Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.den Papagey noch lange hinter mir drein schimpfen Nachdem wir draußen vor der Stadt auf schmalen Wie sie nun so eben, mit zum Himmel gerichteten den Papagey noch lange hinter mir drein ſchimpfen Nachdem wir draußen vor der Stadt auf ſchmalen Wie ſie nun ſo eben, mit zum Himmel gerichteten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0104" n="94"/> den Papagey noch lange hinter mir drein ſchimpfen<lb/> hoͤrte.</p><lb/> <p>Nachdem wir draußen vor der Stadt auf ſchmalen<lb/> ſteinigten Fußſteigen lange zwiſchen Landhaͤuſern und<lb/> Weingaͤrten hinaufgeſtiegen waren, kamen wir an einen<lb/> kleinen hochgelegenen Garten, wo mehrere junge Maͤn¬<lb/> ner und Maͤdchen im Gruͤnen um einen runden Tiſch<lb/> ſaßen. Sobald wir hinein traten, winkten uns alle zu,<lb/> uns ſtill zu verhalten, und zeigten auf die andere Seite<lb/> des Gartens hin. Dort ſaßen in einer großen, gruͤn¬<lb/> verwachſenen Laube zwei ſchoͤne Frauen an einem Tiſch<lb/> einander gegenuͤber. Die eine ſang, die andere ſpielte<lb/> Guitarre dazu. Zwiſchen beiden hinter dem Tiſche<lb/> ſtand ein freundlicher Mann, der mit einem kleinen<lb/> Staͤbchen zuweilen den Takt ſchlug. Dabei funkelte<lb/> die Abendſonne durch das Weinlaub, bald uͤber die<lb/> Weinflaſchen und Fruͤchte, womit der Tiſch in der<lb/> Laube beſetzt war, bald uͤber die vollen, runden, blen¬<lb/> dendweißen Achſeln der Frau mit der Guitarre. Die<lb/> andere war wie verzuͤckt und ſang auf italieniſch ganz<lb/> außerordentlich kuͤnſtlich, daß ihr die Flechſen am Halſe<lb/> aufſchwollen.</p><lb/> <p>Wie ſie nun ſo eben, mit zum Himmel gerichteten<lb/> Augen, eine lange Kadenz anhielt, und der Mann ne¬<lb/> ben ihr mit aufgehobenem Staͤbchen auf den Augen¬<lb/> blick paßte, wo ſie wieder in den Takt einfallen wuͤrde,<lb/> und keiner im ganzen Garten zu athmen ſich unter¬<lb/> ſtand, da flog ploͤtzlich die Gartenthuͤre weit auf, und<lb/> ein ganz erhitztes Maͤdchen und hinter ihr ein junger<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0104]
den Papagey noch lange hinter mir drein ſchimpfen
hoͤrte.
Nachdem wir draußen vor der Stadt auf ſchmalen
ſteinigten Fußſteigen lange zwiſchen Landhaͤuſern und
Weingaͤrten hinaufgeſtiegen waren, kamen wir an einen
kleinen hochgelegenen Garten, wo mehrere junge Maͤn¬
ner und Maͤdchen im Gruͤnen um einen runden Tiſch
ſaßen. Sobald wir hinein traten, winkten uns alle zu,
uns ſtill zu verhalten, und zeigten auf die andere Seite
des Gartens hin. Dort ſaßen in einer großen, gruͤn¬
verwachſenen Laube zwei ſchoͤne Frauen an einem Tiſch
einander gegenuͤber. Die eine ſang, die andere ſpielte
Guitarre dazu. Zwiſchen beiden hinter dem Tiſche
ſtand ein freundlicher Mann, der mit einem kleinen
Staͤbchen zuweilen den Takt ſchlug. Dabei funkelte
die Abendſonne durch das Weinlaub, bald uͤber die
Weinflaſchen und Fruͤchte, womit der Tiſch in der
Laube beſetzt war, bald uͤber die vollen, runden, blen¬
dendweißen Achſeln der Frau mit der Guitarre. Die
andere war wie verzuͤckt und ſang auf italieniſch ganz
außerordentlich kuͤnſtlich, daß ihr die Flechſen am Halſe
aufſchwollen.
Wie ſie nun ſo eben, mit zum Himmel gerichteten
Augen, eine lange Kadenz anhielt, und der Mann ne¬
ben ihr mit aufgehobenem Staͤbchen auf den Augen¬
blick paßte, wo ſie wieder in den Takt einfallen wuͤrde,
und keiner im ganzen Garten zu athmen ſich unter¬
ſtand, da flog ploͤtzlich die Gartenthuͤre weit auf, und
ein ganz erhitztes Maͤdchen und hinter ihr ein junger
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