch wüstverwachsen liegt der Garten, Das Haus steht lange still und leer, Kein Lieb' will Dein am Fenster warten, Und Dich und mich kennt Niemand mehr. Doch eine Lerche siehst Du steigen Vom Thal zum blauen Himmelsport, Ein Bächlein rauschet da so eigen, Als weinte es in einem fort. Dort haben sie mich hingetragen, Bedeckten mir mit Stein den Mund -- Nun kann ich Dir nicht einmal sagen, Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund. Die Fruͤhlingslieder neu beginnen — Du kehrſt nach manchem Jahr zuruͤck, Und ſteheſt ſtill, Dich zu beſinnen, Wie auf ein laͤngſtvergang'nes Gluͤck. Doch wuͤſtverwachſen liegt der Garten, Das Haus ſteht lange ſtill und leer, Kein Lieb' will Dein am Fenſter warten, Und Dich und mich kennt Niemand mehr. Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen Vom Thal zum blauen Himmelsport, Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen, Als weinte es in einem fort. Dort haben ſie mich hingetragen, Bedeckten mir mit Stein den Mund — Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen, Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0449" n="431"/> <lg type="poem"> <l>Die Fruͤhlingslieder neu beginnen —</l><lb/> <l>Du kehrſt nach manchem Jahr zuruͤck,</l><lb/> <l>Und ſteheſt ſtill, Dich zu beſinnen,</l><lb/> <l>Wie auf ein laͤngſtvergang'nes Gluͤck.</l><lb/> <l>Doch wuͤſtverwachſen liegt der Garten,</l><lb/> <l>Das Haus ſteht lange ſtill und leer,</l><lb/> <l>Kein Lieb' will Dein am Fenſter warten,</l><lb/> <l>Und Dich und mich kennt Niemand mehr.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen</l><lb/> <l>Vom Thal zum blauen Himmelsport,</l><lb/> <l>Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen,</l><lb/> <l>Als weinte es in einem fort.</l><lb/> <l>Dort haben ſie mich hingetragen,</l><lb/> <l>Bedeckten mir mit Stein den Mund —</l><lb/> <l>Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen,</l><lb/> <l>Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [431/0449]
Die Fruͤhlingslieder neu beginnen —
Du kehrſt nach manchem Jahr zuruͤck,
Und ſteheſt ſtill, Dich zu beſinnen,
Wie auf ein laͤngſtvergang'nes Gluͤck.
Doch wuͤſtverwachſen liegt der Garten,
Das Haus ſteht lange ſtill und leer,
Kein Lieb' will Dein am Fenſter warten,
Und Dich und mich kennt Niemand mehr.
Doch eine Lerche ſiehſt Du ſteigen
Vom Thal zum blauen Himmelsport,
Ein Baͤchlein rauſchet da ſo eigen,
Als weinte es in einem fort.
Dort haben ſie mich hingetragen,
Bedeckten mir mit Stein den Mund —
Nun kann ich Dir nicht einmal ſagen,
Wie ich Dich liebt' aus Herzensgrund.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |