Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die schöne Mutter, die ihn hat geboren, Den Himmel liebt er, der ihn auserkohren, Läßt beide Haupt und Brust sich heiter schmücken. Die Menge selbst, die herbraust, ihn zu fragen Nach seinem Recht, muß den Beglückten tragen, Als Element ihm bietend ihren Rücken. VI. Ihm ists verlieh'n, aus den verworrnen Tagen, Die um die andern sich wie Kerker dichten, Zum blauen Himmel sich emporzurichten, In Freudigkeit: Hie bin ich, Herr! zu sagen. Das Leben hat zum Ritter ihn geschlagen; Er soll der Schönheit neid'sche Kerker lichten, Daß nicht sich alle götterlos vernichten, Soll er die Götter zu beschwören wagen. Tritt erst die Lieb' auf seine blüh'nden Hügel, Fühlt er die reichen Kränze in den Haaren, Mit Morgenroth muß sich die Erde schmücken; Süßschauernd dehnt der Geist die großen Flügel, Es glänzt das Meer -- die muth'gen Schiffe fahren, Da ist nichts mehr, was ihm nicht sollte glücken! Die ſchoͤne Mutter, die ihn hat geboren, Den Himmel liebt er, der ihn auserkohren, Laͤßt beide Haupt und Bruſt ſich heiter ſchmuͤcken. Die Menge ſelbſt, die herbrauſt, ihn zu fragen Nach ſeinem Recht, muß den Begluͤckten tragen, Als Element ihm bietend ihren Ruͤcken. VI. Ihm iſts verlieh'n, aus den verworrnen Tagen, Die um die andern ſich wie Kerker dichten, Zum blauen Himmel ſich emporzurichten, In Freudigkeit: Hie bin ich, Herr! zu ſagen. Das Leben hat zum Ritter ihn geſchlagen; Er ſoll der Schoͤnheit neid'ſche Kerker lichten, Daß nicht ſich alle goͤtterlos vernichten, Soll er die Goͤtter zu beſchwoͤren wagen. Tritt erſt die Lieb' auf ſeine bluͤh'nden Huͤgel, Fuͤhlt er die reichen Kraͤnze in den Haaren, Mit Morgenroth muß ſich die Erde ſchmuͤcken; Suͤßſchauernd dehnt der Geiſt die großen Fluͤgel, Es glaͤnzt das Meer — die muth'gen Schiffe fahren, Da iſt nichts mehr, was ihm nicht ſollte gluͤcken! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0087" n="69"/> <lg type="poem"> <l>Die ſchoͤne Mutter, die ihn hat geboren,</l><lb/> <l rendition="#et">Den Himmel liebt er, der ihn auserkohren,</l><lb/> <l rendition="#et">Laͤßt beide Haupt und Bruſt ſich heiter ſchmuͤcken.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die Menge ſelbſt, die herbrauſt, ihn zu fragen</l><lb/> <l rendition="#et">Nach ſeinem Recht, muß den Begluͤckten tragen,</l><lb/> <l rendition="#et">Als Element ihm bietend ihren Ruͤcken.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head><hi rendition="#aq">VI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Ihm iſts verlieh'n, aus den verworrnen Tagen,</l><lb/> <l rendition="#et">Die um die andern ſich wie Kerker dichten,</l><lb/> <l rendition="#et">Zum blauen Himmel ſich emporzurichten,</l><lb/> <l rendition="#et">In Freudigkeit: Hie bin ich, Herr! zu ſagen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Das Leben hat zum Ritter ihn geſchlagen;</l><lb/> <l rendition="#et">Er ſoll der Schoͤnheit neid'ſche Kerker lichten,</l><lb/> <l rendition="#et">Daß nicht ſich alle goͤtterlos vernichten,</l><lb/> <l rendition="#et">Soll er die Goͤtter zu beſchwoͤren wagen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Tritt erſt die Lieb' auf ſeine bluͤh'nden Huͤgel,</l><lb/> <l rendition="#et">Fuͤhlt er die reichen Kraͤnze in den Haaren,</l><lb/> <l rendition="#et">Mit Morgenroth muß ſich die Erde ſchmuͤcken;</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Suͤßſchauernd dehnt der Geiſt die großen Fluͤgel,</l><lb/> <l rendition="#et">Es glaͤnzt das Meer — die muth'gen Schiffe fahren,</l><lb/> <l rendition="#et">Da iſt nichts mehr, was ihm nicht ſollte gluͤcken!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0087]
Die ſchoͤne Mutter, die ihn hat geboren,
Den Himmel liebt er, der ihn auserkohren,
Laͤßt beide Haupt und Bruſt ſich heiter ſchmuͤcken.
Die Menge ſelbſt, die herbrauſt, ihn zu fragen
Nach ſeinem Recht, muß den Begluͤckten tragen,
Als Element ihm bietend ihren Ruͤcken.
VI.
Ihm iſts verlieh'n, aus den verworrnen Tagen,
Die um die andern ſich wie Kerker dichten,
Zum blauen Himmel ſich emporzurichten,
In Freudigkeit: Hie bin ich, Herr! zu ſagen.
Das Leben hat zum Ritter ihn geſchlagen;
Er ſoll der Schoͤnheit neid'ſche Kerker lichten,
Daß nicht ſich alle goͤtterlos vernichten,
Soll er die Goͤtter zu beſchwoͤren wagen.
Tritt erſt die Lieb' auf ſeine bluͤh'nden Huͤgel,
Fuͤhlt er die reichen Kraͤnze in den Haaren,
Mit Morgenroth muß ſich die Erde ſchmuͤcken;
Suͤßſchauernd dehnt der Geiſt die großen Fluͤgel,
Es glaͤnzt das Meer — die muth'gen Schiffe fahren,
Da iſt nichts mehr, was ihm nicht ſollte gluͤcken!
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