Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.eine absonderliche Pike wegen seiner unvernünftigen Als ich eintrat, war es ganz still und einsam darin. Ich hatte aber nicht lange Zeit, hinzusehen, denn Der Maler, wie er mich so unverhofft daherkom¬ eine abſonderliche Pike wegen ſeiner unvernuͤnftigen Als ich eintrat, war es ganz ſtill und einſam darin. Ich hatte aber nicht lange Zeit, hinzuſehen, denn Der Maler, wie er mich ſo unverhofft daherkom¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="105"/> eine abſonderliche Pike wegen ſeiner unvernuͤnftigen<lb/> Reden. Jetzt aber gerieth ich ganz außer mir vor<lb/> Zorn. Das liederliche Genie iſt gewiß wieder betrun¬<lb/> ken, dachte ich, den Schluͤſſel hat er von der Kammer¬<lb/> jungfer, und will nun die gnaͤdige Frau beſchleichen,<lb/> verrathen, uͤberfallen. — Und ſo ſtuͤrzte ich durch das<lb/> kleine, offengebliebene Pfoͤrtchen in den Garten hinein.</p><lb/> <p>Als ich eintrat, war es ganz ſtill und einſam darin.<lb/> Die Fluͤgelthuͤr vom Gartenhauſe ſtand offen, ein milch¬<lb/> weißer Lichtſchein drang daraus hervor, und ſpielte auf<lb/> dem Graſe und den Blumen vor der Thuͤr. Ich<lb/> blickte von weitem herein. Da lag in einem praͤchti¬<lb/> gen gruͤnen Gemach, das von einer weißen Lampe nur<lb/> wenig erhellt war, die ſchoͤne gnaͤdige Frau, mit der<lb/> Guitarre im Arm, auf einem ſeidenen Faulbettchen,<lb/> ohne in ihrer Unſchuld an die Gefahren draußen zu<lb/> denken.</p><lb/> <p>Ich hatte aber nicht lange Zeit, hinzuſehen, denn<lb/> ich bemerkte ſo eben, daß die weiße Geſtalt von der<lb/> andern Seite ganz behutſam hinter den Straͤuchern<lb/> nach dem Gartenhauſe zuſchlich. Dabei ſang die gnaͤ¬<lb/> dige Frau ſo klaͤglich aus dem Hauſe, daß es mir recht<lb/> durch Mark und Bein ging. Ich beſann mich daher<lb/> nicht lange, brach einen tuͤchtigen Aſt ab, rannte damit<lb/> gerade auf den Weißmantel los, und ſchrie aus vollem<lb/> Halſe „Mordjo!“ daß der ganze Garten erzitterte.</p><lb/> <p>Der Maler, wie er mich ſo unverhofft daherkom¬<lb/> men ſah, nahm ſchnell Reißaus, und ſchrie entſetzlich.<lb/> Ich ſchrie noch beſſer, er lief nach dem Hauſe zu, ich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
eine abſonderliche Pike wegen ſeiner unvernuͤnftigen
Reden. Jetzt aber gerieth ich ganz außer mir vor
Zorn. Das liederliche Genie iſt gewiß wieder betrun¬
ken, dachte ich, den Schluͤſſel hat er von der Kammer¬
jungfer, und will nun die gnaͤdige Frau beſchleichen,
verrathen, uͤberfallen. — Und ſo ſtuͤrzte ich durch das
kleine, offengebliebene Pfoͤrtchen in den Garten hinein.
Als ich eintrat, war es ganz ſtill und einſam darin.
Die Fluͤgelthuͤr vom Gartenhauſe ſtand offen, ein milch¬
weißer Lichtſchein drang daraus hervor, und ſpielte auf
dem Graſe und den Blumen vor der Thuͤr. Ich
blickte von weitem herein. Da lag in einem praͤchti¬
gen gruͤnen Gemach, das von einer weißen Lampe nur
wenig erhellt war, die ſchoͤne gnaͤdige Frau, mit der
Guitarre im Arm, auf einem ſeidenen Faulbettchen,
ohne in ihrer Unſchuld an die Gefahren draußen zu
denken.
Ich hatte aber nicht lange Zeit, hinzuſehen, denn
ich bemerkte ſo eben, daß die weiße Geſtalt von der
andern Seite ganz behutſam hinter den Straͤuchern
nach dem Gartenhauſe zuſchlich. Dabei ſang die gnaͤ¬
dige Frau ſo klaͤglich aus dem Hauſe, daß es mir recht
durch Mark und Bein ging. Ich beſann mich daher
nicht lange, brach einen tuͤchtigen Aſt ab, rannte damit
gerade auf den Weißmantel los, und ſchrie aus vollem
Halſe „Mordjo!“ daß der ganze Garten erzitterte.
Der Maler, wie er mich ſo unverhofft daherkom¬
men ſah, nahm ſchnell Reißaus, und ſchrie entſetzlich.
Ich ſchrie noch beſſer, er lief nach dem Hauſe zu, ich
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