Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Das zerbrochene Ringlein. In einem kühlen Grunde Da geht ein Mühlenrad, Mein' Liebste ist verschwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu versprochen, Gab mir ein'n Ring dabei, Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein sprang entzwei. Ich möcht' als Spielmann reisen Weit in die Welt hinaus, Und singen meine Weisen, Und geh'n von Haus zu Haus. Ich möcht' als Reiter fliegen Wohl in die blut'ge Schlacht, Um stille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. Hör' ich das Mühlrad gehen: Ich weiß nicht, was ich will -- Ich möcht' am liebsten sterben, Da wär's auf einmal still! Das zerbrochene Ringlein. In einem kuͤhlen Grunde Da geht ein Muͤhlenrad, Mein' Liebſte iſt verſchwunden, Die dort gewohnet hat. Sie hat mir Treu verſprochen, Gab mir ein'n Ring dabei, Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein ſprang entzwei. Ich moͤcht' als Spielmann reiſen Weit in die Welt hinaus, Und ſingen meine Weiſen, Und geh'n von Haus zu Haus. Ich moͤcht' als Reiter fliegen Wohl in die blut'ge Schlacht, Um ſtille Feuer liegen Im Feld bei dunkler Nacht. Hoͤr' ich das Muͤhlrad gehen: Ich weiß nicht, was ich will — Ich moͤcht' am liebſten ſterben, Da waͤr's auf einmal ſtill! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0450" n="432"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das zerbrochene Ringlein.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">I</hi>n einem kuͤhlen Grunde</l><lb/> <l>Da geht ein Muͤhlenrad,</l><lb/> <l>Mein' Liebſte iſt verſchwunden,</l><lb/> <l>Die dort gewohnet hat.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Sie hat mir Treu verſprochen,</l><lb/> <l>Gab mir ein'n Ring dabei,</l><lb/> <l>Sie hat die Treu gebrochen,</l><lb/> <l>Mein Ringlein ſprang entzwei.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ich moͤcht' als Spielmann reiſen</l><lb/> <l>Weit in die Welt hinaus,</l><lb/> <l>Und ſingen meine Weiſen,</l><lb/> <l>Und geh'n von Haus zu Haus.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ich moͤcht' als Reiter fliegen</l><lb/> <l>Wohl in die blut'ge Schlacht,</l><lb/> <l>Um ſtille Feuer liegen</l><lb/> <l>Im Feld bei dunkler Nacht.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Hoͤr' ich das Muͤhlrad gehen:</l><lb/> <l>Ich weiß nicht, was ich will —</l><lb/> <l>Ich moͤcht' am liebſten ſterben,</l><lb/> <l>Da waͤr's auf einmal ſtill!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [432/0450]
Das zerbrochene Ringlein.
In einem kuͤhlen Grunde
Da geht ein Muͤhlenrad,
Mein' Liebſte iſt verſchwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu verſprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein ſprang entzwei.
Ich moͤcht' als Spielmann reiſen
Weit in die Welt hinaus,
Und ſingen meine Weiſen,
Und geh'n von Haus zu Haus.
Ich moͤcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um ſtille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hoͤr' ich das Muͤhlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will —
Ich moͤcht' am liebſten ſterben,
Da waͤr's auf einmal ſtill!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |