Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Und mein Liebchen sah ich eben Traurig in dem lust'gen Schwarm, Und ein schöner Herr daneben Führt sie stolz und ernst am Arm. Doch verblaßt war Mund und Wange, Und gebrochen war ihr Blick, Seltsam schaut' sie stumm und lange, Lange noch auf mich zurück. -- Und es endet Tag und Scherzen, Durch die Gassen pfeift der Wind -- Keiner weiß, wie unsre Herzen Tief von Schmerz zerrissen sind. X. In der Fremde. Ich hör' die Bächlein rauschen Im Walde her und hin, Im Walde in dem Rauschen Ich weiß nicht, wo ich bin. Die Nachtigallen schlagen Hier in der Einsamkeit, Als wollten sie was sagen Von der alten, schönen Zeit. Die Mondesschimmer fliegen,
Als seh' ich unter mir Das Schloß im Thale liegen, Und ist doch so weit von hier! 3
Und mein Liebchen ſah ich eben Traurig in dem luſt'gen Schwarm, Und ein ſchoͤner Herr daneben Fuͤhrt ſie ſtolz und ernſt am Arm. Doch verblaßt war Mund und Wange, Und gebrochen war ihr Blick, Seltſam ſchaut' ſie ſtumm und lange, Lange noch auf mich zuruͤck. — Und es endet Tag und Scherzen, Durch die Gaſſen pfeift der Wind — Keiner weiß, wie unſre Herzen Tief von Schmerz zerriſſen ſind. X. In der Fremde. Ich hoͤr' die Baͤchlein rauſchen Im Walde her und hin, Im Walde in dem Rauſchen Ich weiß nicht, wo ich bin. Die Nachtigallen ſchlagen Hier in der Einſamkeit, Als wollten ſie was ſagen Von der alten, ſchoͤnen Zeit. Die Mondesſchimmer fliegen,
Als ſeh' ich unter mir Das Schloß im Thale liegen, Und iſt doch ſo weit von hier! 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0051" n="33"/> <lg n="6"> <l>Und mein Liebchen ſah ich eben</l><lb/> <l>Traurig in dem luſt'gen Schwarm,</l><lb/> <l>Und ein ſchoͤner Herr daneben</l><lb/> <l>Fuͤhrt ſie ſtolz und ernſt am Arm.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Doch verblaßt war Mund und Wange,</l><lb/> <l>Und gebrochen war ihr Blick,</l><lb/> <l>Seltſam ſchaut' ſie ſtumm und lange,</l><lb/> <l>Lange noch auf mich zuruͤck. —</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Und es endet Tag und Scherzen,</l><lb/> <l>Durch die Gaſſen pfeift der Wind —</l><lb/> <l>Keiner weiß, wie unſre Herzen</l><lb/> <l>Tief von Schmerz zerriſſen ſind.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">X</hi>.<lb/><hi rendition="#b #g">In der Fremde</hi><hi rendition="#b">.</hi><lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich hoͤr' die Baͤchlein rauſchen</l><lb/> <l>Im Walde her und hin,</l><lb/> <l>Im Walde in dem Rauſchen</l><lb/> <l>Ich weiß nicht, wo ich bin.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Nachtigallen ſchlagen</l><lb/> <l>Hier in der Einſamkeit,</l><lb/> <l>Als wollten ſie was ſagen</l><lb/> <l>Von der alten, ſchoͤnen Zeit.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Die Mondesſchimmer fliegen,</l><lb/> <l>Als ſeh' ich unter mir</l><lb/> <l>Das Schloß im Thale liegen,</l><lb/> <l>Und iſt doch ſo weit von hier!</l><lb/> </lg> <fw place="bottom" type="sig">3<lb/></fw> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0051]
Und mein Liebchen ſah ich eben
Traurig in dem luſt'gen Schwarm,
Und ein ſchoͤner Herr daneben
Fuͤhrt ſie ſtolz und ernſt am Arm.
Doch verblaßt war Mund und Wange,
Und gebrochen war ihr Blick,
Seltſam ſchaut' ſie ſtumm und lange,
Lange noch auf mich zuruͤck. —
Und es endet Tag und Scherzen,
Durch die Gaſſen pfeift der Wind —
Keiner weiß, wie unſre Herzen
Tief von Schmerz zerriſſen ſind.
X.
In der Fremde.
Ich hoͤr' die Baͤchlein rauſchen
Im Walde her und hin,
Im Walde in dem Rauſchen
Ich weiß nicht, wo ich bin.
Die Nachtigallen ſchlagen
Hier in der Einſamkeit,
Als wollten ſie was ſagen
Von der alten, ſchoͤnen Zeit.
Die Mondesſchimmer fliegen,
Als ſeh' ich unter mir
Das Schloß im Thale liegen,
Und iſt doch ſo weit von hier!
3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |