Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Mit blühendem Mohne, Der träumerisch glänzt, Und Lilienkrone Erscheint er bekränzt. Sein Mund schwillt zum Küssen So lieblich und bleich, Als brächt' er ein Grüßen Aus himmlischem Reich. Eine Fackel wohl trägt er, Die wunderbar prangt. "Wo ist Einer," frägt er, "Dem heimwärts verlangt?" Und manchmal da drehet Die Fackel er um -- Tiefschauernd vergehet Die Welt und wird stumm. Und was hier versunken Als Blumen zum Spiel, Siehst oben Du funkeln Als Sterne nun kühl. -- O Jüngling vom Himmel, Wie bist Du so schön! Ich laß das Gewimmel, Mit Dir will ich gehn! Was will ich noch hoffen? Hinauf, ach hinauf! Der Himmel ist offen, Nimm, Vater, mich auf! Mit bluͤhendem Mohne, Der traͤumeriſch glaͤnzt, Und Lilienkrone Erſcheint er bekraͤnzt. Sein Mund ſchwillt zum Kuͤſſen So lieblich und bleich, Als braͤcht' er ein Gruͤßen Aus himmliſchem Reich. Eine Fackel wohl traͤgt er, Die wunderbar prangt. „Wo iſt Einer,“ fraͤgt er, „Dem heimwaͤrts verlangt?“ Und manchmal da drehet Die Fackel er um — Tiefſchauernd vergehet Die Welt und wird ſtumm. Und was hier verſunken Als Blumen zum Spiel, Siehſt oben Du funkeln Als Sterne nun kuͤhl. — O Juͤngling vom Himmel, Wie biſt Du ſo ſchoͤn! Ich laß das Gewimmel, Mit Dir will ich gehn! Was will ich noch hoffen? Hinauf, ach hinauf! Der Himmel iſt offen, Nimm, Vater, mich auf! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0158" n="148"/> <lg n="4"> <l>Mit bluͤhendem Mohne,</l><lb/> <l>Der traͤumeriſch glaͤnzt,</l><lb/> <l>Und Lilienkrone</l><lb/> <l>Erſcheint er bekraͤnzt.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Sein Mund ſchwillt zum Kuͤſſen</l><lb/> <l>So lieblich und bleich,</l><lb/> <l>Als braͤcht' er ein Gruͤßen</l><lb/> <l>Aus himmliſchem Reich.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Eine Fackel wohl traͤgt er,</l><lb/> <l>Die wunderbar prangt.</l><lb/> <l>„Wo iſt Einer,“ fraͤgt er,</l><lb/> <l>„Dem heimwaͤrts verlangt?“</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Und manchmal da drehet</l><lb/> <l>Die Fackel er um —</l><lb/> <l>Tiefſchauernd vergehet</l><lb/> <l>Die Welt und wird ſtumm.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Und was hier verſunken</l><lb/> <l>Als Blumen zum Spiel,</l><lb/> <l>Siehſt oben Du funkeln</l><lb/> <l>Als Sterne nun kuͤhl. —</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>O Juͤngling vom Himmel,</l><lb/> <l>Wie biſt Du ſo ſchoͤn!</l><lb/> <l>Ich laß das Gewimmel,</l><lb/> <l>Mit Dir will ich gehn!</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Was will ich noch hoffen?</l><lb/> <l>Hinauf, ach hinauf!</l><lb/> <l>Der Himmel iſt offen,</l><lb/> <l>Nimm, Vater, mich auf!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [148/0158]
Mit bluͤhendem Mohne,
Der traͤumeriſch glaͤnzt,
Und Lilienkrone
Erſcheint er bekraͤnzt.
Sein Mund ſchwillt zum Kuͤſſen
So lieblich und bleich,
Als braͤcht' er ein Gruͤßen
Aus himmliſchem Reich.
Eine Fackel wohl traͤgt er,
Die wunderbar prangt.
„Wo iſt Einer,“ fraͤgt er,
„Dem heimwaͤrts verlangt?“
Und manchmal da drehet
Die Fackel er um —
Tiefſchauernd vergehet
Die Welt und wird ſtumm.
Und was hier verſunken
Als Blumen zum Spiel,
Siehſt oben Du funkeln
Als Sterne nun kuͤhl. —
O Juͤngling vom Himmel,
Wie biſt Du ſo ſchoͤn!
Ich laß das Gewimmel,
Mit Dir will ich gehn!
Was will ich noch hoffen?
Hinauf, ach hinauf!
Der Himmel iſt offen,
Nimm, Vater, mich auf!
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