Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.wenn ihr damit fürlieb nehmen wollt." -- Und hier¬ Von kühnen Wunderbildern Ein großer Trümmerhauf, In reizendem Verwildern Ein blüh'nder Garten drauf. Versunknes Reich zu Füßen, Vom Himmel fern und nah, Aus andrem Reich ein Grüßen -- Das ist Italia! Wenn Frühlingslüfte wehen Hold über'm grünen Plan, Ein leises Auferstehen Hebt in den Thälern an. Da will sich's unten rühren, Im stillen Göttergrab, Der Mensch kanns schauernd spüren Tief in die Brust hinab. Verwirrend in den Bäumen Gehn Stimmen hin und her, Ein sehnsuchtsvolles Träumen Weht über's blaue Meer. Und unter'm duft'gen Schleier,
So oft der Lenz erwacht, Webt in geheimer Feier, Die alte Zaubermacht. wenn ihr damit fuͤrlieb nehmen wollt.“ — Und hier¬ Von kühnen Wunderbildern Ein großer Trümmerhauf, In reizendem Verwildern Ein blüh'nder Garten drauf. Verſunknes Reich zu Füßen, Vom Himmel fern und nah, Aus andrem Reich ein Grüßen — Das iſt Italia! Wenn Frühlingslüfte wehen Hold über'm grünen Plan, Ein leiſes Auferſtehen Hebt in den Thälern an. Da will ſich's unten rühren, Im ſtillen Göttergrab, Der Menſch kanns ſchauernd ſpüren Tief in die Bruſt hinab. Verwirrend in den Bäumen Gehn Stimmen hin und her, Ein ſehnſuchtsvolles Träumen Weht über's blaue Meer. Und unter'm duft'gen Schleier,
So oft der Lenz erwacht, Webt in geheimer Feier, Die alte Zaubermacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="192"/> wenn ihr damit fuͤrlieb nehmen wollt.“ — Und hier¬<lb/> mit ſang er, ohne ſich lange zu beſinnen, mit ſeiner<lb/> klaren froͤhlichen Stimme in die heitere Morgenluft<lb/> hinaus:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Von kühnen Wunderbildern</l><lb/> <l>Ein großer Trümmerhauf,</l><lb/> <l>In reizendem Verwildern</l><lb/> <l>Ein blüh'nder Garten drauf.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Verſunknes Reich zu Füßen,</l><lb/> <l>Vom Himmel fern und nah,</l><lb/> <l>Aus andrem Reich ein Grüßen —</l><lb/> <l>Das iſt Italia!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wenn Frühlingslüfte wehen</l><lb/> <l>Hold über'm grünen Plan,</l><lb/> <l>Ein leiſes Auferſtehen</l><lb/> <l>Hebt in den Thälern an.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Da will ſich's unten rühren,</l><lb/> <l>Im ſtillen Göttergrab,</l><lb/> <l>Der Menſch kanns ſchauernd ſpüren</l><lb/> <l>Tief in die Bruſt hinab.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Verwirrend in den Bäumen</l><lb/> <l>Gehn Stimmen hin und her,</l><lb/> <l>Ein ſehnſuchtsvolles Träumen</l><lb/> <l>Weht über's blaue Meer.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Und unter'm duft'gen Schleier,</l><lb/> <l>So oft der Lenz erwacht,</l><lb/> <l>Webt in geheimer Feier,</l><lb/> <l>Die alte Zaubermacht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
wenn ihr damit fuͤrlieb nehmen wollt.“ — Und hier¬
mit ſang er, ohne ſich lange zu beſinnen, mit ſeiner
klaren froͤhlichen Stimme in die heitere Morgenluft
hinaus:
Von kühnen Wunderbildern
Ein großer Trümmerhauf,
In reizendem Verwildern
Ein blüh'nder Garten drauf.
Verſunknes Reich zu Füßen,
Vom Himmel fern und nah,
Aus andrem Reich ein Grüßen —
Das iſt Italia!
Wenn Frühlingslüfte wehen
Hold über'm grünen Plan,
Ein leiſes Auferſtehen
Hebt in den Thälern an.
Da will ſich's unten rühren,
Im ſtillen Göttergrab,
Der Menſch kanns ſchauernd ſpüren
Tief in die Bruſt hinab.
Verwirrend in den Bäumen
Gehn Stimmen hin und her,
Ein ſehnſuchtsvolles Träumen
Weht über's blaue Meer.
Und unter'm duft'gen Schleier,
So oft der Lenz erwacht,
Webt in geheimer Feier,
Die alte Zaubermacht.
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